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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Berichte, nach denen die Langbogenschützen auf 200 Yards ein Ziel von der Größe eines Menschen mit sechs bis acht Pfeilen in der Minute treffen können und so schnell schießen, daß der dritte Pfeil in der Luft ist, noch ehe der erste sein Ziel erreicht, keineswegs ins Reich der Legende gehören.
    In Walsinghams Arbeitsraum hat sich in all den Jahren, seit ich ihn das erste Mal betreten habe, nichts verändert. Verändert dagegen hat sich Sir Francis selbst. Sein weißes Gespenstergesicht erscheint noch bleicher, die Falten sind schärfer, die tief in die Höhlen gesunkenen Augen noch brennender. Trotz des überheizten Raumes scheint sein Körper unter den dicken Pelzdecken, in die er eingehüllt ist, vor Kälte zu beben.
    »Ich habe Euch schon seit einiger Zeit erwartet«, begrüßt mich Walsingham.
    »Weshalb habt Ihr dann nicht nach mir geschickt?«
    »Dazu bestand unsererseits kein Anlaß …«
    Ich schweige, warte auf eine Erklärung für diese merkwürdige Eröffnung des Gespräches.
    »Ich hörte, daß Ihr undankbar seid, Sir Adam …«
    » Undankbar?«
    »Man hat Euch ein großzügiges Geschenk gemacht. Man hat Euch eine reiche Belohnung für Eure Verdienste zuteil werden lassen. Ihr scheint Euch dieser Ehre nicht recht bewußt zu sein.«
    »Geschenk? Belohnung? Ehre?« Ich weiß nicht, ob ich vor Enttäuschung oder Wut losbrüllen soll. Mühsam zügle ich meine Lautstärke. »Eine wahrhaft königliche Belohnung! Man hat mir ein handtuchgroßes Stückchen Land übertragen mit ein paar Gebäuden darauf und mir gleich auch noch die Verpflichtung geschenkt, dieselbigen aus eigener Tasche hinfort zu betreiben, zu erhalten und zu bezahlen! Vollendet wurde diese Schenkung durch den Abzug aller Männer bis auf drei Seßhafte.«
    »Die Leute waren von der Krone angeworben und bezahlt. Niemand hindert Euch, sie auf Eure eigene Rechnung zurückzuholen.«
    »Wenn Ihr schon all meine notwendigen Leute aus der Gießerei abgezogen habt«, grolle ich. »Dann schafft mir wenigstens auch noch diesen Schleicher Thomas Orthmann vom Hals!«
    Walsingham zeigt sich uninteressiert: »Werft ihn hinaus. Er ist auf eigenen Wunsch in Mayfield geblieben.«
    »Und für wen schnüffelt er dann?« frage ich grob.
    »Diese Frage sollte eigentlich nicht gerade von Euch kommen, Sir Adam. Ihr wart lange genug in der gleichen Position wie er …«
    Ich bin nahe daran den letzten Rest meiner Beherrschung zu verlieren.
    »Meine Lager hat man säuberlich von jedem Krümelchen Kupfer, Zinn, Brennholz und sonstigem Material gesäubert!«
    »Auch das Material war Eigentum der Krone, wie Ihr wißt. Es steht Euch nichts im Wege, neues Material einzukaufen.«
    »Und weshalb hat man dann nicht auch noch die Pferdeäpfel und die Roßpisse abtransportiert?« fauche ich.
    »Sie sind Euer rechtmäßiges Eigentum«, Walsingham umklammert mit beiden Händen eine auf dem Schreibtisch liegende Pergamentrolle. »Ich verstehe Euch nicht, Sir Adam. Ich möchte Euch gar nicht daran erinnern, daß Euch Euer Freund William Davison seinerzeit in Innsbruck aus einer recht mißlichen Lage befreit hat. Ich möchte Euch auch nicht daran erinnern, daß wir es waren, die mehr als einmal Euren Hals gerettet haben und Euch jahrelang vor den Anschlägen des Hauses Habsburg, Eures Onkels Hans Christoph Löffler und der Katholiken beschützt haben. Ihr solltet übrigens etwas mehr für Eure Sicherheit tun. Die große Schlacht ist zwar vorbei, doch Haß und Rachegefühle der anderen Seite gegen Euch sind deshalb nicht geringer geworden. Ihr solltet Euch um ein paar Leibwächter kümmern!«
    »Auf eigene Kosten natürlich?« frage ich ironisch.
    »Gewiß! Es ist schließlich Euer Leben, das bedroht ist. Aber was ich Euch sagen wollte: Als Ihr nach England kamt, war es Euer heißersehntes Ziel, selbständiger Gießermeister in einer eigenen Gießerei zu sein. Wir haben Euch das Erreichen dieses Ziels ermöglicht. Wir haben Euren Innsbrucker Meisterbrief ausgeschrieben und gesiegelt. Durch Eure Arbeit für uns seit Ihr zu einem der berühmtesten Geschützgießer Europas geworden. Wir haben Euch nun eine vollständig ausgerüstete Gießerei geschenkt. Durch uns seid Ihr, was Ihr sein wolltet. Was also wollt Ihr mehr?«
    Es ist mir klar, daß ich im Augenblick so nicht weiterkomme. Walsingham ist offensichtlich derart von der Großzügigkeit des königlichen Geschenkes überzeugt, daß er alle meine Einwände abschmettert.
    So wende ich mich zunächst praktischen Aspekten zu: »Ich

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