Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
Heiliger und Wundertäter!«
    Doch uns blieb keine Zeit zu längerem Verweilen, der Kahal wartete. Es war eine eindruckvolle Versammlung an Geld und Weisheit, der ich von Levi Landau vorgestellt wurde. Den Vorsitz führte Izaak Jakubowicz, ein europaweit geachteter Bankier. Neben ihm saßen sein Sohn Jakubek Bogaty, der Reiche, und Wolf Poper, Israel Isseries Auerbach und Levi Landau, alles steinreiche Kaufherren. Ferner zählten zum Kahal Izaak Isseries, der Bruder des berühmten Remuh, sein Schwager Joseph Kac, Rektor der Talmudischen Akademie zu Krakau, und der Kabbalist Nathan Spira.
    »Reb Levi hat uns von Euren Sorgen und Nöten und Wünschen berichtet«, begann Izaak Jakubowicz ohne umständliche Einleitung. »Wir haben sie ausführlich und sorgfältig erwogen und beraten.
    Und dies ist der Beschluß des Kahal: Ihr werdet von uns keine Unterstützung erhalten. Ihr werdet nach diesem Gespräch Kazimierz verlassen, danach sind die Tore des Oppidum Judaeorum für Euch geschlossen. Das ist unser aller Wille und Beschluß.«
    Ich war wie vom Donner gerührt! Schon wollte ich ansetzen, mein Anliegen nochmals ausführlich zu erklären, doch Izaak Isseries schnitt mir das Wort ab, freilich in freundlicherem, versöhnlicherem Ton, als er eben sein Urteil verkündet hatte:
    »Seht, Herr Davido – oder Davison, wie Ihr ja wohl wirklich heißt: Wir sind uns durchaus bewußt, was ein erneutes Erstarken Spaniens und damit der Heiligen Inquisition für unsere Brüder in Spanien, Italien, vielleicht in Deutschland und den habsburgischen Erblanden bedeuten kann. Glaubt mir, in den Synagogen von Kazimierz wurde im letzten Sommer Der, dessen Namen wir nicht aussprechen dürfen, mit Gebeten bestürmt, Euch und Eurer Königin den Sieg zu verleihen. Große Summen jüdischen Geldes wurden über verschiedene Kanäle nach England geleitet, um Eure Schiffe und Kanonen finanzieren zu helfen. Und wir sind bereit, dies bei drohender Gefahr wieder zu tun.
    Jedoch: Polen und Kazimierz ist die größte und einzige wirklich sichere Zufluchtstätte der Juden! So verständlich Euer Anliegen sein mag, so einsichtig Eure Argumente sein mögen, wir können, wir dürfen uns nicht einmischen! Wir dürfen und können nicht die Sicherheit dieses einzigen verläßlichen Schutzraumes für unser Volk und unsere Religion dadurch gefährden, daß wir uns an einer ungesetzlichen Handlung gegen den erklärten Willen unseres Schutzherrn, des Königs, beteiligen! Unsere Entscheidung steht unumstößlich fest. Ich bitte Euch um Euer Verständnis.«
    Was blieb mir zu sagen?
    Izaak Isseries hob die Versammlung auf. Doch ehe ich mich zum Gehen wenden konnte, trat er auf mich zu, legte mir die Hand auf den Arm, sagt leise zu mir:
    »Wir werden nichts tun, Herr Davison. Gar nichts. Auch nichts hören, nichts sehen und nichts wissen, was außerhalb der Mauern von Kazimierz geschieht …«
    Auch Rabbi Nathan Spira, der Kabbalist, hatte noch ein Wort für mich:
    »Jener Mann, den Ihr verfolgt: Er wird sterben! Ich habe es errechnet und gesehen – Ihr mögt Euch darauf verlassen.«
    »Wann?«
    »Wenn seine Stunde gekommen ist«, verkündete Rabbi Spira mit leiser Stimme, verneigte sich und entschritt.

Juli 1589
    Am 5. August kehrte ich tief enttäuscht nach Leutschau zurück, wo mich Gael up Rhys mit der Nachricht vom Tode Taddeos empfing.
    Zwei Tage saß ich mit meinen beiden verbliebenen Getreuen zusammen und grübelte über die Situation nach. Sie war einfach genug: Dreyling war auf Schritt und Tritt so gut bewacht, daß ein direkter Angriff keinerlei Chance auf Erfolg bot. Die jüdische Gemeinde in Kazimierz verweigerte jede Hilfe, andere Freunde in Krakau oder Polen hatte ich nicht. Die Orakel Nathan Spiras halfen mir keinen Schritt weiter. Daß Dreyling gewißlich sterben werde, mochte ja zutreffend sein – aber möglicherweise eben erst in zwanzig oder vierzig Jahren …
    Meine beiden Gefährten schienen auch keine große Hilfe zu sein. Richard Bell hat seinen Verstand in den Fäusten, und Gael up Rhys zog es vor, auf seiner Harfe herumzuklimpern.
    Und doch war es dann der Waliser, der den entscheidenden Denkanstoß gab:
    »Weshalb wenden wir uns nicht an die Habsburger?« fragte er. »Sie können schließlich einem Adam Dreyling nicht sonderlich gewogen sein, der die Flotte eines Habsburgers mit seinen Kanonen vernichtet hat.«
    Das war richtig. Wenn ich Franzose, Schotte, sogar Pole oder Türke wäre, so würden sich auf entsprechende Anfrage zweifellos die

Weitere Kostenlose Bücher