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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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immer", murrte Asasello mit einem Seitenblick auf Behemoth.
    "Mir war aber so, als ob ich's gehört hätte", antwortete der Kater.
    "Was ist, soll das noch lange so gehen?" fragte Voland. "Schach dem König."
    "Ich habe mich wohl verhört, Maitre", antwortete der Kater, "es gibt kein Schach dem König, und es kann keins geben." "Ich wiederhole, Schach dem König."
    "Messere", entgegnete der Kater mit geheuchelter Besorgnis in der Stimme, "Ihr seid übermüdet, es gibt kein Schach dem König!"
    "Der König steht auf dem Feld g 2", sagte Voland, ohne aufs Brett zu blicken.
    "Messere, ich bin entsetzt", heulte der Kater, und seine Visage zeigte Entsetzen, "auf diesem Feld steht kein König!" "Was soll das?" fragte Voland unmutig und blickte aufs Brett, wo der Offizier auf dem Königsfeld sich abwandte und die Hand vors Gesicht hielt.
    "Ach, du Halunke", sagte Voland nachdenklich. "Messere, ich wende mich wieder an die Logik!" sagte der Kater und drückte die Pfoten an die Brust. "Wenn ein Spieler dem König Schach bietet und der König überhaupt nicht mehr auf dem Brett ist, gilt das Schach als unwirksam!"
    "Gibst du auf oder nicht?" schrie Voland mit furchtbarer Stimme.
    "Gestattet mir zu überlegen", antwortete der Kater friedlich, stützte die Ellbogen auf den Tisch, die Ohren in die Pfoten und dachte nach. Er dachte lange nach, und endlich sagte er: "Ich gebe auf."
    "Man sollte die sture Bestie totschlagen", flüsterte Asasello. ,Ja, ich gebe auf, sagte der Kater, "aber nur deshalb, weil ich in einer Atmosphäre des Kesseltreibens seitens meiner Neider nicht spielen kann!" Er erhob sich, die Schachfiguren schlüpften ins Kästchen.
    "Gella, es ist Zeit", sagte Voland, und Gella verschwand aus dem Zimmer. "Ich hab ein schlimmes Bein, und dann dieser Ball..."
    "Erlauben Sie mir ...", bat Margarita leise.
    Voland blickte sie durchdringend an und schob ihr sein Knie zu.
    Der Schlamm war heiß wie Lava, aber Margarita zuckte nicht mit der Wimper. Bemüht, ihm keinen Schmerz zuzufügen, rieb sie ihm das Knie ein.
    "Meine Vertrauten behaupten, das sei Rheumatismus", sagte Voland und ließ kein Auge von Margarita, "aber ich hege den Verdacht, daß dieser Schmerz im Knie ein Andenken an eine bezaÜbernde Hexe ist, mit der ich fünfzehnhunderteinundsieb-zig bei einer Schwarzen Messe auf dem Blocksberg recht nahe bekannt wurde."
    "Ach, ist es die Möglichkeit!" sagte Margarita. "Lappalie! In dreihundert Jahren ist es weg! Man hat mir schon viele Arzneien empfohlen, aber ich halte mich an die guten alten Hausmittel meiner Großmutter. Wundersame Kräuter hat mir das alte Scheusal hinterlassen! Apropos, habt Ihr irgendein Leiden? Oder vielleicht einen Kummer, der Euch die Seele vergiftet?"
    "Nein, Messere, nichts dergleichen", antwortete Margarita schlau, "und jetzt, bei Ihnen, bin ich wunschlos glücklich." "Das Blut ist eine große Sache ...", sagte Voland vergnügt ins Leere und fügte hinzu: "Ich sehe, Ihr interessiert Euch für meinen Globus?"
    "O ja, ein solches Stück habe ich noch nie gesehen." "Ein gutes Stück. Ehrlich gesagt, ich liebe die Radionachrichten nicht. Sie werden von jungen Dingern gesprochen, die die Ortsnamen nuscheln. Außerdem hat jede dritte einen Sprachfehler, als würden sie eigens danach ausgewählt. Mein Globus ist da viel bequemer, zumal ich die Ereignisse genau kennen muß. Seht Ihr hier dieses Stück Erde, seitlich vom Ozean umspült? Schaut, es färbt sich feurig. Dort geht ein Krieg los. Wenn Ihr näher hinseht, werdet Ihr auch Einzelheiten erkennen." Margarita beugte sich über den Globus und sah, wie das kleine Quadrat der Erde größer wurde, sich mit vielen Farben bedeckte und sich gleichsam in eine Reliefkarte verwandelte. Dann erblickte sie das schmale Band eines Flusses und eine Siedlung am Ufer. Ein erbsengroßes Häuschen wuchs bis zur Größe einer Streichholzschachtel. Plötzlich flog lautlos das Dach des Häuschens in die Luft, eine schwarze Rauchwolke wallte hoch, und die Wände stürzten ein, so daß von der zweigeschossigen Streichholzschachtel nichts blieb als ein Häufchen Asche, von dem schwarzer Qualm aufstieg. Als Margarita noch näher hinsah, erkannte sie eine kleine Frauengestalt, die auf der Erde lag, und daneben in einer Blutlache ein Kind mit ausgebreiteten Armen.
    "Aus", sagte Voland lächelnd, "es hat noch keine Sünden begehen können. Abadonna arbeitet einwandfrei." "Ich möchte nicht zu denen gehören, gegen die dieser Abadonna kämpft", sagte Margarita, "auf

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