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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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junges Leben aufgäbe und eine Witwe mit fünf kleinen Kindern hinterlasse – seine Kraft und Gesundheit wären zu schwach.«
    Colin bricht in ein wütendes Gelächter aus:
    »Seine Gesundheit! Ausgerechnet seine Gesundheit! Habt Ihr Herrn Löffler schon einmal krank erlebt, Dreyling? Krank am Metalldampffieber, am Gießerfieber, an der Bronzemalaria oder wie immer man sie nennt. Ihr kennt sie doch auch: nach jedem Guß Schüttelfrost, Fieber, bohrende Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Erbrechen …«
    Ich winke ab: »Jede Arbeit hat ihre Krankheiten.«
    »Ja, Dreyling, an denen man schließlich elend krepieren wird wie das arme Schwein Pantaleon – der macht es nicht mehr lange. Und Pietro zeigt auch bereits deutliche Anzeichen. Und Ihr werdet’s auch in ein paar Jahren merken. Nur einer, einer wallt durch die heiligen Hallen seiner Gießerei seit vielen Jahren, unberührt von all den Unbillen: Herr Hans Christoph Löffler!«
    »Mag sein, daß er gefeit ist.«
    Colin prustet vor wütendem Lachen:
    »Und wie gefeit!
    D IE SCHÖNE T AUBE BIN ICH GENENNT
MICH NIT JEDER RECHT ERKENNT
WANN AUS EINEM SCHLAG J UNGEN FLIEGEN
SO THUEN DAROB DIE M AUERN KLIEBEN .
H ANNS C HRISTOPH L ÖFFLER HAT MICH GOSSEN
UND AN DER P ROB KUGELSCHWER BESCHOSSEN .
    Die ›Schöne Taube‹ – eine Prachtfeldschlange ist sie. Hab’ für sie die Dekorationen entworfen und in Wachs geschnitten: Ornamentstreifen mit Vasen und Pferden und Akanthusblättern, Friese mit der Amazonenschlacht, Putten, Weinranken, Maskaronen, als Traube am Hinterende ein kniender Mann inmitten von Putten und Rollwerk, auf dem Vorderstück das Relief einer Taube in einem offenen Käfig. Ich war dabei, als man sie gegossen hat.«
    »Hinter dem Vorhang?«
    »Vor dem Vorhang! Als der Bartlme – er war damals schon erster Heizer – meldete, die Schmelze sei fertig, verschwand Herr Löffler hinter dem Vorhang, dann scheuchte er seine beiden Gehilfen, den unseligen Toni Hebstaller und den Pantaleon hinaus. Dann hörten wir ihn allein hinter dem Vorhang rumoren – vielleicht fünf, vielleicht zehn Minuten lang. Dann sein Schrei: »Anstechen!«. Der Toni und der Pantaleon flitzten hinter den Vorhang – und noch schneller schoß der Herr Löffler hervor, als sei der Gott-sei-bei-uns persönlich hinter ihm her. Raus und an die offene Tür. Hat eben noch gewartet, bis er das Geräusch der aus dem Ofen hervorzischenden Schmelze gehört hat, und weg war er – im Laufschritt!«
    Ich muß grinsen. In den bald vier Jahren auf Büchsenhausen habe ich oft genug Gelegenheit gehabt, Onkel Hans Christoph derart eilig nach dem Abstich das Gußhaus verlassen zu sehen.
    »Und während Herr Löffler also verschwand«, fährt Colin fort, »zischten hinter dem Vorhang die Dampf- und Staubwolken des Gusses empor. Dann kam der Toni heraus; geschwankt hat er wie ein Betrunkener und gekotzt wie ein Reiher. Als die Gußgruben voll waren, kam der Pantaleon; er ist nicht mehr gelaufen, er ist auf allen vieren gekrochen. Und ich – ich war drei Tage sterbenskrank.«
    »Nun, Herr Löffler ist der Meister …«
    »Ja, das ist er. Und weil er es ist, läßt er alle um sich herum verrecken – solange er nur seine eigene Haut in Sicherheit weiß. Alle, Dreyling! Den Toni, den Pantaleon, den Pietro – Euch!«
    Alexander Colin trinkt einen langen Schluck.
    »Den Hofschranzen und den Habsburgern war die Weigerung von Meister Löffler nur zu willkommen, die Arbeiten am Grabmal einzustellen. Die Virtutes hat noch Anno ’70 der Münchner Hans Lendenstreich gegossen. Die Form des knienden Kaisers steht noch immer in der Gußhütte in der Mühlau – und ob sie je gegossen wird, das weiß der Himmel …
    O ja, ich bekam weiter Aufträge: Brunnen, Holzmonstranzen, das vergleichsweise winzige Freigrab für die Eltern des Erzherzogs im Veitsdom zu Prag, Kruzifixe, Altarwände, Sakramentshäuschen für das Haller Stift – Firlefanz!«
    Colins Hand umklammert meinen Arm wie ein Schraubstock.
    »Warum hocke ich tagein, tagaus im Wirtshaus? Warum saufe ich wohl? Ein kaltes Weib zu Hause und eine ruinierte Unsterblichkeit, das kann man nicht nüchtern ertragen! Ich, Alexander Colin. Der Mann, der es einem Michelangelo gleichtun wollte …«
    Der Künstler ruft nach einem neuen Weinkrug, und ich nütze die Unterbrechung, um wieder auf das Epitaph für meinen Vater zurückzukommen.
    »Das Sockelband mit den Stifterfiguren auf dem Epitaph habe ich fast fertig«, lenke ich Colin vorsichtig auf unser

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