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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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dem Januar 1589 nebst meinen getroffenen Absprachen und Dispositionen vorzulegen.

Januar 1589
    Vom Tode Adam Dreylings beim Brand von Mayfield Furnace erfuhr ich, eben nach Stepney zurückgekehrt, am 6. Januar.
    Trotz jener aufrührerischen Rede Dreylings am Silvesterabend, von der Euch zu berichten ich die Ehre hatte, und dem dadurch entstandenen tiefgreifenden Bruch zwischen uns entschloß ich mich, nach Mayfield zurückzukehren, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Dies mag verständlich erscheinen, verband mich mit ihm doch eine zehnjährige gute Bekanntschaft sowie die Tatsache, daß er sich bis zu jenem Silvesterabend als treuer und unbestreitbar verdienstvoller Mann für England erwiesen hatte.
    Die Beisetzung selbst, am 10. Januar auf dem Friedhof von Mayfield, fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Von den Gästen jenes unseligen Silvesterabends waren Master Baker samt Gattin erschienen, ferner Lady Simpson und Sir Richard Grenville. Als Vertreter des Navy and Ordnance Board waren Sir John Hawkins und Sir William Winter zugegen. Die Anwesenden waren sichtlich erschüttert, die Damen zeigten offen Tränen, die Reden auf den Verstorbenen, gehalten von Sir William, Sir John und Master Baker waren voll des Lobes auf die Verdienste des Verblichenen.
    Höchst störend war nur ein Ausbruch Sir Richard Grenvilles, der sich in offensichtlich schwer betrunkenem Zustand in der wilden Prophezeiung erging, binnen fünf Jahren werde nur noch eine Handvoll der führenden Männer gegen die Armada am Leben sein, und in dem Ruf gipfelte:
    »Sir Adam, diesmal seid Ihr der Admiral, wir werden Euch in den Ozean der Unendlicheit folgen!«

Februar 1589
    Am 16. Februar beorderten mich Euer Gnaden nach Barn Elms und klärten mich darüber auf, daß am Tode Dreylings gewisse Zweifel aufgekommen wären, die sich auf folgende Tatsachen stützten:
    2. Die Ermordung von Richard Gibbes in der Nacht vom 3. zum 4. Januar im M IDDLE H OUSE von Mayfield.
    3. Daß die Leiche Ysabels nicht unter den Trümmern der vollständig niedergebrannten Gießerei gefunden worden war.
    4. Daß man die Leiche Adam Dreylings im Inneren eines der großen Schmelzöfen bis zur Unkenntlichkeit verkohlt gefunden habe.
    5. Daß seit jener Nacht auch der Altgeselle Thomas Orthmann verschwunden sei.
    All diese Tatsachen hatte James Hartrey, der Lieutenant von Richard Gibbes, offensichtlich von der Situation überfordert, zunächst nicht gemeldet.
    Wie Euer Gnaden seinerzeit bemerkten, war damit durchaus die Möglichkeit gegeben, daß die verkohlte Leiche, die man in Mayfield feierlich beigesetzt hatte, auch die von Orthmann sein könne, wobei es immer noch ein Rätsel bleibt, wie sie in das Innere des Ofens gekommen ist. Adam Dreyling hingegen mochte zusammen mit Ysabel geflohen sein. Euer Gnaden beauftragten mich damals, diskret Nachforschungen in dieser Richtung anzustellen.
    Da ich annehmen mußte, daß Dreyling, sollte er noch am Leben sein, das Land verlassen hat, richtete ich meine Aufmerksamkeit zunächst auf diesen Punkt.
    Obwohl im Winter die Schiffahrt ruht, stellte ich fest, daß zwischen dem 4. und 10. Januar nicht weniger als elf Schiffe englische Häfen mit verschiedenen Zielen verlassen hatten.
    Zu den erfolgversprechenden Spuren zählten zunächst die S ALAMANDER und die M OONSHINE , beides Schiffe Londoner Kaufleute, sowie die S OLOMON aus Aldborough, die von Rochester, Tilbury und Queenborough mit Ziel Le Havre, Antwerpen und Amsterdam ausgelaufen waren. Der Verdacht, Matthew Baker habe aus Freundschaft Dreyling bei der Flucht geholfen, konnte nicht ausgeschlossen werden. Aussichtsreicher erschienen noch die W ILLIAM aus Plymouth und die D IAMOND aus Dartmouth, die am 6. Januar nach St. Malo und am 8. nach Dublin ausgelaufen waren. Die Tatsache, daß Dreylings Pferde Powder und Gun in den Stallungen von Sir John Hawkins entdeckt wurden, ließ eine Verwicklung des Devonshire-Clans in die Flucht denkbar erscheinen. Gegen diese Annahme sprach weniger die Aussage des Stallmeisters, er habe die beiden Pferde Mitte Januar auf dem Roßmarkt in Arundel gekauft, als das Fehlen einer Gewinnaussicht für den Devonshire-Clan, wenn er Dreyling zur Flucht aus England verhalf.
    Nach den heute vorliegenden Erkenntnissen hat Dreyling das Land an Bord der W ITCH OF C UMBER C ASTLE von Rye aus verlassen, die am 4. nach Hamburg auslief. Eine Anklage gegen Kapitän Richard Meyerholdt kann trotzdem nicht erhoben werden. Der Kapitän leugnet jede

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