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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Ausweis, sondern an dem, was er schreibt. Was wissen Sie, welche Pläne in meinem Kopf schwärmen? Oder in seinem Kopf?" Er wies auf Behemoth, der sofort die Schiebermütze abnahm, gleichsam damit die Frauensperson den Kopf besser betrachten könne. "Geben Sie den Weg frei, Bürger", sagte sie nervös. Korowjew und Behemoth wichen zur Seite und ließen einen Schriftsteller durch, der einen grauen Anzug und ein weißes Sommerhemd ohne Krawatte trug, dessen Kragen breit übers Jackett geschlagen war, unterm Arm hatte er eine Zeitung. Grüßend nickte er der Frauensperson zu, setzte im Gehen einen Krakel in das ihm hingeschobene Buch und begab sich auf die Veranda.
    "O weh, nicht wir, sondern er wird das eisgekühlte Bier trinken, von dem wir beiden armen Wanderer so geträumt haben", sagte Korowjew traurig. "Unsere Situation ist schwierig und betrüblich, und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll." Behemoth breitete bitter die Arme aus und stülpte die Mütze auf den runden Schädel, der mit dichtem Haar bewachsen war wie mit einem Katzenfell. In diesem Moment ertönte überm Kopf der Frauensperson eine leise, doch befehlsgewohnte Stimme:
    "Lassen Sie sie durch, SoQa Pawlowna."
    Die Frauensperson mit dem Buch War verdutzt. Im Grünspalier erschienen die weiße Frackbrust und der Spitzbart des Flibu-stiers. Freundlich blickte er die beiden zweifelhaften Landstreicher an, ja er winkte ihnen einladend zu. Archibald Archibaldo-witschs Autorität war eine'Sache, die im Restaurant, dem er vorstand, etwas galt, und Sofja Pawlowna fragte Korowjew gehorsam:
    "Wie ist Ihr Name?"
    "Panajew", antwortete dieser höflich. Die Frauensperson trug den Namen ein und hob den Blick fragend zu Behemoth. "Skabitschewski", piepste dieser und zeigte aus unerfindlichen Gründen auf seinen Primuskocher. So§a Pawlowna trug auch diesen Namen ein und schob das Buch den Gästen zu, damit sie sich einschrieben. Korowjew schrieb da, wo Panajew stand, Ska-bitschewski hin, und Behemoth setzte neben Skabitschewski den Namen Panajew. Zu Sofja Pawlownas größter Verwunderung lächelte Archibald Archibaldowitsch beflissen und führte die Gäste zum besten Tisch in der hinteren Verandaecke, wo der - Schatten am dichtesten war. Neben dem Tisch spielte fröhlich die Sonne in einer Lücke des Grünspaliers. Sofja Pawlowna studierte, mit den Augen klappernd, lange die seltsamen Unterschriften, die die unerwarteten Gäste in das Buch eingetragen hatten.
    Die Kellner waren über Archibald Archibaldowitsch nicht minder verwundert als Sofja Pawlowna. Höchstpersönlich zog er den Stuhl vom Tisch zurück und forderte Korowjew auf, Platz zu nehmen. Er zwinkerte dem einen Kellner zu, flüsterte mit dem anderen, und schon bemühten sich beide um die neuen Gäste, von denen der eine seinen Primuskocher neben seinen rötlich verfärbten Stiefel auf den Fußboden stellte. Im Nu verschwand das alte fleckige Tuch vom Tisch, und ein anderes wedelte stärkekrachend durch die Luft, blütenweiß wie ein Beduinenburnus. Archibald Archibaldowitsch beugte sich zu Korow-jews Ohr und flüsterte leise, aber sehr ausdrucksvoll: "Was darf ich servieren? Ich habe vorzüglichen Störrücken .. . Vom Architektenkongreß abgezweigt. .."
    "Sie... äh... geben Sie uns was Nettes zu essen", grunzte Korowjew gönnerhaft und lehnte sich im Stuhl zurück. "Ich verstehe", antwortete Archibald Archibaldowitsch bedeutungsvoll und schloß die Augen.
    Als die Kellner sahen, wie der Restaurantchef die höchst zweifelhaften Besucher behandelte, ließen sie ihren Argwohn fahren und gingen ernsthaft zu Werke. Der eine gab Behemoth, der einen Stummel aus der Tasche geholt und in den Mund gesteckt hatte, Feuer, der andere flitzte, mit grünen Gläsern klirrend, herbei und baute neben den Gedecken Schnapsgläser, Weingläser und jene dünnwandigen Pokale auf, aus denen sich unterm Sonnendach so angenehm Narsan trinken läßt, nein, vorauseilend wollen wir sagen, aus denen sich unter diesem Sonnendach der unvergeßlichen Gribojedow-Veranda so angenehm Narsan trinken ließ.
    "Haselhuhnfilets kann ich sehr empfehlen", schnurrte Archi-bald Archibaldowitsch melodisch. Der Gast mit dem gesprungenen Zwicker billigte die Vorschläge des Briggkommandanten völlig und blickte ihn durch das nutzlose Zwickerglas wohlwollend an.
    Der am Nebentisch speisende Belletrist Petrakow-Suchowej, dessen Gattin eben ein Schweineschnitzel verzehrte, bemerkte mit der für Schriftsteller typischen Beobachtungsgabe die

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