Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)
Schlange liebkost das Rohr …
Joan bemerkt meine kleine Abwesenheit, hebt ihre Brüste und bietet sie meinen Küssen und Bissen dar. Jetzt löst sie ihren Griff um die Delphine, umschlingt mit ihren freien Armen meinen Hals und kreuzt die Beine um mein Gesäß.
Ich stemme meine Füße in die Seile und presse sie auf das Rohr zurück. Mir ist, als versorge ich Joan mit meinem Blut, während sie einen gellenden Lustschrei herauspreßt!
Wir schwingen noch mit dem Rohr, als uns das Knallen der auffliegenden Tür abstürzen läßt. Meine Augen erfassen einen wilden Stier. Cumberland steht im Raum.
»Joan!? Adam!?«
Bilder entstehen wie Blitze in meinem Kopf. Büchsenhausen, die Laube, Frau Elisabeth, Antonia …
»Was macht Ihr mit Joan?« Er stürzt fünf Schritte näher, bleibt mitten im Schritt stehen, greift sich an die Stirn und beginnt zu begreifen. »Verdammt!! Seid Ihr des Wahnsinns? Dort oben …?«
Und nach einigem Zögern:
»Sie ist die Hofdame der Königin! Ich rette sie vor den Kannibalen Londons, und Ihr freßt sie hier seelenruhig auf! Los! Runter von ihr! Runter sagte ich!«
»Verschwindet!« knalle ich dagegen.
Wäre er Kain, er würde mich augenblicklich erschlagen.
»Runter!« brüllt er zurück.
»Raus! Haut ab!« wiederhole ich ebenfalls brüllend.
Über die Schulter von Cumberland hinweg sehe ich Lady Simpson, die ihr Haupt zögernd durch den Türrahmen steckt.
»Joan! Komm sofort mit! Wir reisen noch in dieser Stunde nach London zurück!« poltert Cumberland, bebend vor Zorn.
Ich springe ab, gehe Cumberland entgegen, der zurückweicht, ergreife ein Polster und schleudere es ihm ins Gesicht. George reißt die Arme hoch und wehrt das Polster zur Kaminöffnung hin ab. Glut wirbelt auf. Joan bleibt während dieser kurzen Aktion ungerührt in seitlicher Pose, lang ausgestreckt, auf der Feldschlange liegen:
»Oh, Cumby! Ich fühle mich so gut wie noch nie zuvor, ich will noch nicht nach London!« schmollt sie zurück. »Du hast doch auch so wundervoll mit der Lady gevögelt. Ich habe es nicht ausgehalten. Auch konnte ich deswegen in meinem Zimmer kein Auge schließen.« Joan streckt sich lüstern auf dem Rohr. »Die wunderbarste Nacht in meinem bisherigen Leben! Ich habe mich nur amüsiert, ich habe mich prächtig …, wo ich doch sonst nur der Königin …«
Cumberland ist bleich vor Zorn: »Verdammt noch mal!« und stürzt auf Joan zu. Schnell packe ich zu, zwinge ihn zu Boden. Auge in Auge hämmere ich Wort für Wort in ihn hinein:
»Ihr werdet jetzt sofort den Raum verlassen, wie ich es Euch befohlen habe, ansonsten röste ich Euch im Kamin!«
Mein harter Griff läßt ihn wieder zur Besinnung kommen. Schwer atmet er durch, straft mich durch Verachtung und droht:
»Damit habt Ihr Euch selbst gerichtet! Dies wird Euch die Königin nie verzeihen!« Er zieht seinen Überwurfmantel straff und wendet sich ab, während ich ihm nachrufe:
»Grüßt Ihre Majestät von mir und sagt Ihr, so bezaubernde junge Frauen aus Ihrem reichen Stall sollten sich öfter mal nach Mayfield Furnace verirren …«
In der Tür bleibt Cumberland noch einmal stehen:
»England wird Euch mit einem Flügelschlag abstreifen. Dafür werde ich sorgen.«
»Geht endlich zu Euren Kannibalen!« schleudere ich ihm nach.
Die Tür fällt schwer ins Schloß. Nach einigen Augenblicken der Besinnung, wende ich mich Joan zu:
»Ihr solltet besser tun, was er sagt.«
»Nein, ich will noch nicht zurück nach London!« Langsam spreizt sie schamlos ihre Beine. »Wo Ihr mich doch wie ein liebestoller Hengst bespringt …«
»Joan!« unterbreche ich sie. »Die erste Nacht ist die schönste! Sie läßt sich nie mehr wiederholen.«
Spontan richtet sie sich auf:
»Ich bleibe! Laßt Euch was einfallen.«
Kurz entschlossen gehe ich auf sie zu und versetze ihr eine schallende Ohrfeige. Wie vom Blitz getroffen starrt sie mich an.
»Ihr geht jetzt hinauf und begleitet Euren Onkel nach London, sonst seid Ihr ab morgen nur noch für die Themse gut genug. So aber könnt Ihr allem noch entrinnen! Es war Unrecht …«
Mit Trotz im Gesicht rutscht sie vom Fell, nimmt ihr Hemd und bewegt sich nackt zur Tür. Beim Hinausgehen keift Joan zurück:
»Ihr macht einen weiteren Fehler. Ihr solltet mich genießen und nicht von hier wegschicken …«
Freitag,
der 3. Januar
Seit Tagesanbruch bin ich auf den Beinen. Vormittags gab ich mich meiner neuesten Lieblingsbeschäftigung hin: Ich schaufelte in der frischen Luft mit Genuß Berge von
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