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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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meine Geschütze, und zudem verbindet uns das Geheimnis seiner Beziehung zu der königlichen Hofdame Bess Throckmorton. Auch Sir Walter scheint dieser Gedanke durch den Kopf zu schießen, denn er erbleicht sichtlich, als er meiner ansichtig wird:
    »Was wollt Ihr hier, Sir Adam?«
    »Eine Audienz bei Ihrer Majestät«, stelle ich knapp fest.
    »Seid Ihr von Ihrer Majestät zur Audienz befohlen? Zeigt mir bitte Eure schriftliche Aufforderung.«
    »Ich habe keine schriftliche Aufforderung, und ich bin auch nicht befohlen worden …«
    »Dann ist Ihre Majestät im Augenblick leider nicht …«
    »O doch, sie ist!« schneide ich Raleigh kurzerhand das Wort ab. »Ihre Majestät dürfte bereits seit Ende August, genauer gesagt, seit dem Bekanntwerden der Vernichtung der Armada durch meine Geschütze den Wunsch hegen, mich zu sehen – nur daß durch nachlässige Diener dieser Wunsch bislang nicht offiziell bis zu mir durchgedrungen ist. Meldet ganz einfach Ihrer Majestät, daß ich da bin – und dann sehen wir weiter.«
    In dieser Sekunde erscheint ausgerechnet Sir Edward Hoby neben uns:
    »Probleme, Sir Walter?«
    »Sir Adam Dreyling besteht auf einer Audienz bei der Königin …«
    »Seid Ihr zur Siegesfeier über die Armada und zum Thronjubiläum geladen, Sir Adam?« erkundig sich Hoby von oben herab.
    »Ob zum Krönungsjubiläum, weiß ich nicht. Zur Siegesfeier doch wohl gewiß! Ich bin Sir Adam Dreyling, Erster Geschützgießer Ihrer Majestät! Auch wenn es Euch nicht gefällt, Sir Edward, Ihr kennt meinen Anteil am Sieg über die Spanier sehr genau!« betone ich.
    Hoby rümpft die Nase, als rieche er etwas Unangenehmes:
    »Gesetzt den Fall, Eure Geschütze hätten tatsächlich zu unserem Sieg beigetragen – wie Ihr wißt, ist dieser neben der Tapferkeit unserer Kapitäne und Schiffsbesatzungen vor allem den Brandern vor Calais und dem von Gott geschickten Sturm zu danken -, glaubt Ihr, man lädt jeden Handwerker zu wichtigen Ereignissen des Hofes?«
    Für einen Augenblick schnappe ich nach Luft. Doch dann sehe ich meinen Retter. In giftgrüne Seide gehüllt eilt mein Freund George Clifford auf uns zu:
    »Sir Adam, hat man Euch doch noch eingeladen?«
    »Man hat nicht!« meldet sich erneut Hoby zu Wort. »Und man wird auch nicht. Dieser Herr hat, wie uns bekannt ist, seinen Lohn bereits überreich empfangen! Im übrigen hat man ihn zudem mit der Erlaubnis geehrt, den Titel eines Ersten Geschützgießers Ihrer Majestät auch weiterhin zu führen, und ihm schon früher die Anrede Sir zugestanden. Wünscht der Herr aus Habsburger Landen für seine umstrittenen Verdienste etwa zum Baron ernannt zu werden? Weshalb sollten wir dann nicht gleich Philipp von Spanien zum Peer of England ernennen?«
    Ehe ich zu einer passenden Antwort ansetzen, oder dem arroganten Schnösel gleich die Faust in seine Visage schmettern kann, zieht mich Clifford auf die Seite:
    »Macht bitte keinen Ärger, Sir Adam! Ihr müßt verstehen …«
    »Muß ich?« begehre ich wütend auf.
    Cumberland nimmt für einen Augenblick seinen mit wallenden Federn besteckten Hut ab:
    »Nein, verdammt, Ihr müßt nicht! Aber was wollt Ihr machen? Die Königin hat beschlossen, daß eine den Verdiensten angemessene Verteilung von Ehren, Ämtern und Ländereien für die Krone zu kostspielig ist.
    Glaubt mir, Ihr seid sogar noch recht gut weggekommen! Der Ritterschlag für Hawkins und Frobisher hat die Königin keinen Penny gekostet. Aber Drake oder Euch zum Lord zu ernennen, das würde Land, also Geld kosten. Ich gebe Euch den guten Rat: Kehrt nach Mayfield zurück und genießt, was Ihr habt. Anderen, die durchaus auch ihren Teil zum Sieg beigetragen haben, hat man sogar kostenlose Anerkennungen, etwa die Aufnahme ins Privy Council oder den Hosenbandorden verweigert …«
    »Wie beispielsweise Euch, George?«
    »Wie beispielsweise mir!« faucht Cumberland, knallt seinen Hut auf den Kopf und eilt davon.

    London, den 25. November 1588.
    Mein lieber Ulrich!
    Ist es wirklich schon wieder über ein halbes Jahr her, daß mir Graf Rzeszówski Deinen letzten Brief übergeben hat? Ich kam damals einfach nicht dazu, Dir zu antworten – verzeih mir. Aber damals stand ja die große Entscheidung gegen Spanien unmittelbar bevor, und ich hetzte zwischen Mayfield, London, Chatham, Portsmouth und Plymouth hin und her, um auch noch das letzte der königlichen Schiffe Englands mit den vorzüglichen Dreyling-Geschützen zu bestücken … Ich habe damals oft nicht mehr als zwei oder

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