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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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"Gänzlich!" bestätigte Korowjew betrübt. "Das heißt buchstäblich gänzlich, wie Ihr Euch so treffend auszudrücken beliebtet, Messere. Nur noch verkohlte Balken!" "Ich bin in den Sitzungssaal mit den Säulen gerannt, Messere", erzählte Behemoth, "dort wollte ich noch etwas Wertvolles herauszerren. Ach, Messere, meine Frau, wenn ich eine hätte, wäre zwanzigmal in Gefahr gewesen, Witwe zu werden! Aber glücklicherweise bin ich nicht verheiratet, Messere, und ich sage Euch, es ist wirklich ein Glück, daß ich es nicht bin. Ach, Messere, kann man denn die Junggesellenfreiheit gegen das drückende Ehejoch vertauschen?"
    "Schon wieder so ein Blödsinn", bemerkte Voland. "Ich gehorche und fahre fort", antwortete der Kater, "ja, die kleine Landschaft hier! Mehr konnte ich nicht aus dem Saal tragen, die Flammen schlugen mir schon ins Gesicht. Ich lief in den Lagerraum und rettete den Lachs. Dann lief ich in die Küche und rettete den Kittel. Ich denke, Messere, ich habe alles getan, was ich konnte, und ich verstehe nicht, wie der skeptische Ausdruck Eures Gesichts zu erklären ist."
    "Was tat denn Korowjew, während du marodiert hast?" fragte Voland.
    "Ich habe den Feuerwehrleuten geholfen, Messere", antwortete Korowjew und deutete auf seine zerrissene Hose. "Ach, wenn's so ist, wird man natürlich ein neues Gebäude errichten müssen."
    "Es wird errichtet werden, Messere", entgegnete Korowjew, "das wage ich Euch zu versichern."
    "Nun, bleibt zu wünschen, daß es schöner werde als das frühere", bemerkte Voland. "So wird es sein, Messere", sagte Korowjew. "Glaubt es mir", setzte der Kater hinzu, "ich bin ein wirklicher Prophet."
    "Auf jeden Fall sind wir da, Messere", meldete Korowjew, "und wir erwarten Eure Anordnungen."
    Voland erhob sich von seinem Hocker, trat zur Balustrade, stand dort lange schweigend, den Rücken seinem Gefolge zugekehrt, und blickte in die Ferne. Dann kam er zurück, setzte sich wieder auf den Hocker und sagte:
    "Anordnungen habe ich keine, ihr habt getan, was ihr konntet, und ich bedarf eurer Dienste einstweilen nicht. Ihr könnt euch ausruhen. Gleich kommt ein Gewitter, das letzte Gewitter, es wird alles vollenden, was vollendet werden muß, dann machen wir uns auf den Weg."
    "Sehr wohl, Messere", antworteten die beiden Narren und verschwanden hinter dem runden Turm, der mitten auf der Terrasse ragte.
    Das Gewitter, von dem Voland sprach, ballte sich schon am Horizont. Eine schwarze Wolke stieg im Westen auf und schnitt die Sonne zur Hälfte ab. Bald hatte sie sie ganz verdeckt. Auf der Terrasse wurde es erst frisch, dann finster. Diese Finsternis, die von Westen herüberkam, deckte die riesige Stadt zu. Verschwunden waren die Brücken, die Paläste. Alles war verschwunden, als hätte es nie existiert. Über den ganzen Himmel zuckte ein einziger Feuerfaden. Dann erschütterte ein Donnerschlag die Stadt. Er wiederholte sich, und das Gewitter begann. Voland war im Dunkel nicht mehr zu sehen.
30 Höchste Zeit! Höchste Zeit!
    "Weißt du", sagte Margarita, "als du gestern nacht eingeschlafen warst, hab ich von der Finsternis gelesen, die vom Mittelmeer herüberkam . . . Die Götzen, ach, die goldenen Götzen! Sie lassen mir keine Ruhe! Ich glaube, auch jetzt gibt es Regen. Spürst du, wie frisch es wird?"
    "Alles gut und schön", antwortete der Meister. Er rauchte und zerwedelte den Rauch mit der Hand. "Diese Götzen — na schön, aber mir ist völlig unbegreiflich, wie es weitergehen soll!" Dieses Gespräch fand zur selben Zeit statt, als auf der Terrasse bei Voland Levi Matthäus erschien. Das kleine Kellerfenster stand offen, und hätte jemand hereingeschaut, er wäre sehr verwundert gewesen über die seltsame Aufmachung der beiden. Margarita trug auf dem nackten Leib einen schwarzen Umhang, und der Meister war nur mit seiner Krankenhauswäsche bekleidet. Margarita hatte nichts anzuziehen, denn ihre Sachen waren in der Villa geblieben, und obschon diese in der Nähe lag, konnte keine Rede davon sein, hinzugehen und die Sachen zu holen. Der Meister, der im Schrank alle seine Anzüge vorgefunden hatte, als wäre er nie fort gewesen, hatte einfach keine Lust, sich umzuziehen', während Margarita den Gedanken entwikkelte, jeden Moment könnte etwas völlig Ungereimtes passieren. Allerdings war er zum erstenmal seit jener Herbstnacht rasiert (in der Klinik hatte man ihm das Bärtchen mit der Maschine gestutzt).
    Auch das Zimmer bot einen merkwürdigen Anblick, und es war sehr schwierig, in dem

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