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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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und blickte Voland unter gesenkten Brauen hervor unwirsch an.
    "Wenn du zu mir kommst, warum sagst du mir nicht ,Guten Tag', ehemaliger Zöllner?" fragte Voland barsch. "Weil ich nicht will, daß du gute Tage hast", antwortete der Ankömmling frech.
    "Aber du wirst es hinnehmen müssen", erwiderte Voland, und ein Grinsen verzerrte seinen Mund, "du warst kaum auf dem Dach, da hast du schon eine Torheit begangen, und ich werde dir sagen, worin sie besteht — in deiner Betonung. Du hast deine Worte so gesprochen, als erkenntest du weder die Schatten an noch das Böse. Willst du nicht so gut sein, einmal darüber nachzudenken, was dein Gutes täte, wenn das Böse nicht wäre, und wie die Erde aussähe, wenn die Schatten von ihr verschwänden? Kommen doch die Schatten von den Dingen und den Menschen. Da ist der Schatten meines Degens. Aber es gibt auch die Schatten der Bäume und der Lebewesen. Du willst doch nicht etwa den Erdball kahl scheren, alle Bäume und alles Lebende von ihm entfernen und deine Phantasie an kahlem Licht ergötzen? Du bist dumm."
    "Ich streite mich nicht mit dir, alter Sophist", antwortete Levi Matthäus.
    "Du kannst gar nicht mit mir streiten; den Grund habe ich schon genannt: Du bist dumm", antwortete Voland und fuhr fort: "So, nun sage kurz, ohne mich zu langweilen, warum du gekommen bist." "Er hat mich geschickt."
    "Was befahl er dir, mir zu übermitteln, Sklave?" "Ich bin kein Sklave", antwortete Levi Matthäus immer erboster. "Ich bin sein Schüler."
    "Du und ich, wir sprechen verschiedene Sprachen wie immer", entgegnete Voland, "aber die Dinge, von denen wir sprechen, werden dadurch nicht anders. Also?"
    "Er hat das Werk des Meisters gelesen", sprach Levi Matthäus, "und er bittet dich, den Meister mitzunehmen und ihm Ruhe zu schenken. Ist das etwa schwer für dich, Geist des Bösen?"
    "Nichts ist schwer für mich", antwortete Voland, "und das weißt du genau." Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: "Warum nehmt ihr ihn nicht mit zu euch, ins Licht?" "Er hat nicht Licht verdient, sondern Ruhe", sprach Levi traurig. "Sag ihm, es wird geschehen", antwortete Voland mit aufblitzendem Auge und fügte hinzu: "Und jetzt verlasse mich augenblicklich."
    "Er bittet dich, auch jene mitzunehmen, die ihn geliebt und seinetwegen gelitten hat", sagte Levi zu Voland, und seine Stimme klang zum erstenmal flehend.
    "Darauf wären wir ohne dich gewiß nicht gekommen. Geh." Levi Matthäus verschwand. Voland rief Asasello zu sich und befahl ihm:
    "Fliege hin und richte alles."
    Asasello verließ die Terrasse, Voland blieb allein. Aber seine Einsamkeit war nicht von langer Dauer. Er hörte Schritte auf den Steinplatten der Terrasse und lebhafte Stimmen, dann standen Korowjew und Behemoth vor ihm. Der Dicke hatte seinen Primuskocher nicht mehr bei sich, er war mit anderen Gegenständen beladen. Unterm Arm trug er ein kleines goldgerahmtes Landschaftsgemälde, in der einen Hand einen halbversengten Kochskittel und in der andern einen ganzen Lachs mit Haut und Schwanz. Brandgeruch ging von den beiden aus, Behemoths Fratze war rußgeschwärzt, seine Schiebermütze angesengt.
    "Salut, Messere!" rief das unermüdliche Pärchen, und Behemoth schwenkte den Lachs.
    "Schön seht ihr aus", sagte Voland.
    "Stellt Euch vor, Messere", schrie Behemoth freudig erregt, "man hat mich für einen Marodeur gehalten!" "Nach den Gegenständen zu urteilen, die du mitgebracht hast, bist du auch einer", antwortete Voland und warf einen Blick auf das Landschaftsgemälde.
    "Glaubt mir, Messere ...", begann Behemoth mit herzlicher Stimme.
    "Nein, ich glaube dir nicht", antwortete Voland kurz. "Messere, ich schwöre Euch, ich habe heldenhafte Versuche gemacht, soviel wie möglich zu retten, aber das hier ist alles, was ich den Flammen entreißen konnte."
    "Sag mir lieber, wodurch das Gribojedow in Brand geriet", entgegnete Voland.
    Korowjew und Behemoth breiteten die Arme aus und blickten zum Himmel, und Behemoth rief:
    "Ich begreife es selber nicht! Wir haben friedlich dagesessen, ganz still, haben was gegessen ..."
    "Und plötzlich — peng! peng!" erzählte Korowjew weiter. "Schüsse! Behemoth und ich, wahnsinnig vor Angst, auf den Boulevard, die Verfolger hinter uns her, wir ab zum Timirjasew-Denkmal!"
    "Aber das Pflichtgefühl", ergänzte Behemoth, "war stärker als unsere schmähliche Angst, und wir gingen zurück." "Ach, ihr gingt zurück?" fragte Voland. "Na, da war das Gebäude natürlich schon gänzlich niedergebrannt."

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