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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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ins Bett.«
    Totenstille ist eingekehrt, der sich, so scheint es, auch das Knistern der Holzscheite im Kamin unterwirft. Hans Christoph hat das Wippen eingestellt – ein untrügliches Zeichen dafür, daß ihn die Worte überrascht haben -, zögert auch etwas länger, bis er sich mir wieder zuwendet. Es scheint, als habe ihm meine kleine Dosis von Weisung das Blut in die Augen getrieben.
    »Wie soll ich das verstehen? Ich denke wir sind uns einig?«
    Ich sehe in Gedanken in kürzester Entfernung einen geladenen Mauerbrecher auf mich gerichtet; den brennenden Luntenstock über dem Zündloch hält mein Onkel in der rechten Hand.
    »Du unterschätzt deine Gesellen«, beginne ich vorsichtig. »Oder willst du, daß wir schon morgen früh gemeinsam mit deinem Plan drüben scheitern? Ich benötige eine wesentlich bessere Unterrichtung von dir als deine geschilderten Vermutungen. Ich nehme deine Besorgtheit und Bürde sehr ernst. Aber wirksam wird der Plan erst sein, wenn ich ganz genau weiß, auf was es dir ankommt. Aber wie du willst …«
    »Über was soll ich dich besser unterrichten!?« fährt er mich gereizt an.
    »Die erste Frage deiner Gesellen morgen früh wird sein: Warum und wieso bekleckert sich ein Dreyling ausgerechnet mit Lehm? Wie lange wird er sich bekleckern, und was bezweckt der Meister damit? Wenn die Antworten darauf nicht sofort Vertrauen schaffen, höre ich von ihnen nichts mehr, worauf du Wert legst. Wir müssen die geeigneten Antworten jetzt genau festlegen, sonst entsteht Mißtrauen, das deine Halunken noch enger zusammenrücken läßt.«
    Christoph kratzt sich am Kopf, reibt die Nase und zupft an seinem Bart.
    »Du hast recht, so weit habe ich gar nicht gedacht. Du bist ein schlauer Kopf«, bemerkt er anerkennend. Der Luntenstock ist ausgeblasen, der Mauerbrecher zieht sich zurück. »Was schlägst du als Antwort vor, Adam?«
    »Die Wahrheit!«
    »Welche Wahrheit denn?«
    »Das Gelübde der Väter! Das, was du mit meinem Vater besprochen hast.«
    »Natürlich! Du gefällst mir immer besser, Bub! Sehr gut …, sehr gut. Das werden, nein, das müssen sie einfach glauben.«
    Ich nehme mein Weinglas wieder und proste mir innerlich selbst zu, da ich Hans Christoph dort hinbekommen habe, daß er mir dieses Feld überlassen muß.
    »Wie lange wird meine Ausbildung deiner Ansicht nach dauern, bis zum Kanonenguß hinter dem Vorhang?«
    »Das hängt von deinen Fortschritten ab.«
    »Dann antworte ich auch einfach so, wenn sie mich danach fragen. Ich werde ihnen erzählen, daß der Zeitpunkt für mich etwa in ein bis zwei Jahren gekommen sein wird. Sie werden es natürlich nicht glauben. Dafür kennen sie dich zu gut. Das ist meine Chance! Du bist in ihren Augen, verzeih, unglaubwürdig. Aber das ist zugleich meine beste Trumpfkarte, ihr Vertrauen zu gewinnen.«
    Seine faltenreiche Stirn sagt mir, daß er sich an diese Art von Nützlichkeit nur schwer gewöhnen wird.
    »Also, wie du mit mir auf einmal redest …«
    »Ich denke nur an die Dringlichkeit deiner brennenden Fragen, ob einer deiner Gesellen inzwischen dein Wissen eingeholt hat oder kurz davor steht, es sich anzueignen.«
    Hans Christoph schweigt einen Moment, was mir Gelegenheit gibt, ihn aufzufordern: »Komm, unsere Gläser sind leer; schenk noch mal ein, denn etwas muß ich von dir heute noch wissen.«
    Er greift zum Krug. Obwohl ich schon voll geladen bin, fühle ich mich frisch wie schon lange nicht mehr.
    »Nur zu, frage mich«, lächelt Hans Christoph unsicher. »Ich wette, daß die Menge Wein gut für unsere Verdauung ist.«
    Meine Augen beginnen ein wenig zu brennen, was möglicherweise von seinem kräftigen Furz herrührt, den er von sich gibt. Ich frage mich, wie es ihm gefallen würde, wenn ich ihm gleich erklärte, daß ich ohne genaue Kenntnisse seiner Gußgeheimnisse nichts für ihn drüben tun könnte. Ich glaube, er würde mich im Kamin im mörderisch aufflammenden Feuer bei lebendigem Leibe verbrennen.
    »Nun, Adam, die Gläser sind voll. Was für eine Lücke in deinem Wissen soll ich dir füllen?«
    »Ich denke, es wird wenig herauskommen, was für dich von Wichtigkeit ist, solange ich nur erraten kann, ob bei den Gesprächen deiner Männer untereinander Blei oder Silber gemeint ist. Ich weiß einfach zu wenig über die Gießerwelt. Vom Silber- und Kupferbergbau drüben in Schwaz kenne ich alle Einzelheiten bis hin zur Wasserkunst, die ja, ähnlich wie bei dir, ebenfalls abgeschirmt wird, damit nicht ein jeder darüber schwatzen

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