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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Hallenkirche durch die geöffneten Portale frischer und der Aufenthalt somit erträglicher geworden.
    Von Katharina, die eilig der Treppe zustrebte, die hinunter zum Leutechor führte, sah ich nur noch die kleine weiße Halskrause, die sie über der langen, mit kostbaren Stickereien versehenen Houppelande trug. Die Chöre waren zwar nur noch zur Hälfte gefüllt, dafür dröhnte im Gewölbe über der Empore das dumpfe Gemurmel der Menschen. Die knarzenden Schritte über den Brettern gingen gleichsam darin unter.
    Katharina war schnell. Als ich die Treppe erreichte, war sie vom unteren Absatz schon verschwunden. Sie mußte geradezu hinunter geflogen sein. Ich ahnte nicht, wohin es sie zog. Nach wenigen Sprüngen war ich ebenfalls unten angekommen. Ein brodelndes Stimmengewirr empfing mich. Die Menge der Menschen, die sich unter der Westempore stauten, schien undurchdringlich.
    Wohin war sie geeilt? War sie zum Südportal hinaus? Oder vor zum Knappenchor, hin zur Sakristei, wo Reisländer sich mit den Geschworenen beriet? Oder war sie durch das vordere Westportal hinüber zum Totenhäusel gewechselt? Ich mußte mir, im wahrsten Sinne des Wortes, einen schnellen Überblick verschaffen. Ich drückte und zwängte mich durch eine Mauer von Menschenleibern bis hin zur ersten Bank. Als ich oben stand, sah ich plötzlich die Bankreihen fast menschenleer. Mein Blick fing sofort eine schneeweiße, sich schnell bewegende Halskrause ein. Das zierliche Weib, das an der Mauer entlang, dem vorderen Westportal zueilte, war ohne Zweifel Katharina Endorfer. Das Portal war von der Innenseite her unbewacht. Als sie die Klinke drückte, hatte sie gleichzeitig ihren Beweggrund verraten. Der Weg führte direkt zum Totenhäusel hinüber. Sie wollte zu Adam!
    Die örtlichen Gegebenheiten um die Totenkapelle herum mitsamt den Bildern der aufs grausamste verstümmelten Bergknappen vor gut 16 Jahren waren wie ein Brandzeichen in meinem Gedächtnis zurückgeblieben. Ich vergaß die Menschen hinter mir. Rasch stieg ich über die Bank hinweg, balancierte die leeren Sitzreihen entlang, sprang über das Banktürchen und eilte im Geschwindschritt den Seitengang zurück, mich wiederum durch eine Gruppe von palavernden Menschen hindurchzwängend, hin zum Südwestportal. Als ich es hinter mir schloß, deckte mich der rechte Pfeiler, so daß ich ungesehen und ungestört vor zum Totenhäusel spähen konnte. Der Vorplatz war, wie zu erwarten, für alle Kirchgänger und Zuschauer des Prozesses gesperrt.
    An der dem Südwestportal schräg gegenüberliegenden Eingangstür des Totenhäusels bewachten scheinbar nur zwei der brutalen Knechte den Gefangenen. Katharina stand genau vor dem, der an der rechten Seite postiert war. Es war Nicklas Findler. Ihr Kopf reichte knapp an seine Schulter heran. Sie zog etwas aus der Innenseite der weit geschnittenen Houppelande hervor. Kurz darauf mußte es ihr entglitten sein, denn sie bückte sich gleich mehrmals, um den rollenden Gegenstand wieder einzufangen. Beide Wächter standen aufrecht und bewegungslos wie Granitsäulen, während Katharina unaufhörlich auf Findler einredete. Kurz darauf drückte sie beiden Bewachern etwas in die Fäuste. Nicklas Findler neigte daraufhin ein wenig den Kopf, als wollte er ihr Ohr betrachten. Daraufhin legte sie noch einmal etwas in die geöffneten Pranken. Der Weg wurde freigemacht; sie verschwand in das Innere der Totenkapelle.
    Mein Herz klopfte schneller. Warum und weshalb riskierte sie das alles, um an Adam heranzukommen? Sollte er befreit werden? Waren die Fronboten bestochen? Wenn eine Befreiung geplant war, schoß es mir durch den Kopf, mußte ich sie verhindern …
    Vor mir lag der grob gepflasterte, dreieckige Vorplatz, der an seiner längsten Seite nach der Kirche hin offen war. Mich hielt es nicht mehr. Ich mußte wissen, was im Totenhäusel vor sich ging.
    Vor Unruhe tänzelte ich auf den Beinen. Wie konnte ich herankommen? Die Lösung kam wie ein Blitz über mich: Die Oberkapelle! Ich mußte, um hinaufzukommen, zur seitlich der Totenkapelle angefügten Arkadentreppe hinüberwechseln. Die Bilder von damals, mit Pater Georg Scherer, den zerschmetterten Leichen der Knappen in der Kälte, wurden im Kopf wieder lebendig. Mich schauderte.
    Unbemerkt gelang es mir, mich vom Südwestportal zu lösen. Die wenigen Schritte bis zur Mauer, die den Platz von der dahinter liegenden Straße abgrenzte, entzogen mich den Blicken der Fronboten. Wie auf Samtpfoten schlich ich zur Treppe, vor

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