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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Einarbeitung nützlich für mich werden. Sie wissen das natürlich nach dieser Zeit genauso wie ich und beginnen wie verhext liederlich zu werden. Ab und zu muß ich dennoch einen von ihnen entlassen – zur Warnung wie eine tote Krähe, die ich in meinen besten Kirschbaum hänge, zur Abschreckung gefräßiger Vögel.
    Aber zurück zur Arbeit hier am Brennofen: Wichtig für die Trocknung der Formen ist, daß Brennholz ständig nachgegeben und die Temperatur langsam gesteigert wird, bis die Rotglut erreicht ist. Das kann bei großen Formteilen, wie bei unseren großen Kanonen, bis zu sechs Tage dauern. Danach werden alle Öffnungen des Brennofens sorgfältig abgedichtet, damit sich die Gußform ganz langsam abkühlt.«
    Wir verlassen das Innere des Brennofens. Jetzt erst fallen mir die Unmengen Holz rund um den zweiten Brennofen auf, dessen eiserne Tür geschlossen ist.
    »Bist du gerade mit einem Guß beschäftigt, Onkel?« frage ich beiläufig, da mir die verschlossene Tür des zweiten Brennofens ins Auge sticht.
    Ich ernte, kaum das meine Frage heraus ist, ein hohnerfülltes Gelächter:
    »Mit einem Guß, einem Guß, fragst du? Du warst offensichtlich in deinen Stollengängen in Schwaz nicht nur vom Tageslicht, sondern noch von jeglichen guten Botschaften aus Büchsenhausen abgeschnitten, was?« Dabei schlägt er mir mit seiner flachen Hand voll ins Kreuz, so daß mir für den Moment die Luft wegbleibt.
    Grobian, denke ich mir und möchte am liebsten zurückschlagen. Er hört, wie ich röchelnd Luft hole.
    »Warte kurz; ich muß zum Abprotzen«, ist seine Reaktion darauf, und schon verschwindet er in der Haimlichkeit, einem kleinen gemauerten Viereck im linken östlichen Eck der Halle, gleich hinter den Holzstößen.
    Ich bleibe mitten im Gußhaus stehen, das von der tiefstehenden Frühlingssonne durchflutet wird, welche nun ihr strahlendes Licht durch die zahlreichen Kreuzfenster der Süd- und Westseite zwingt. Auch durch das offen stehende Tor zum Innengelände fällt nun reichlich Licht – und trotzdem hat die Halle etwas Unheimliches an sich. Lediglich die drei Heizer, die den rauchgeschwärzten Schmelzofen stumm mit halben Baumstämmen füttern, beleben die Halle. Ansonsten herrscht hier ein brütendes Schweigen, das nur durch das knisternde Holz unterbrochen wird.
    Während ich noch so dastehe, erzeugt ein Windstoß, der durch das offene Tor hereinbläst, im Innern des Ofens bis hinauf durch den Schornstein ein schauriges Geheul. Unbehaglich trete ich auf der Stelle – war nicht schon einmal so ein Schmelzofen zerborsten? Ich nutze die Pause und spaziere durch das offene Tor, das zu den Werkstätten führen muß. Die Luft ist warm und duftet herrlich, ich blinzle in das Licht, schnaufe erst einmal richtig durch und lehne mich an die Mauer, deren Ziegeloberfläche schon warm von der Sonne ist. Ich bin froh, die schwarzen fetten Riesen nicht mehr sehen zu müssen. Plötzlich kommt mir der Einfall, mich hier allein umzusehen. Vielleicht dauern seine Sitzungen länger - manch einer braucht doch eine Ewigkeit … Zu spät.
    Mit ausgebreiteten Armen kommt Hans Christoph aus dem Gußhaus auf mich zu. »Ich fühle mich erleichtert wie ein abgeschossener Vierzigpfünder«, röhrt er, zupft dabei mit der Linken sein Wams, mit der Rechten seine Schamkapsel zurecht. »Wo ist Bartlme, mein bester Heizer?« tönt es an mir vorbei in das Innengelände.
    Dort stehen in einiger Entfernung an einem Trog, gleich unter einer uralten Eibe, zehn Männer, deren Arme, Kleider und auch Gesichter von schlammigem Lehmbrei besudelt sind. Der Herr geht mit großen Schritten auf die Gruppe zu, die anfängt, sich unsicher hin und her zu bewegen.
    »Ja was fehlt denn meinem Bertel? Laßt mal sehen, ihr Künstler!« Dabei drängt er zwei Männer zur Seite, die, über Bartlme gebeugt, Hilfe leisten. Was ich zu sehen bekomme, ist kein Gesicht mehr. Blau geschwollen, kann der Arme nicht mehr aus den Augen sehen.
    »Das Nasenbein liegt offen, Meister«, sagt ein Former, der ihn um einiges überragt.
    »Halb so schlimm, Männer. Stoppt das Blut, reinigt, verbindet und richtet seine Nase, gebt ihm einen guten Tropfen, und schon ist er gerettet!«
    Zwei Stoffreste, zu kleinen Röllchen gewickelt, stecken Bartlme blutdurchtränkt in den Nasenlöchern. Ein wenig darüber sieht man den Knorpel offen liegen. Der Meister greift in sein Wams und zieht ein Tuch heraus. Er legt es hastig auf die Brust von Bartlme und tritt ebenso schnell zurück.
    »Du

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