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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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mächtig viel los in Eurer Gießerei. Aber tröstet Euch, Ihr seid in bester Gesellschaft. Von den armen Schweinen an Matrosen und Soldaten, die ihren Kopf und ihre heilen Glieder für England hingehalten haben, redet ja ohnehin keiner mehr. Aber auch von den besseren Herren sitzen etliche bis zur Halskrause in der Scheiße. Sogar die Oberhäupter des Devonshire-Clans. Wenn’s nicht so ärgerlich wäre, dann würde ich johlen vor Vergnügen. Mein Intimus Drake muß seine Leute aus eigener Tasche entlohnen, wenn er seinen Nimbus nicht verlieren will, und auf finanziellen Ersatz für seine vor Gravelines so bereitwillig zur Verfügung gestellten Brander wartet er auch noch. Seinem Vetter Hawkins, unserem hochedlen Marineschatzmeister, fliegen von allen Ecken und Enden die Geldforderungen um die Ohren, und er kann nicht zahlen, weil der noch hochedlere William Cecil, Lord Burghley, unser Lordschatzmeister, die Gelder für das Navy und Ordnance Board schlicht gestrichen hat. Das Eingesparte braucht er für ein rauschendes Fest anläßlich des Sieges über die Armada und die 30jährige Thronbesteigung der Königin!«
    Mit einem tiefen Zug stärkt sich Sir Richard aus der Flasche, ehe er traurig feststellt:
    »Wir haben alles falsch gemacht, Sir Adam! Anstatt uns um die Verteidigung der cornischen Küste, die Beschaffung von Pulver und Kugeln zu kümmern, oder uns gar mit den Dons zu prügeln hätten wir nach Irland gehen müssen. Da sahnen sie nun gefahrlos ab, was wir mit unserem Leben erkämpft haben! Mindestens 20 der spanischen Galeonen und Urkas hat es zwischen Tory Island und Cape Clear auf den Strand geschmissen. Die irischen Viehhüter hängen ihren Schafen Goldperlen in die Ohren, und der tapfere Statthalter Ihrer Majestät in Irland, Sir Richard Bingham, erwirbt sich unsterbliche Verdienste um die Krone, indem er mit Beil und Strick schiffbrüchige Spanier abschlachtet.«
    Ein letzter Zug, der die Flasche endgültig leert, dann rumpelt Grenville in die Höhe:
    »Ich muß weiter. Seid froh, daß Ihr hier ruhig in Mayfield hocken dürft. Hier müßt Ihr Euch wenigstens nicht mit Vorwürfen und Anklagen herumschlagen! Da, das habe ich letzte Woche erhalten!« Grenville zerrt einen mittlerweile reichlich schmierigen Brief, auf dem man noch das königliche Siegel erkennen kann, aus der Manteltasche, hält es mir hin. »Wißt Ihr, was unsere huldvolle, jungfräuliche Majestät fragen läßt? Wo denn die eroberten und gekaperten spanischen Schiffe geblieben seien? Und wo die zahllosen spanischen Gefangenen, die doch gemacht werden sollten? Und vor allem, wo denn die Schatzkisten mit all dem schönen spanischen Gold geblieben seien, die die Armada mitgefühlt habe?
    Und wißt Ihr, was ich jetzt tue? Ich darf nach London reiten, um mich zu rechtfertigen! Und vielleicht trifft mich dann auch der Dank der Krone, wie auf Seiten der Dons den Befehlshaber der tapferen S ANTA B ARBARA , Don Cristóbal de Avila, den Medina Sidonia am Tag nach Gravelines an der Rahnock aufhängen und durch die ganze Flotte fahren ließ, zur Bestärkung der Tapferkeit der übrigen. Vielleicht habe ich Glück und strande nur in einer einsamen irischen Bucht.«
    Schwankend, aber aufrecht verläßt Sir Richard mein Haus, wird von seinen Reitknechten aufs Pferd gehievt.
    »Ein Hoch auf die Dankbarkeit der Könige!« grölt er mir noch zu, während er zum Hoftor hinaustrabt.

Sonntag,
den 17. November
    Böiger Nordwestwind, vermischt mit Schneeflocken und Regen, klatscht mir und meinen mißmutig hinterdrein trottenden Begleitern ins Gesicht. Unsere Pferde stapfen mühsam durch den aufgeweichten Morast der Landstraße. Wasser tropft von unseren Hüten, unsere Mäntel sind durchweicht, unsere Stiefel bis zu den Knien mit Kot bespritzt, Sättel und Zaumzeug quietschen vor Nässe. Verdammt, Spätherbst und Winter sind keine Reisezeit in England! Wer immer kann, der sollte in seiner warmen Stube hinter dem Ofen sitzen bleiben, die Füße hochlegen und mit heißem Glühwein dem Schnupfen vorbeugen.
    Aber ich habe es nicht mehr ausgehalten in Mayfield, in der trostlos leeren Mayfield Furnace mit ihren stillstehenden Wasserrädern, den kalten Schmelzöfen, den leeren Lagern, in denen nur noch Orthmann, Paine und Stanton wie verlorene Seelen herumgeistern. Selbst Ysabels hingebungsvolle Sorge um mein leibliches Wohl mit Essen, Trinken und Unterhaltung am Tag und Zärtlichkeiten in der Nacht konnte mich nicht mehr halten.
    Als wir durch das breite Tor der

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