Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
Humus durch ein Sieb, beschickte den dritten Formkasten und krönte zur spätnachmittäglichen Stunde meine Arbeit damit, daß ich den letzten Schnittlauch darin vergrub.
    Merlin, unsere schwarzgetigerte Katze – mit Absicht erhielt sie den passenden Namen eines Katers -, ist mir behilflich, indem sie darüber wacht, daß keine Mäusefamilien in den Formkästen Quartier beziehen. Dafür darf sie die Kästen nach Herzenslust düngen, was sie auch weidlich ausnutzt.
    »Noch nicht!« versuche ich ihre Neugier zu bremsen, da Merlin bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht, in jedes frische, von Hand gegrabene Loch, sei es auch noch so groß oder klein, entweder hineinzuspringen oder mit ihrer Pfote hineinzugrapschen.
    »Jetzt darfst du, mein kleines Teufelchen …!«
    Mit ihren gleichmäßigen Streifen um Kopf, Augen und Nase sowie mit der gleichmäßigen Bänderung um Brust und Vorderpfoten könnte man meinen, sie hätte sich für den Mäusefeldzug eine Kriegsbemalung gegönnt.
    »Sollte die Mäuseplage überhand nehmen«, flüstere ich Merlin ins Ohr, »dann werden Ysabel und ich dir einen Kater besorgen!«
    Merlin scheint mich nicht ganz zu verstehen, da sie ohne ein einziges »Miau« in die dunkel werdende Halle der Gießerei hinüberwechselt. Kaum ist das Tal ohne Sonne, zieht der Nebel ein. Nach ihren Gewohnheiten zu urteilen, müßte Ysabel in den nächsten zwei Stunden aus London zurückkehren. Das stille Einverständnis zwischen uns macht mir zur Aufgabe, daß ich mich rechtzeitig um die Küche kümmere. Gleiche Stunde, gleiches Essen, gleicher Trank, gleiches Bett …
    Ich habe Jonathan und James bis übermorgen freigegeben. Sie spotteten zwar über den häufigen Wechsel meiner Anordnungen, doch mir war es recht so. Die Stille und die Arbeit haben meinen Kopf schnell wieder frei gemacht.
    Gerade, als ich das Wohnhaus betreten möchte, fällt mir ein, daß ich die Asche aus dem eisernen Signalkorb oben auf dem Mast entfernen und neues, trockenes Holz bereitlegen wollte. Vielleicht freut sich Ysabel darüber, wenn ich für sie den Beacon abbrenne.
    Ich überlege es mir nicht zweimal, sondern unterwerfe mich der kurzen Mühsal. Es ist gut, daß Ysabel heute zurückkehrt, denke ich mir noch, als ich den schweren Korb an seiner Eisenkette über die Winde herunterlasse. Gerade habe ich das letzte Holzscheit hineingelegt, da nehme ich den Hufschlag eines Pferdes durch den dichter werdenden Nebel wahr, das den steilen Weg von Mayfield heruntertrabt.
    Ysabel? Nein, zu früh! Gespannt lausche ich auf den Hufschlag, der jetzt genau die Talsohle erreicht hat. Stille! Jemand sitzt ab. Pochen an den Palisaden des Tores. Ich eile zum Tor:
    »Ysabel?«
    »Ja, mach auf!«
    Eilig löse ich die Kette, ziehe den Splint heraus, schiebe den Eisenriegel zurück und öffne das Tor:
    »Ysabel! Du bist schon zurück? Da warst du aber schnell. Komm herein …« Und jetzt, da sie mir gegenübersteht, bin ich so dankbar, daß mir für einen Moment die Worte fehlen. Spontan will ich sie in meine Arme nehmen. Sie aber geht an mir vorbei und drückt mir die Zügel in die Hand:
    »Nimm das Pferd!«
    Die Stimmung schlägt plötzlich um. Ich verriegle mit einer Hand das Tor, während sie abwartend, ohne mich anzublicken, langsam vorausgeht. Stumm gehen wir nebeneinander her. Ihre Art zu gehen, ohne den Mund aufzumachen, kommt mir unerträglich vor.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Erst gehen wir ins Haus.«
    »Gut, gehe voraus, ich bringe Gun in den Stall!«
    Nach wenigen Minuten stehe ich im Kaminzimmer. Ysabel sitzt, die Füße ausgestreckt, im Polstersessel. Wir blicken uns für einen Moment stumm am Ysabel verschränkt die Arme:
    »Ob wohl jemand daran denkt, mir etwas zum Trinken anzubieten?«
    »Der Jemand bin ich!« gebe ich beschwingt zur Antwort und verbeuge mich tief. »Würzwein …, Wasser …, Whisky?«
    »Whisky mit Wasser!«
    Ysabel nimmt den Becher und schüttet ihn in sich hinein. Als sie ihn leergetrunken hat, blickt sie mich düster und unheilschwanger an:
    »Adam!« sagt sie. »Adam, es gibt schlechte Nachrichten.« Das Wort »Nachrichten« hat in meinen Ohren, so wie sie es betont, einen gefährlichen Klang.
    »Was ist los? Komm schon!«
    »Komm schon!« versucht mich Ysabel nachzumachen. »Als ob das Unglück abzuwenden wäre. Der Stil deiner Silvesterfeier ist nicht nur bis zu Walsingham durchgesickert, sogar die Königin interessiert sich für das, was in Mayfield Furnace passiert ist.«
    »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher