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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Mayfield Furnace zurückschenken! Das wäre sowieso die einzig richtige Antwort gegenüber dem Nest Hampton Court, in dem Dinge beschlossen werden, die an das Ausbrüten von Spatzeneiern erinnern.«
    Ein Kichern von Joan löst zumindestens bei den Ladies ein wenig Heiterkeit aus.
    »Also, wie bewertet Ihr meine und die Zukunft meiner Gießerei an diesem Silvesterabend?«
    Cumberland windet sich: »So schwarz und feucht und ausweglos ist doch alles nicht …«
    »Weicht nicht aus! Noch könnt Ihr im alten Jahr die Wahrheit verkünden. Erzählt alles, besonders das, worüber Ihr Euch schämen müßt.«
    »Ich lasse mich in diesem Stile von Euch zu nichts zwingen!« reagiert er zunehmend ärgerlich.
    Matthew mischt sich ein:
    »Mein lieber Freund Adam, du solltest den Bogen jetzt nicht überspannen. Wir kämpfen alle, wie wir hier sitzen, mit den aufgezwungenen Problemen dieses Winters. Wer will heute schon voraussehen, was im Frühjahr die Königin für politische Aktionen plant? Also gib dich zufrieden!«
    »Dann gestattet mir bitte, daß ich Euch ein wenig helfe. Sieht es die Königin, Walsingham oder sonst wer nicht gern, wenn ein Tiroler in der wichtigsten Gießerei Englands sitzt?«
    »Unglaublich!« reagiert Cumberland empört. »Unser Handeln in der Vergangenheit widerspricht Eurer These. Das kümmerte niemand in der Vergangenheit, und es wird in Zukunft auch niemanden kümmern.«
    »Dann will ich es so haben, wie es war. Hier und jetzt! Vielleicht spendiert die Königin Mayfield Furnace etwas, damit die Gießerei wieder in Betrieb gehen kann. Manch einer Ihrer famosen Hofschranzen hat doch Schulden bei Ihr, die in die Zehntausende Pfund gehen, wie man hört. Ich dagegen brauche kein Geld, sondern meine Männer und vor allem Aufträge!«
    »Die kann ich Euch zwar nicht beschaffen, doch ein Grund bleibt außen vor, nämlich Eure politische Herkunft.«
    »Ein schwacher Trost, denn es wird deutlich, daß bis zum Zeitpunkt der Armada-Auseinandersetzung Walsingham es tatsächlich einen Dreck kümmerte, ob ich Habsburger, Nordire, Franzose oder Engländer war. Doch nun, da die Magazine voll sind, der Feind geschwächt, ist mein Können weniger wert als die politische Intrige. Würde ich morgen mit Hasenfellen handeln, wäre jedermann zufrieden. Davon bin ich überzeugt.«
    »Ihr redet Euch um Euren Hals …!« zischt Cumberland über die Tafel hinweg.
    »Zum Teufel damit, warum denn nicht? Ist Mayfield eine Gießerei oder ein politischer Gegner, den die Königin oder Walsingham mit allen Boards der Welt zu fürchten haben?«
    Keine Antwort. Stille herrscht im Raum. Während die Damen bis auf Lady Joan betreten zu Boden blicken, wendet sich Cumberland ab, geht hinüber zum Kamin und starrt ins Feuer. Auf dem Sims rinnt der Rest des Sandes durch die Verengung des Stundenglases. Meinen letzten Trumpf will ich im alten Jahr noch ins Spiel bringen:
    »Ich möchte den Vorschlag von Sir Richard aufgreifen und Euch verkünden, daß mich im neuen Jahr tatsächlich nicht nur Schwärze, Feuchtigkeit und Ausweglosigkeit erwarten. Ich bin nämlich der Meinung, daß es noch viele Königreiche gibt, die einen Christoph Columbus der Gießkunst suchen. Ganz bestimmt keine Drohung, Myladies und Mylords, doch immerhin eine neue Idee. Ein versöhnlicher Grund, der es uns wert sein sollte, mit Wein aus der spanischen R OSARIO das neue Jahr zu begrüßen.«
    Während meine Gäste beginnen, die Worte zu verdauen, gebe ich Order:
    »Jonathan! Die vollen Gläser bitte.«
    »Joan, komm her, wir wollen anstoßen!« ruft Cumberland gereizt hinüber zur Stirnseite des Raumes. Dort steht sie neben dem Juwel des Raumes, das freischwingend von der Decke hängt, und streichelt versunken die Bronze meiner ersten Feldschlange.

Mittwoch,
der 1. Januar 1589
    Versöhnlich und ohne Groll nahmen Matthew, William und vor allem Sir Richard mit ihren Damen vor knapp einer Stunde Abschied von Mayfield Furnace, nachdem sie zunächst mit gewisser Zurückhaltung in der ersten Stunde des neuen Jahres das Kreolische Haischnitzel und das spanische Piratengericht Paella Hispaniola genossen hatten. Lady Simpson hätte auch davon gerne das Rezept erfahren, doch Cumberland verhinderte die Erfüllung ihres Wunsches, indem er ihr mehrmals auf den Füßen stand. Der exzellente Würzwein danach, mitsamt seinen Reserven, wäre in einer weiteren Stunde geleert gewesen, doch meine Vorrede zu Silvester hat mir meinen bisherigen Freund Cumberland schnell entfremdet. Er forcierte

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