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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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das kommt schon wieder in Ordnung! Welch schädliche Gerüchte!" "Was denn für Gerüchte, Antonia Porfirjewna!" rief Boba betrübt, weil die Schriftstellergattin ihm nicht glaubte, dann zischelte er weiter: "Ich sag euch, die Kugeln tun ihnen nichts! Und jetzt brennt's ... Sie sind durch die Luft. . . Durch die Luft!" Boba ahnte nicht, daß die, von denen er erzählte, neben ihm saßen und sich an seinem Zischeln ergötzten. Im übrigen fand dieses Ergötzen ein jähes Ende. Aus dem hinteren Korridor des Restaurants kamen drei Männer mit straff umgürteten Mänteln, Stiefelgamaschen und Revolvern in der Hand auf die Veranda gelaufen. Der vorderste schrie furchterregend laut: "Keiner rührt sich von der Stelle!"
    Sofort eröffneten die drei das Feuer und zielten auf die Köpfe von Korowjew und Behemoth. Die beiden lösten sich in Luft auf, aus dem Primuskocher aber schoß eine Feuersäule zum Sonnendach empor. Es war, als öffne sich in der Markise ein gähnender Rachen mit schwarzen Rändern, die nach allen Seiten auseinanderkrochen. Durch diesen Rachen sprang die Flamme bis hinauf zum Dach des Gribojedow. Im ersten Stock lagen Aktendeckel mit Papieren auf dem Fensterbrett des Redaktionszimmers; sie fingen Feuer, das auch die Gardine erfaßte, und schon rasten die Flammen, dröhnend, als würden sie angeblasen, durch das Tantenhaus.
    Wenige Augenblicke später flohen über die Asphaltwege, die zum Eisengitter des Boulevards führten, von wo am Mittwochabend der unverstandene Unglücksbote, der brave Iwan, gekommen war, ein paar Schriftsteller, die nicht zu Ende gegessen hatten, die Kellner, Sofja Pawlowna, Boba und Petrakow nebst Gattin.
    Gerade noch rechtzeitig kam aus einem Seitenausgang, ohne zu rennen oder zu hasten, wie ein Kapitän, der die brennende Brigg erst als letzter verlassen darf, Archibald Archibaldowitsch und stand ruhig da in seinem seidengefütterten Sommermantel, die beiden Balken der Störrücken unterm Arm.
29 Das Schicksal des Meisters und Margaritas ist entschieden
    Bei Sonnenuntergang befanden sich hoch über der Stadt auf der Steinterrasse eines der schönsten Gebäude Moskaus, das vor etwa anderthalb Jahrhunderten erbaut worden war, zwei Gestalten: Voland und Asasello. Von der Straße aus waren sie nicht zu sehen, denn eine Balustrade mit Gipsvasen und Gipsblumen schützte sie vor neugierigen Blicken. Sie aber konnten die Stadt bis fast an ihre Grenzen überschauen.
    Voland saß auf einem Klapphocker, angetan mit einer schwarzen Soutane. Sein langer und breiter Degen stak senkrecht zwischen zwei Platten der Terrasse und bildete eine Sonnenuhr. Langsam und unablässig wurde der Degenschatten länger und kroch auf die schwarzen Schuhe an Satans Füßen zu. Das spitze Kinn auf die Faust gestützt, auf dem Hocker zusammengekrümmt und den einen Fuß unter sich gezogen, blickte Voland unverwandt auf die unübersehbare Menge der Paläste, Riesenhäuser und zum Abriß verurteilten Hütten. Asasello, der sich von seinem modernen Aufputz — Jackett, Melone und Lackschuhe — getrennt hatte und jetzt schwarz gekleidet war wie Voland, stand reglos unweit von seinem Gebieter und ließ wie er kein Auge von der Stadt. Voland sprach:
    "Eine interessante Stadt, nicht wahr?" Asasello regte sich und antwortete ehrerbietig: "Messere, mir gefallt Rom besser." ,Ja, das ist Geschmackssache", antwortete Voland.
    Nach einiger Zeit ließ sich wieder seine Stimme vernehmen:
    "Woher kommt denn der Rauch dort auf dem Boulevard?"
    "Da brennt das Gribojedow", antwortete Asasello.
    "Man darf wohl annehmen, daß das unzertrennliche Pärchen Korowjew und Behemoth dort war?"
    "Daran gibt es keinen Zweifel, Messere."
    Wieder trat Schweigen ein, und die beiden auf der Terrasse beobachteten, wie in den nach Westen blickenden oberen Fenstern der riesigen Häuser blendend hell die gebrochene Sonne aufflammte. Volands Auge brannte genauso wie diese Fenster, obwohl er der untergehenden Sonne den Rücken zukehrte.
    Aber da lenkte etwas Volands Aufmerksamkeit auf den runden Turm, der sich hinter ihm aus der Terrasse erhob. Aus dessen Wand trat ein abgerissener, lehmverschmierter finsterer Mann mit schwarzem Bart, bekleidet mit einem Chiton und selbstgefertigten Sandalen.
    "Sieh da!" rief Voland und blickte den Ankömmling spöttisch an. "Du bist der letzte, den ich hier erwartet hätte! Was willst du, ungebetener, doch vorhergesehener Gast?" "Zu dir will ich, Geist des Bösen und Herrscher der Schatten", antwortete der Ankömmling

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