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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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der Fassade, groß und unübersehbar, das Wappen der Löffler mit der Gans – kein Adelswappen; noch kein Adelswappen, wie meine Stiefmutter immer wieder zu betonen pflegte.
    Im Osten ein rundbogiges offenes Tor in einem kurzen Mauerstück, dahinter eine Marmortreppe mit einer offenen Loggia darüber im italienischen Stil – leicht, fast elegant. Dahinter der hohe Uhrturm, dessen grünes Kupferdach eben meinen Blick eingefangen hatte.
    Damals, als mein Großonkel Gregor Löffler, der Vater von Frau Regina und Herrn Hans Christoph, noch lebte, waren wir hier mehrfach zu Gast gewesen. Ich erinnerte mich gern an diese Besuche, an die Großzügigkeit der Küche und der offenen Weinfässer. Nach dem Tod Großonkel Gregors vor nunmehr fast zehn Jahren waren diese Besuche eingestellt worden. Onkel Hans Christoph besitzt wohl nicht den ausgeprägten Familiensinn seines Vaters. Auch an das geheimnisvolle Treiben in der Gußwerkstätte, das vor allem Ulrich und mich magisch angezogen hatte, erinnere ich mich, auch wenn es uns Buben nie gelungen war, das eiserne Tor in jene Hallen der Mysterien zu passieren.
    Desgleichen erinnere ich mich, wie Onkel Gregor uns immer wieder voll Stolz die Urkunde gezeigt hatte, gezeichnet und gesiegelt von König Ferdinand, in der dieser dem »getreuen Gregorien Löffler, genannt Layminger, Puechsengieser, und all seinen Erben in Ansehen seiner Getreuen diennst … , dieweil er sich hausheblich allhie nydergelassen hat … in crafft diz briefs … Unseren Paumgarten, im Falpach gelegen« Anno 1538 käuflich überlassen hatte, um dort in der Folge die »Löfflersche Behausung« nebst dem »Pichsen- und Guesshaus« zu errichten, »darin des hochleblichen Haus Österreich anbefolchen Guesswerk miglich ist.«

    Mein Blick saugt die Umgebung des Ansitzes ein. Den Hügel abwärts erstreckt sich ein Garten, der intensivste Nutzung verrät, übersät mit jungen Gewächsen, die den Frühling willkommen heißen. Die dunkle, frische, feuchte Erde dampft leicht in der Sonne und lädt zum Anfassen ein. Noch dominiert die schwarz-braune Farbe zwischen dem Spalier der Setzlinge, doch in wenigen Wochen wird das Grün den Boden verhüllen wie die saftig frühlingsfrischen Blätter die Äste der blühenden Sträucher und Bäume, welche die größten Beete umrahmen.
    Im Vorüberschauen erfasse ich eine Gestalt.
    Zwischen den Beeten, von niedrigen Sträuchern halb verdeckt, bemerke ich, wie eine junge Eva zu mir herüberblickt. Wie lange mag sie dort schon gestanden und mich beobachtet haben, als ich den Weg nach Büchsenhausen, den Fallbach entlang heraufstapfte? Sie dreht sich ab. Ich sehe sie mir an, mustere, lächle; jetzt sieht sie kurz zu mir herüber – lächelt sie zurück? Sie hat ein schneeweißes Gesicht unter einem flammend roten Haarschopf. Barfuß, wie ich erkennen kann, da sie den Garten durch ein Gattertürchen in Richtung Büchsenhausen verläßt. Sie überquert die Straße und strebt dem Torbogen zu. Ein Mädchen, einfach gekleidet, gleich einer Blume, die gerade zu erblühen beginnt.
    Ich bin bis auf wenige Schritte am gewaltigen Herrensitz der Löfflers angekommen. Meine gesichtete Eva aus dem Garten hat den Torbogen erreicht; Magd, Tochter, Fremde …? Wer ist sie? Sie zögert unter dem Bogen, dreht sich um.
    »Zu wem wollt Ihr, Herr …?« unterbricht sie meine Gedanken mit ihrer hellen Stimme.
    »Dreyling …« Ich zögere. »Adam Dreyling aus Schwaz; und Ihr?«
    »Katharina, Tochter Hans Christoph Löfflers.«
    Ich räuspere mich. Darauf war ich nicht gefaßt.
    »Das ist …«, beginne ich, etwas zu leise. »Das fügt sich gut, da ich gerade zu Eurem Vater …«
    »Kathariinaaa …! Mit wem sprichst du da?« tönt eine weibliche Stimme neugierig bis vorwurfsvoll von links aus einem Fenster der untersten Reihe. Ich trete drei Schritte zurück, um zu sehen, wer Katharina zusammenzucken läßt. Mein Blick konzentriert sich auf ein Gesicht, das aus dem mittleren Fenster starrt und wie eine Mixtur aus Bitterkeit, Fürsorge, Kälte und Neugier wirkt – ein Stückchen Einöde in der sonst prächtigen Fassade des Hauses. Doch die Frauenzimmertracht macht den Standesunterschied sichtbar obwohl die zwei Ellen roten Tuches, die in der Tracht mitverarbeitet sind, zu einem verwaschenen Rosa verblaßt sind und somit das Ganze gerade noch zur Hausarbeit zu taugen scheint. Ich ahne, wer sie sein muß.
    »Grüß Gott, Frau Elisabeth. Adam Dreyling, ich will zu meinem Stiefonkel Hans Christoph

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