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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Augen die Reinheit des Inhalts und bemerkt schmunzelnd: »Der Wein ist zwar der schönste Verführungsköder zu sanften Stunden, doch bis dahin ist noch etwas Zeit.«
    Hans Christoph nimmt das Glas zurück, umfaßt mit beiden Händen den Kelch, als wolle er den Inhalt anwärmen, und obwohl er immer noch schmunzelt, entdecke ich in seinen Augen einen verdächtigen Glanz. Er beugt sich weit vor auf seinem Stuhl, und in jenem kurzen Moment spüre ich schon die Wichtigkeit der Botschaft, die er mir mitteilen will:
    »Ich stelle mir vor, daß du morgen beginnst, dir das Wissen über meine Gußkünste, besonders das Wissen und Können über den Guß meiner Kanonen anzueignen; und zwar umfassend! Du wirst neben mir der einzige sein, der von der Form bis zum Guß alle Schritte beherrschen wird. Du wirst der einzige sein, der zu gegebener Zeit auch im Gußhaus hinter dem Vorhang arbeiten wird, und du bist ab morgen der einzige auf dem Gelände, der mein Vertrauen besitzt.
    Meine Sorgen um dich sind groß. Darum habe ich heute mein Versprechen gegenüber deinem Vater eingelöst.«
    Er sieht mich entschlossen an, wobei er seinen rechten Zeigefinger langsam auf mich richtet:
    »Ich mache dich damit teuer! Enttäusche mich niemals. Niemals!«
    Vielleicht bewirken der Wein, das knisternde Feuer im Kamin wie der matte Schein der Kerzen jene Illusion, die das keimende Gefühl von Dankbarkeit, Verpflichtung und tiefe Schuld in nur ganz kurzer Zeit zum Bersten in einem ansteigen lassen. Ich fasse seine freie Hand, küsse sie, empfinde aber gleichzeitig seine Abneigung, da er sie mir mit einem Ruck entzieht.
    »Laß das, du bist kein Weib! Dankbarkeit ist keine schlechte Eigenschaft, Adam, aber nur dankbar sein wäre etwas wenig. Du kannst dir denken, daß ich manche Forderungen an dich habe.«
    Ich halte es in meinem Sessel nicht mehr aus und erhebe mich. »Ich werde jede deiner Forderungen erfüllen, Onkel!« Das war zu schnell, schießt es mir gleichzeitig durch den Kopf. »Aber wie sehen deine Forderungen aus? Was muß ich dir erfüllen?«
    »Komm, setz dich wieder, Bub; sei nicht so unruhig. Dein Glas ist ja noch halb voll.« Dabei zieht er mich in den Sessel hinein, so daß sich unsere Augen wieder auf gleicher Höhe treffen.
    »Trink aus! Ich hab’ noch mehr davon«. Unerbittlich rinnt der Wein in mich hinein. »Was du ab morgen zu erfüllen hast? Also spitze deine Ohren. Ich will dir dazu eine Geschichte erzählen:
    Die kleine Armbrust …
    Sie war schon im 12. Jahrhundert eine geschätzte Waffe auf den Schiffen im Mittelmeer. Doch schon im 13. und 14. Jahrhundert, so berichtete mir mein Vater Gregor, entschied in Spanien die Herstellung schußkräftiger Armbrüste für die katalanischen Kompanien auch auf dem Lande manch denkwürdige Schlacht. So schlugen sie damit in Sizilien zu Fuß ein Ritterheer und mit dem gleichen Erfolg auf dem Balkan gleich mehrmals größere türkische Reiterhorden. Aus Genua und Barcelona kamen die besten Waffen. Beide Städte waren aber auch für jeden eine Verlockung, der mit Hammer und Eisen umzugehen wußte.
    Für die Herstellung von Armbrüsten in großen Mengen waren besonders Schmiede gefragt, die von der Metallbearbeitung etwas mehr verstanden, als Sudpfannen herzustellen. Vermutlich waren damals schon die umherreisenden Schmiede das Verhängnis wie die Ursache für die Gleichmacherei auf den Schlachtfeldern. Irgendwann sollte die Armbrust sogar von Rom verboten werden, da man befürchtete, die Christenmenschen würden sich damit selbst ausrotten.«
    Ein vergnügtes Glucksen entfährt seiner nassen Kehle: »Dann hätten die Pfaffen ihre Kreuzzüge selbst durchfuhren müssen. Stell dir das mal vor, Adam! Die Pfaffen …, unser friedloses Rom allein hä-hätte … Jerusalem … be-be-be-freit!« Der Rest ist ansteckendes Gelächter, das mich mitreißt, bis zu dem Moment wo wir bemerken, daß Frau Elisabeth, beide Hände in die Hüften gestemmt, in der geöffneten Tür steht. Ihr Gesicht mit den kaum vorhandenen Lippen kann nur eines bedeuten: Strafe!
    »Muß das sein! So laut, wo gibt’s denn so was?«
    Ihre Stimme mit dem blechernen keifenden Klang, der leicht jedes dicke Kirchenportal überwindet, paßt zu ihrem Blick, der das Verderben schon einmal gewälzt haben muß. Schnell erfaßt sie die Gläser in unseren Händen:
    »Aha! Feiern tun die feinen Herren; das ist mir eine schöne Besprechung. Die Kinder werden wach, und wer muß sich dann darum kümmern? Immer dasselbe mit diesem

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