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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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mitgebracht und nicht nur ihn. Morgen werde ich in seinem Hause außerdem Salomon Aschkenasi kennenlernen.«
    »Aschkenasi ist in Krakau?«
    »Ja! Gleich nach dem Empfang auf dem Wawel durch Sigismund wird er sich in Levis Haus begeben, und ich werde ihm gegenübersitzen. Da staunst du, was?«
    »Und wie ich staune. Ich weiß noch aus der Zeit in Venedig, daß seine Familie von Udine bis Oderzo und von Verona bis Candia verstreut lebte. William ließ damals seine Verbindungen spielen. Aschkenasi war der Botschafter Selims II. in Venedig und unterzeichnete erst vor drei Jahren im Auftrag der Hohen Pforte einen Vertrag zwischen der Türkei und Spanien. Was sucht er in dieser Zeit in Krakau?«
    »Verbindungen, denke ich. Es geht sicher nur um Verbindungen und Einfluß.«
    »Hat er etwa an dir ein Interesse?«
    »Keine Ahnung. Möglich ist jedoch alles.«
    »Wann siehst du ihn?«
    »Ich bin morgen für drei Uhr ins Landau-Haus eingeladen. Übrigens ein herrlicher Bau mit einer wunderschönen Backsteinfassade, direkt im Norden der Breiten Straße. Das Haus würde dir sicher gefallen.«
    »Das heißt, du mußt morgen vormittag schon zurück«, antwortet sie voller Enttäuschung. Langsam gehe ich auf Ysabel zu, die mit gesenktem Blick immer noch am pechschwarzen Fenster steht. In der Gewißheit, ihre Zuneigung wieder gewonnen zu haben, ziehe ich sie behutsam an mich:
    »Ja, leider, meine Liebste. Du siehst, es ist wichtig.« Noch steif wie ein Stock, läßt sich Ysabel an meine Schulter drücken.
    »Adam, du bist ein Meister des Rotgusses und des Feuers«, antwortet sie in ungewohntem Ton, »aber kein Meister deines Glückes. Laß es nicht endgültig in der Glut deiner Öfen verbrennen!«

Samstag,
der 23. Dezember
    Kapten Larsson und die Horde stehen mit den drei Schlittengespannen bereit zur Abfahrt nach Krakau. Sorgen werden mich begleiten, denn ich habe in der vergangenen Nacht nicht gesiegt …
    Ysabel zog sich am Abend schnell in ihre Kammer zurück und riegelte ihre Tür zu. Es war bereits gegen Mitternacht, als ich mit den Aufzeichnungen des Tages fertig war und mich enttäuscht auf das Lager warf.
    Gegen fünf Uhr morgens trieb mich die Sehnsucht an die Tür Ysabels. Sie war verschlossen.
    Gereizt verteilte ich noch vor dem Frühstück unten in der Gießerei einige Anweisungen. Ysabel steht stumm neben mir am Schreibtisch meines Arbeitszimmers, während ich die letzten Zeilen schreibe.
    »Übermorgen bin ich wieder zurück«, sage ich und streiche ihr sanft über die Wange.
    »Vielleicht schaffst du es doch bis morgen abend …«
    Ich verbiete mir selbst das Kopfschütteln und übergehe stumm ihr Hoffen.
    »Bitte versuche es«, läßt sie nicht locker.
    Ich umarme sie. »Ich werde es versuchen.«
    Als ich sie loslassen möchte, hält sie mich fest, blickt zu mir auf und sagt:
    »In manchen Ländern dieser Welt, so habe ich gehört, werden diejenigen Menschen, die Metall gießen, Dämonen gleichgesetzt. Sie alle sind Feinde der Götter. Um den Haß der Götter zu besänftigen, halten sie es deshalb für notwendig, den Öfen Menschenopfer darzubringen, um die Götter zu versöhnen und den Guß gelingen zu lassen. Dein letztes Menschenopfer war …«
    »Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.«
    »Ich will damit sagen, Adam, daß ich nicht dein nächstes Opfer sein möchte!«
    Um ihren Ernst ein wenig abzuschwächen, antworte ich belustigend:
    »Als Frau bist du doch von Natur aus Zauberin. Du kannst dich demnach leicht entziehen, fliegst durch die Nacht und hinterläßt nur eine kleine Feuerspur, wogegen die Götter mich achten, da sie wissen, daß ich als Meister des Feuers das Agens der Wandlung beschleunigen kann. Außerdem ist die Frau des Meisters immer ehrwürdig, wird von den Göttern geachtet und kann daher nie das Opfer sein.«
    »Ich bin sehr beunruhigt«, kommt es über ihre Lippen.
    »Warum das denn?«
    »Ich bin nicht deine Frau!«
    Ich übergehe ihre Antwort und verabschiede mich: »Bis übermorgen.« Als ich versuche, sie auf die Stirn zu küssen, wendet sie sich ab.

21
Der venezianische Spiegel

    Leutschau,
Kazimierz, Mogilany
1589



Schwaz,
der 2. Februar 1590
    An Seine Gnaden, Sir Francis Walsingham, Erster Staatssekretär Ihrer Majestät Königin Elizabeth von England, Frankreich und Irland
    Da, wie Euer Gnaden wissen, verschiedentlich Kritik an meinem Vorgehen im Falle Adam Dreyling geübt wurde, nicht zuletzt aus St. James Palace, erlaube ich mir, eine Zusammenfassung der Ereignisse seit

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