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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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meiner Auffassung erst wieder gefüllt werden, sollte erneut ein Feind bedrohlich vor den Küsten Englands auftauchen. Oder Mayfield wird völlig verschwinden, da aus Kostengründen allein dem Eisenguß die Zukunft winkt. Ein Übergang und eine Veränderung, die mir ein bestimmtes Ziel vorschreiben könnte. Die dritte Möglichkeit schließt den solidesten Kopf Londons mit ein, der möglicherweise in Barn Elms beschlossen hat, mein Schicksal erneut voll in seine Hände zu nehmen. Was er dort knetet, vermag Ysabel jedoch auch nicht zu sagen …
    »Sir Adam, die Gäste sind eingetroffen!« reißt mich mein Schreinermeister Jonathan aus den Gedanken. Er und James Paine, mein Schmelzmeister, der in Mayfield mit seiner Familie lebt und der mit seiner Frau zusammen das Buffet arrangiert, sind außer Orthmann die einzigen, die bis auf den heutigen Tag in meiner Gießerei verblieben sind.
    »Habt Ihr das Signalfeuer angesteckt?«
    »Es brennt lichterloh.«
    »Gut so!«
    Ich trete an den Spiegel, um zu kontrollieren, ob das schwarze, enganliegende Wams korrekt sitzt. Vielleicht habe ich Fehler gemacht. Vielleicht hätte ich keinen einzigen Augenblick um Mayfield Furnace kämpfen sollen, geht es mir erneut durch den Kopf. Hätte mich fügen sollen, hätte die Gießerei besser abgelegt wie einen Degen, um dafür auf Schmierstiefeln als Sekretär erfolgreich in irgendein Board hineinzumischen? Dann wäre ich wohl hochgeschätzt zu dieser Stunde irgendwo in London.
    Die große Schlacht vor den Küsten ist geschlagen, hier aber ist sie immer noch im Gange. Die Machenschaften um mich herum sind keinesfalls vorbei. Ich gehöre über Nacht zu der kleinen Gruppe der mit Mißtrauen Beäugten, Unbequemen und Katholischen, die langsam aber sicher abgetrennt werden von Krone, Board und Einfluß. Schlimm ist nur, daß die Türen, die ich hinter mir selbst schützend verschließe, Befehlen aus London nie standhalten werden …
    Stimmengewirr und Schritte in der Eingangshalle zaubern mir wieder die fröhliche Seite ins Gesicht. Ich öffne die Tür zur Halle. Heitere Gesichter, die im ersten Augenblick verstummen, als sie mich erblicken. Matthew mit Frau Margarethe, William, Sir Richard mit Frau, Cumberland mit Lady Simpson und seiner Nichte Joan Cranbrook sehen mich staunend an.
    »Myladies und Mylords, herzlichst willkommen in der still ruhenden Mayfield Furnace!« rufe ich ihnen freudig entgegen.
    Cumberland mit einem Hut auf dem Kopf, der neuerlich seinen Feder-Wahn unterstreicht, ist der erste, aus dessen Munde überschwenglich die Erwiderung pulsiert:
    »Adam! Wir haben uns zwar erst kürzlich gesehen, doch Ihr habt Euch in den wenigen Wochen stark verändert …« Er tritt ein wenig zurück und betrachtet mich von oben bis unten, dann faßt er mich an beiden Schultern. »So ganz in Schwarz, schmal und blaß, mit einem Ausdruck im Gesicht, der eher zu einem einsamen Eremiten paßt als zu dem Sieger über La Felicissima Armada. Welch ein Triumph im Juli. Oh, ich weiß genau, wie Ihr Euch fühlt. Ihr werdet sehen, das neue Jahr bringt Euch nur Gutes! Meine Begleitung ist der Beweis: Lady Simpson und meine Nichte Joan Cranbrook, Hofdame Ihrer Majestät der Königin! Ich schleppe sie mit, um sie vor den Kannibalen Londons zu schützen.«
    Wohlgeruch verbreitet sich in der Halle. Ich ergreife Lady Simpsons Hand. Ihre Toilette ist vollendet. Das kastanienbraune Haar türmt sich hochtoupiert über der Spitzenkröse ihres bristolroten Kleides. Die echte Freude strahlt aus ihrem Gesicht.
    Cumberlands Gesicht sieht zerknittert aus, wie ein ungemachtes Strohlager. Neben ihm Joan, die mit besonderer Neugier, wie mir scheint, ihre Blicke unentwegt auf mich geheftet hat. Dabei schießt ihr das Blut in die Wangen, als ich ihre Hand ergreife. In ihren bernsteinfarbenen Augen nehme ich ein Aufflammen wahr, welches mich an das Schmelzen von kalten Bronzebarren erinnert.
    »Willkommen, Mylady. Es ist wie ein Traum, eine zarte, leuchtende Blüte aus Hampton Court in der erkalteten Mayfield Furnace begrüßen zu können.«
    Ich löse mich von ihr und wende mich Matthew und seiner Frau zu, deren Hände zum einen glühend, zum andern zartfühlend die Wiedersehensfreude spüren lassen.
    Mrs. Baker hält meine Hand: »Ihr seid schmal geworden und blaß. Und das völlig schmucklose Schwarz ist eher etwas für den Kerker. Dabei könnt Ihr so stolz sein auf das, was Ihr für das Königreich geleistet habt! Ich hoffe, der Kummer ist für immer verschwunden aus

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