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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Rächer haben sich hinter den Palast geschlichen, wo die Gasse den hinteren Hof beherrscht, und das Päckchen über die Umzäunung geworfen."
    "Mit Zettel?"
    ,Ja, genau wie Sie vermutet hatten, Prokurator. Ja, übrigens ..." Afranius riß das Siegel von dem Päckchen und zeigte Pilatus den Inhalt.
    "Ich bitte Sie, was tun Sie, Afranius, das war doch gewiß das Tempelsiegel!"
    "Der Prokurator braucht sich wegen dieser Frage keine Sorgen zu machen", antwortete Afranius und schloß das Päckchen. "Haben Sie etwa alle Siegel?" fragte Pilatus lachend. "Anders kann es nicht sein, Prokurator", antwortete Afranius ernst, ja finster.
    "Ich kann mir denken, was bei Kaiphas los war!"
    ,Ja, Prokurator, es entstand große Erregung. Ich wurde alsbald hinzugezogen."
    Selbst im Halbdunkel war zu sehen, wie Pilatus' Augen funkelten.
    "Interessant ist das, interessant. .."
    "Ich erlaube mir zu widersprechen, Prokurator, es war nicht interessant. Es war höchst langweilig und ermüdend. Auf meine Frage, ob man im Kaiphas-Palast jemandem Geld gezahlt habe, wurde mir strikt versichert, das sei nicht der Fall." "Ach so? Na, dann eben nicht. Um so schwerer wird es sein, die Mörder zu finden." "Vollkommen richtig, Prokurator."
    ,Ja, Afranius, was mir da eben einfällt: Am Ende hat er Selbstmord begangen?"
    "O nein, Prokurator", antwortete Afranius und lehnte sich verwundert zurück, "verzeihen Sie, aber das ist ganz unwahrscheinlich!"
    "Ach, in dieser Stadt ist alles möglich. Ich bin überzeugt, daß schon sehr bald ein solches Gerücht durch die ganze Stadt kriecht."
    Da warf Afranius dem Prokurator abermals seinen Blick zu, dachte nach und antwortete: "Das kann sein, Prokurator."
    Der Prokurator mochte sich offenbar noch nicht vom Problem der Ermordung des Mannes aus Kirjath trennen, wiewohl schon alles klar war. Ein bißchen träumerisch sagte er: "Ich hätte sehen mögen, wie er getötet wurde." "Er wurde sehr kunstvoll getötet, Prokurator", antwortete Afranius und blickte den Prokurator ironisch an. "Woher wollen Sie das wissen?"
    "Wenden Sie doch Ihre Aufmerksamkeit dem Beutel zu, Prokurator", antwortete Afranius, "ich garantiere Ihnen, daß das Blut von Judas nur so spritzte. Ich habe schon einige Ermordete in meinem Leben gesehen, Prokurator." "Er wird also nicht wiederauferstehen?"
    "Doch, Prokurator, er wird", antwortete Afranius und lächelte philosophisch, "wenn über ihm die Posaune des Messias ertönt, auf den sie hier warten. Aber vorher nicht." "Genug, Afranius, diese Frage ist klar. Kommen wir nun zum Begräbnis."
    "Die Hingerichteten sind begraben, Prokurator." "Oh, Afranius, Sie vor Gericht zu stellen wäre ein Verbrechen. Sie sind höchsten Lohnes wert. Wie war es?" Afranius erzählte: Während er mit dem Fall Judas befaßt gewesen sei, habe eine Gruppe des Geheimdienstes unter Führung seines Stellvertreters bei Anbruch des Abends den Schädelberg erreicht. Den einen Leichnam hatte man auf dem Gipfel nicht mehr vorgefunden. Pilatus zuckte zusammen und sagte heiser: "Ach, daß ich das nicht vorausgesehen habe!" "Sie brauchen sich nicht zu sorgen, Prokurator", sagte Afranius und fuhr mit seinem Bericht fort: "Die Leichen von Dismas und Gestas, deren Augen von Raubvögeln herausgehackt waren, wurden aufgenommen, dann machte sich alles auf die Suche nach dem dritten Leichnam. Er wurde sehr bald gefunden. Ein gewisser ..."
    "Levi Matthäus", sagte Pilatus weniger fragend als behauptend.
    ,Ja, Prokurator. Levi Matthäus hatte sich in einer Höhle am Nordhang des Schädelberges verborgen und wartete auf die Dunkelheit. Der nackte Körper von Jeschua Na-Hozri befand sich bei ihm. Als die Wache mit einer Fackel in die Höhle eindrang, verfiel Levi in Wut und Verzweiflung. Er schrie, er habe keinerlei Verbrechen begangen, und laut Gesetzes habe jedermann das Recht, einen gerichteten Verbrecher zu beerdigen, wenn er es wünsche. Levi Matthäus sagte, er wolle sich nicht von der Leiche trennen. Er war aufgebracht, schrie Zusammenhangloses, flehte, drohte, stieß Verwünschungen aus ..." "Man mußte ihn verhaften?" fragte Pilatus finster. "Nein, Prokurator, nein", antwortete Afranius beschwichtigend, "es gelang, den frechen Verrückten zu beruhigen, indem man ihm versicherte, man werde den Leichnam beerdigen. Als Levi das erfaßt hatte, wurde er still, doch er erklärte, er werde nir-gendwohin gehen und wünsche, am Begräbnis teilzunehmen. Er sagte, er werde nicht weggehen, selbst wenn man ihn umbringe, und bot sogar zu diesem

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