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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Kerzenlicht nur undeutlich wahr. Ihr Blick wurde vom Bett angezogen, auf dem der Mann saß, den noch vor kurzem der arme Iwan an den Patriarchenteichen zu überzeugen versucht hatte, daß der Satan nicht existiere. Dieser Nichtexistie-rende also saß auf dem Bett.
    Zwei Augen starrten Margarita ins Gesicht. In der Tiefe des rechten glänzte ein goldener Funke, der sich jedem bis auf den Grund der Seele bohrte; das linke Auge war leer und schwarz wie ein schmales Nadelöhr, wie die Öffnung eines grundlosen Brunnens voll Schatten und Finsternis. Volands eine Gesichtshälfte war schief, der rechte Mundwinkel herabgezogen, auf der hohen kahlen Stirn waren parallel zu den dünnen Brauen tiefe Falten eingeschnitten. Sein Gesicht schien für alle Zeiten von der Sonne verbrannt.
    Voland saß breit aufs Bett gefläzt, bekleidet mit nichts als einem schmutzigen langen Nachthemd, an der linken Schulter geflickt. Das eine nackte Bein hatte er unter sich gezogen, das andere lag ausgestreckt auf dem Bänkchen. Es sah dunkel aus; Gella war beschäftigt, es mit dampfender Salbe einzuschmieren. Des weiteren erblickte Margarita auf der nackten unbehaarten Brust Volands ein Goldkettchen mit einem kunstvoll aus dunklem Stein geschnittenen Käfer, dessen Rücken Schriftzeichen aufwies. Neben Voland stand auf einem schweren Postament ein merkwürdiger, gleichsam lebendiger, nur auf einer Seite von der Sonne beschienener Globus.
    Das Schweigen währte einige Augenblicke. Er studiert mich, dachte Margarita, bemüht, das Zittern in den Beinen niederzuzwingen.
    Endlich ergriff Voland das Wort, er lächelte, wobei sein funkelndes Auge aufzulodern schien.
    "Ich grüße Euch, Königin, und ich bitte Euch, meine saloppe Aufmachung zu entschuldigen."
    Volands Stimme war so tief, daß sie bei manchen Silben ins Heisere absank.
    Er nahm einen langen Degen vom Bett, stocherte gebückt darunter und sagte:
    "Komm vor! Die Partie wird unterbrochen. Der Gast ist eingetroffen."
    "Das ist keinesfalls notwendig", soufflierte Korowjew Margarita besorgt zischelnd ins Ohr.
    "Das ist keinesfalls notwendig ...", begann Margarita. "Messere ...", hauchte Korowjew.
    "Das ist keinesfalls notwendig, Messere", sagte Margarita, die sich wieder in der Gewalt hatte, leise, doch deutlich und fügte lächelnd hinzu: "Ich flehe Sie* an, die Partie nicht abzubrechen. Ich glaube, die Schachzeitschriften würden viel Geld dafür bezahlen, wenn sie die Möglichkeit hätten, sie zu druk-ken."
    Asasello ächzte beifällig, und Voland, der Margarita aufmerksam ansah, bemerkte gleichsam für sich:
    ,Ja, Korowjew hat recht. Wie kunstvoll ist das Kartenspiel gemischt! Das Blut!"
    Er streckte die Hand aus und winkte sie zu sich. Sie trat zu ihm und spürte den Fußboden unter den bloßen Füßen nicht. Voland legte seine Hand, schwer wie ein Stein und zugleich heiß wie Feuer, Margarita auf die Schulter, zog sie nieder und nötigte sie neben sich aufs Bett.
    ,Je nun, wenn Ihr so bezaÜbernd liebenswürdig seid, und ich habe auch nichts anderes erwartet, dann werden wir keine großen Umstände machen." Er beugte sich wieder über den Bettrand und schrie: "Wie lange willst du noch unterm Bett Unfug treiben? Komm vor, verfluchter Hans!"
    "Kann den Springer nicht finden", antwortete der Kater unterm Bett mit erstickter und verstellter Stimme, "er ist irgendwo hingesprungen, und ich krieg statt dessen immer nur einen Frosch zu fassen."
    "Du glaubst doch nicht etwa, du bist in einer Jahrmarktsbude?" fragte -Voland mit gespieltem Ärger. "Unterm Bett war nie ein Frosch! Solche billigen Späße kannst du im Variete machen. Wenn du nicht sofort zum Vorschein kommst, gilt die Partie für dich als verloren, verfluchter Deserteur!"
    "Um keinen Preis, Messere!" brüllte der Kater und kroch im selben Moment unterm Bett hervor, den Springer in der Pfote. "Darf ich vorstellen ...", wollte Voland beginnen, doch er unterbrach sich: "Nein, ich kann diesen Hanswurst nicht ansehen. Schaut nur, wie er sich unterm Bett herausgeputzt hat!" Der Kater, staubverschmiert und aufrecht stehend, machte Margarita eine Verbeugung. Um den Hals trug er eine weiße Frackschleife, und auf seiner Brust baumelte an einem Riemen ein perlmutterverkleidetes Opernglas für Damen. Außerdem war sein Schnurrbart vergoldet.
    "Was ist denn das nun wieder?" rief Voland. "Wozu hast du dir den Schnurrbart vergoldet? Und was zum Teufel soll die Schleife, wenn du nicht mal Hosen anhast?" "Hosen geziemen sich nicht für einen Kater,

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