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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Buesen, den Zugseilen, die an der Hohenau, dem Leitschiff, ihren Anfang nehmen, die Schiffe über Sandbänke und durch Flußauen hin. Auf teils befestigten, teils sumpfigen Treidelpfaden, die eng neben dem Flußbett entlangführen, eingehüllt in Wolken von stechenden und saugenden Insekten, quälen sich die Rosse dahin. Mit weiteren Seilen, wie ich erkennen kann, sind von Schiff zu Schiff Verbindungen hergestellt. Auch bei Schwaz gibt es eine Anlegestelle. Alle Kinder sind auf den Beinen, wenn ein Schiffszug naht. Sie überbieten sich, wenn es um die Bezeichnungen der Begleitschiffe geht:
    »Das ist ein Nebenbei!« meint der eine und der andere behauptet heftig: »Nein das ist ein Schwemmer, und was du da siehst, ist ein Schwemmer-Nebenbei!«
    »Stimmt nicht! Ein Schwemmer trägt das Hauptseil, der dort trägt keines … siehst du das nicht?«
    Die Bezeichnungen der Männer auf den Schiffen und deren Aufgaben kennen die Mädchen und Burschen genauso gut wie die der Bergleute am Revier Falkenstein.
    Die Aufteilung der Aufgaben ist dort drüben genauso streng geregelt, wie die im Berg. Ich erinnere mich an eine Zeremonie, die ich an der Lände am Inn bei Schwaz vor vielen Jahren miterleben konnte: Die kleine Zille eines Seiltragers kam damals an Land und brachte einen Plutzer Wein. Er trat zu den Roßleuten, füllte deren Becher mit seinem Wein und rief: »Bring’ euch den heiligen Johannessegen!«, trank fast aus, schwang den Becher hoch und goß den Rest rückwärts über den Kopf auf die Erde. Es folgten ihm spontan die Roßleute an Land, wenige Minuten später die Männer auf den Schiffen. Vom Sößstaller angefangen bis zum geringsten Kuchelbuben wiederholte sich das Schauspiel. Die Weiterfahrt war durch das heidnische Trankopfer gesegnet, und die Geister waren zufriedengestellt.
    Nichts für mich, denke ich und erhebe mich aus dem Gras. Fünf Stunden dauert die Fahrt den Inn abwärts von Hall bis Kufstein, aber fünf Tage flußaufwärts, und auch das nur bei geringem Wasserstand, der die Treidelpfade für die Pferde freiläßt. Bald ist die Schiffahrt bis Juli wegen der Schneeschmelze sowieso eingestellt. Vielleicht war das der letzte Schiffzug, der Hall erreicht hat.
    Nein, keine nasse Arbeit mehr! Tod und Knochenbrüche seien bei Hochwasser ganz normal, erzählt man sich, Pferdestürze und aufgehende Seile zu jeder Stunde. »Nein, nein und nochmals nein, Adam!« sage ich mir mit lauter Stimme.

    »Was tun in Innsbruck?« frage ich mich, während ich die Straße am Flußufer entlang weiter westwärts schreite.
    Drei Möglichkeiten stehen mir in Innsbruck offen:
    Zum einen mein Bruder, der edle Doktor Johann? Nein! Und wenn ich in einer Pestgrube kampieren müßte! Zum anderen mein Onkel Hans Christoph Löffler, wie mir meine Stiefmutter riet? Oder wähle ich mir lieber ein ruhiges Gasthaus?
    Inzwischen habe ich Hötting erreicht, von wo die Brücke, die der Stadt den Namen gab, nach Innsbruck hinüberfuhrt. Eine schwere Rauchwolke zieht meinen Blick auf sich. Und daneben der grüne Kupferhelm eines Turmes, der über den Bäumen herauslugt.
    Die Rauchwolke, der grüne Kupferhelm gehören zur Gießerei, zum Ansitz Büchsenhausen, wo der Bruder meiner Stiefmutter Regina, Hans Christoph Löffler, auf dem Gänsbichl residiert.
    Weshalb eigentlich nicht? Ich hatte mich mit meinem Stiefonkel früher immer gut vertragen, und ein oder zwei Nächte würde ich dort schon unterkommen, bis ich mir etwas Passendes gesucht hatte oder vielleicht auch weiterzog.
    Ich biege den nächsten Weg nach rechts ab, beginne den Hang hinaufzusteigen.
    Nach einer kurzen Strecke öffnet sich vor mir das Gelände von Gießerei und Ansitz. An den letzten Hängen des Karwendels zum Inntal gelegen, bietet es einen einmaligen Blick über die Stadt Innsbruck und weit hinüber in die Bergketten Richtung Brenner. Vor mir ein offener Platz und daran die fest gemauerten Gebäude der Gießerei, aus deren Schornsteinen dicke Qualmwolken emporwirbeln.
    Rechter Hand das Herrenhaus – viergeschossig, wuchtig, selbstbewußt, ohne protzig zu sein. Die ockergelbe Fassade der Südseite, abgesetzt mit rotbraunen Steinen an Kanten, Giebeln, Fensterstöcken, gestuften Gesimsestreifen und Lisenen, verfügt im Untergeschoß über drei Fenster. Im ersten und zweiten Stock sind es je vier, und rechts und links sitzen kupferüberkuppelte Erkertürme, unter deren breiten Gesimsestreifen unter dem Dach groteske Maskaronen reiche Fruchtgehänge tragen.
    In der Mitte

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