Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
den Kanonenguß aus - bis auf den letzten Moment.«
    »Drei Gesellen bewohnen allein dieses Haus?« frage ich nach.
    »Das hat seine Gründe – und nun laß mich damit in Ruhe«, beendet er schroff das Gespräch. Nach einer kurzen Pause scheint sich die Unzufriedenheit bei ihm zu steigern:
    »Ja, es ist wahr, es sind meine besten Männer! Ich – und nur ich - habe sie soweit gebracht. Und was ist der Dank? Forderungen! Nichts als Forderungen!«
    »Du scheinst unzufrieden mit ihnen zu sein«, versuche ich mehr von ihm zu erfahren.
    »Gut beobachtet. Aber es ist nicht dasselbe wie mit meinem Heizer. Es ist keineswegs dasselbe. Absolut nicht. Und es ist nur einer von den dreien.«
    Die wärmenden Strahlen der Sonne haben indes den Innenhof aufgegeben und sofort zieht Kühle ein. Mich fröstelt.
    Nur undeutlich höre ich, wie der Meister von mir abgewendet sagt: »Wichtiger sind für dich rechts die drei Hütten. Was darin aufbewahrt wird, ist wertvoller als alles zusammen, was du an Gebäuden hier auf dem Gelände siehst.«
    Mit wenigen Schritten stehen wir vor den Materialhütten. Zwei Holztore und eine eiserne Rundbogentür mit zwei Flügeln und schweren Beschlägen fuhren in die Hütten. Die rechte äußere Eisentür ist sogar noch größer: Sie ist über sechs Fuß hoch, mindestens zwei Fuß dick und mit Messingbeschlägen verstärkt. Schloß und Kette hängen offen auf der Seite herunter. Ein Bau, in drei Abschnitte unterteilt, der die Lücke zwischen Wohn- und Gußhaus schließt. Nicht vollständig, denn eine Tür, die durch vier Stufen erreichbar ist, zwängt sich noch zwischen die Hütten und das Gußhaus. Sie unterbricht die Umfassungsmauer, wobei der große Schloßkasten unter dem Türgriff, versehen mit gleich zwei Schlüssellöchern, mir wiederum ein Rätsel aufgibt. Durch dieses Tor gelangt man auf kürzestem Wege hinüber zum Ansitz.
    Meine Aufmerksamkeit kehrt zurück zur ersten Materialhütte, deren Holztor weit offen steht. Der Meister stützt sich gelassen mit dem linken Arm am Torflügel ab, kreuzt dabei die Beine, als ob er die Schwerkraft aufheben wollte:
    »Hier bewahren wir die trockenen abgelagerten Stämme auf, über die wir das Modell und die Lehmform der Geschütze aufbauen. An dieses Holz ist noch wesentlich schwerer heranzukommen als an geeignetes Brennholz für meine Flammöfen. Die Hälfte davon ist schon vor zehn Jahren eingelagert worden.«
    Er gibt das Tor wieder frei:
    »Die Zusammenhänge sind nicht an einem Tag zu verstehen. Es würde Jahre dauern, bis du das Wissen darüber erworben hättest.«
    Damit geht er einige Schritte weiter zum zweiten Holztor:
    »Holz, Lehm, Form und Eisen braucht das Gußwerk – dann wird’s was werden, und damit die Form gut hält … pssst!«
    Er streckt den Finger, sein Gesicht verfinstert sich, die Augenbrauen sind zu einem schwarzen Strich zusammengezogen. Ich halte den Atem an.
    Auf Zehenspitzen schleicht sich der Meister vorsichtig wie eine jagende Katze an die dritte, die Eisentür heran. Dieser schmutzige, dicke, gedrungene, schmucklose Anbau mit seiner fensterlosen Mauer verbirgt wohl einen Drachen hinter seinem schweren Tor.
    Der Meister lauscht angestrengt. Durch die Ritzen und den Spalt einer ausgebauchten Stelle zwischen Tor und Mauer hören wir Stimmen.
    Der Boden steigt hier leicht an, und plötzlich stolpere ich, bis mir der breite Rücken meines Onkels Halt gibt. Wie eine lästige Fliege schüttelt er mich ab:
    »Der Teufel wird dich schnappen, wenn du nicht aufpaßt!« zischt er mir durch seine Zähne zu, legt aber sein linkes Ohr eilig an den Ritz zwischen Tor und Mauer.
    Das Licht einer Talglampe fällt durch den schmalen Spalt. Ich höre Wortfetzen:
    »… wir können nicht gehen … Der Tyrann … vernichtet …«
    Ping, ping, ping …, schlägt Metall mit hellem Ton aneinander.
    »… Das ist doch nicht das erste Mal … Toni schafft’s …«
    Zwei Personen scheinen Metall zu bearbeiten.
    Ich blicke kurz zur Formerei hinüber und erkenne zwei Menschen, die zu uns herübersehen:
    »Onkel, wir werden beobachtet …«
    »Pssssssst!« zischt er wie Wasser, das glühendes Metall abschrecken soll.
    Ping, ping, doooong, ping …
    »… Nürnberg zahlt mehr …«
    »… Spanien wär’ richtig, glaub mir …«, ping, ping-deng.
    »… Venedig ist näher; mit dem …«, ping-ping.
    »… das mit dem Goldmachen hat Toni aufgeschrieben …«
    »… mach’ ich auch …« Ping-ping, ping.
    »… Guß der Kanonen … ganz genau hinsehen,

Weitere Kostenlose Bücher