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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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etwas!«
    »Was?«
    »Ich habe Befehl von Walsingham, dich hier erst einmal in Sicherheit zu wiegen und gleichzeitig zu helfen, alles für deine Ergreifung vorzubereiten. Dafür habe ich weniger als eine Stunde Zeit. Danach soll ich mich sofort unter irgendeinem Grund in das M IDDLE H OUSE begeben, um Gibbes zu treffen.«
    Der Name trifft mich ins Mark:
    »Gibbes? Du triffst da oben wirklich Richard Gibbes? Warum gerade ihn?«
    »Er oder ein anderer. Ich werde seine Fragen beantworten, und er wird daraufhin die Männer einteilen, die in diesen Stunden oben in Mayfield zusammengezogen werden. Er wird außerdem eigene Befehle haben, die ich nicht kenne.«
    »Das gefällt mir gar nicht! Du bleibst jetzt hier. Wir packen, zünden den Beacon an und machen uns sofort auf den Weg nach Rye!«
    »Das wäre töricht, Adam! Wenn ich nicht erscheine, sind sie sofort alarmiert. Sie würden uns schon in weniger als zwei Stunden jagen. Besser ist es, ich drehe es so, daß wir mindestens einen Vorsprung von fünf bis sechs Stunden bekommen. Außerdem erfahre ich wiederum etwas über seine Pläne, so daß wir unsere Flucht darauf abstimmen können. Der Vorteil liegt gerade darin, daß ich Richard gut kenne. So besehen, haben wir eine echte Chance zu entkommen.«
    »Und die Polen?«
    »Die schwimmen hoffentlich unauffällig irgendwo in der Gegend mit. Ich nehme an, sie sitzen jetzt schon oben in den Wäldern und warten auf unser Zeichen.«
    »Trotzdem gefällt mir das alles nicht. Viel zu gefährlich!«
    »Wenn wir es nicht so machen, kommen wir höchstens bis Bodiam Castle. Das schwör’ ich dir!«
    Ich überlege hin und her, doch Ysabels Argumente sind zwingend.
    »Adam! Wir haben keine Zeit mehr, zu überlegen. Ich muß hinauf.«
    »Gut, ich werde hier alles vorbereiten. Leg wenigstens deine Sachen heraus, damit ich sie einpacken kann.«
    Ysabel begibt sich in die Halle und eilt die Empore hoch.
    »Ich ziehe mich schnell um!« ruft sie von der Treppe aus. Kurze Zeit später verläßt Ysabel zu Fuß Mayfield Furnace.
    »Vergiß die Pferde nicht!« sind ihre letzten Worte.
    Meine wird sie nicht mehr gehört haben:
    »Komm bald zurück …!«

    Stumm rufe ich in die Nacht hinaus: Wo bleibst du? Der Nebel gibt mir stumm die Antwort: Sie bleibt weg. Warum habe ich meiner ersten Absicht nicht nachgegeben und bin ihr zum M IDDLE H OUSE gefolgt? Ich hätte Gewißheit, so aber bin ich Zielscheibe meiner eigenen Verdächtigungen, Zweifel und Ängste. Alle drei schlagen auf mich ein …
    Zur ersten Stunde blieb ich vom Vorhang des Zweifels befreit. Ich war beschäftigt. Die Auswahl der mitzunehmenden Sachen knapp zu halten fiel schwer: Unverzichtbar für mich das Geld und meine Tagebücher, daneben noch Handwaffen und Wechselwäsche. Kleider und Proviant für Ysabel. Dazu die Pferde Powder und Gun …
    Doch wenn es ungebetenen Gästen gelingt, einen vom eigenen Futtertrog zu verdrängen, wächst der Zorn mit jeder Minute und geißelt unerträglich das Bewußtsein. Doch in jener Stunde mußte ich noch zu unterscheiden lernen zwischen ungebetenen Gästen, die sich in Mayfield sammelten, und einem ungebetenen Gast, der schon im Zentrum der Gießerei saß.
    Gerade als ich durch die Gießerei hinüber zu den Ställen wollte, um nach den Pferden zu sehen, vernahm ich einen dumpfen Klang, den ich zwar monatelang nicht mehr wahrgenommen hatte, der aber in mir lebt wie meine Seele. Es war untrüglich der große eiserne Schieber des Schwarzen Riesen. Der Klang brachte meine Sinne zum Tanzen: Jemand zog im Schneckentempo die Kette über die Winde, bemüht, so wenig Hall wie möglich zu verursachen. Mit dem Ziehen öffnete er den Feuerschacht.
    Sauerei! Ist Orthmann etwa wieder am Werk? Das war mein erster Gedanke.
    Kurz darauf illuminierte der ungebetene Gast das Innere meines Schmelzofens. Tatsächlich, ein verhinderter Siegelbrecher war dabei, das Innere des Ofens zu schänden. Ich war mir sicher, daß ihm das Licht nie und nimmer das vierte Siegel ausleuchtete.
    Als ich in den Feuerschacht hineinblickte, erkannte ich im schwachen Lichtschein Thomas Orthmann, wie er mit einem Meßstab versuchte, dem Schwarzen Riesen diebisch das Geheimnis zu entreißen. Seine Unverfrorenheit war grenzenlos, dafür schmolz er mein Denken und Handeln zusammen wie die härteste Bronze: Die Kette rauschte aus, der Aufschlag der Eisenplatte ähnelte dem dumpfen Schlag einer zersprungenen Glocke. Sein Geschrei beantwortete ich mit einem befreienden Gelächter, das mich die

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