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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Zweck ein Brotmesser an, das er bei sich hatte."
    "Hat man ihn weggejagt?" fragte Pilatus gepreßt.
    "Nein, Prokurator, nein, mein Stellvertreter erlaubte ihm, der Beerdigung beizuwohnen."
    "Welcher Ihrer Stellvertreter leitete die Aktion?" "Tolmaios", antwortete Afranius und fügte besorgt hinzu: "Hat er vielleicht einen Fehler begangen?"
    "Fahren Sie fort", antwortete Pilatus, "ich finde keinen Fehler. Ich werde allmählich ein bißchen verlegen, Afranius, denn ich habe es offenkundig in Ihnen mit einem Mann zu tun, der niemals Fehler begeht."
    "Levi Matthäus wurde zusammen mit den Körpern der Gerichteten auf den Wagen geladen, und zwei Stunden später erreichte man eine einsame Schlucht im Norden von Jerschalaim. Dort hob die Mannschaft, die sich bei der Arbeit abwechselte, binnen zwei Stunden eine tiefe Grube aus, in der die drei Toten beerdigt wurden." "Nackt?"
    "Nein, Prokurator, die Mannschaft hatte zu diesem Zweck Chitons mitgenommen. Den Toten wurden Ringe an die Finger gesteckt. Jeschuas Ring hat eine Markierung, der Ring von Dismas zwei und der von Gestas drei. Die Grube wurde zugeschüttet und mit Steinen bedeckt. Tolmaios weiß das Erkennungszeichen."
    "Ach, hätte ich das vorher geahnt", sagte Pilatus stirnrunzelnd, "ich müßte diesen Levi Matthäus sprechen . .." "Er ist hier, Prokurator."
    Pilatus riß die Augen auf und starrte Afranius eine Weile an, dann sagte er:
    "Ich danke Ihnen für alles, was Sie in dieser Sache getan haben. Bitte schicken Sie morgen Tolmaios zu mir und erklären Sie ihm zuvor, ich sei mit ihm zufrieden. Sie, Afranius" — der Prokurator entnahm einer Tasche seines Gürtels, der auf dem Tisch lag, einen Ring und reichte ihn dem Kommandanten des Geheimdienstes —, "bitte ich, dies zum Andenken zu nehmen." Afranius verneigte sich. "Es ist mir eine große Ehre, Prokurator."
    "Die Mannschaft, die die Toten beerdigte, erhält eine Belohnung. Die Spitzel, die Judas aus dem Auge verloren, kriegen einen Verweis. Levi Matthäus soll jetzt gleich zu mir kommen. Ich brauche weitere Einzelheiten zum Fall Jeschua." ,-,Zu Befehl, Prokurator", antwortete Afranius, verneigte sich und ging. Der Prokurator klatschte in die Hände. "Zu mir, hierher! Einen Leuchter in den Säulengang!" Afranius verschwand im Garten, und hinter Pilatus tauchten Diener mit Lichtern in den Händen auf. Drei Leuchter wurden vor den Prokurator auf den Tisch gestellt, und sofort wich die Mondnacht zurück in den Garten, als hätte Afranius sie mit sich fortgenommen. Statt seiner betrat den Balkon ein kleiner magerer Mann in Begleitung des riesigen Zenturio. Dieser entfernte sich auf einen Blick des Prokurators sofort in Richtung Garten und verschwand.
    Der Prokurator studierte den Mann mit gierigen und etwas erschrockenen Augen. So betrachtet man einen Menschen, von dem man schon viel gehört, an den man oft gedacht hat und der nun endlich erschienen ist.
    Der Ankömmling, etwa vierzigJahre alt, war schwarzhaarig, zerlumpt und schmutzverkrustet. Unter gesenkten Brauen hervor warf er Wolfsblicke. Insgesamt wirkte er höchst unansehnlich und glich eher einem der Stadtbettler, die scharenweise auf den Tempelterrassen oder auf den Basaren der lauten und schmutzigen Unterstadt lungerten.
    Das Schweigen währte lange. Unterbrochen wurde es von dem seltsamen Gebaren des Mannes, den man Pilatus vorgeführt hatte. Er wechselte die Farbe, wankte und wäre gefallen, hätte er sich nicht mit schmutziger Hand am Sessel festgehalten. "Was hast du?" fragte ihn Pilatus.
    "Nichts", antwortete Levi Matthäus und machte eine Bewegung, als schlucke er etwas. Sein magerer, nackter grauer Hals schwoll für einen Moment.
    "Was hast du, antworte", wiederholte Pilatus. "Ich bin müde", antwortete Levi und starrte finster zu Boden. j "Setz dich", sagte Pilatus und wies auf den Sessel.
    Levi blickte den Prokurator ungläubig an und schob sich zum Sessel, dann blickte er erschreckt auf die goldenen Armlehnen und setzte sich nicht in den Sessel, sondern daneben auf den Fußboden.
    "Warum setzt du dich nicht in den Sessel?" fragte Pilatus. "Ich bin schmutzig und würde ihn verderben", sagte Levi und blickte zu Boden.
    "Man wird dir sogleich zu essen geben." "Ich bin nicht hungrig", antwortete Levi.
    "Warum lügst du?" fragte Pilatus leise. "Du hast doch den ganzen Tag noch nichts gegessen, vielleicht sogar noch länger. Na schön, dann ißt du eben nichts. Ich habe dich rufen lassen, damit du mir das Messer zeigst, das du bei dir hattest." "Die

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