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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Nikanor Iwanowitsch lehnte wutentbrannt den Sessel ab und heulte:
    "Wer sind Sie?"
    "Ich bjn, wenn's recht ist, Dolmetscher bei einem Ausländer, der in dieser Wohnung seine Residenz aufgeschlagen hat", stellte sich der Mann vor, der sich Korowjew genannt hatte, und knallte die Hacken seiner ungeputzten, rötlich verfärbten Schuhe zusammen.
    Nikanor Iwanowitsch sperrte den Mund auf. Die Anwesenheit eines Ausländers in dieser Wohnung, noch dazu mit Dolmetscher, überraschte ihn völlig, und er heischte Erklärungen. 1 Der Dolmetscher erklärte gern. Der ausländische Artist, Herr Voland, sei liebenswürdigerweise vom Varietedirektor Stepan Bogdanowitsch Lichodejew eingeladen worden, für die Dauer seines Gastspiels, eine Woche etwa, in dessen Wohnung zu logieren. Der Varietedirektor habe schon gestern abend brieflich an Nikanor Iwanowitsch die Bitte gerichtet, den Ausländer zeitweilig im Hause anzumelden, da er selber nach Jalta fahre.
    "Gar nichts hat er mir geschrieben", sagte der Vorsitzende verdutzt.
    "Sehen Sie doch mal in Ihrer Aktentasche nach, Nikanor Iwanowitsch", schlug Korowjew süßlich vor.
    Nikanor Iwanowitsch öffnete achselzuckend die Aktentasche und fand darin den Brief des Varietedirektors. "Wie konnte ich das vergessen?" murmelte er und blickte stumpf auf das geöffnete Kuvert.
    "Nicht nur so was kommt vor, nicht nur so was, Nikanor Iwanowitsch!" schwatzte Korowjew. "Zerstreutheit, Zerstreutheit, Übermüdung, erhöhter Blutdruck, mein teurer Freund Nikanor Iwanowitsch! Ich bin auch entsetzlich zerstreut! Wir werden mal zusammen ein Gläschen trinken, dann erzähl ich Ihnen ein paar Dinger aus meiner Biographie, Sie lachen sich scheckig!" "Wann fährt denn Lichodejew nach Jalta?" "Aber er ist doch schon weg!" rief der Dolmetscher. "Der rollt schon irgendwo durch die Weltgeschichte! Weiß der Teufel wo!" Der Dolmetscher ließ die Arme kreisen wie Windmühlenflügel. Nikanor Iwanowitsch versetzte, er müsse den Ausländer persönlich sehen, aber darin erteilte ihm der Dolmetscher eine Abfuhr, das sei ganz unmöglich. Der Artist sei beschäftigt. Er dressiere seinen Kater.
    "Den Kater kann ich Ihnen zeigen, wenn Sie wollen", bot Korowjew an.
    Das aber lehnte Nikanor Iwanowitsch ab, und nun machte ihm der Dolmetscher einen überraschenden, aber sehr verlockenden Vorschlag.
    Da der Herr Voland um keinen Preis im Hotel zu wohnen wünsche und andererseits gewohnt sei, viel Platz zu haben, ob da nicht die Hausgemeinschaft ihm für eine Woche, solange sein Gastspiel in Moskau dauere, die ganze Wohnung abtreten könne, das heißt auch die Zimmer des Verstorbenen? "Ihm, dem Toten, ist es schließlich egal", zischelte Korowjew, "Sie werden zugeben, Nikanor Iwanowitsch, daß die Wohnung ihm gar nichts mehr nützt."
    Nikanor Iwanowitsch erwiderte etwas unschlüssig, Ausländer müßten doch im "Metropol" wohnen, keineswegs in Privatquartieren ...
    "Ich sag Ihnen, er ist launisch wie sonstwas!" raunte Korowjew. "Er will nun mal nicht! Er mag keine Hotels! Ich hab sie bis hier, diese Touristen!" klagte er vertraulich und fuhr sich mit dem Finger über den dürren Hals. "Glauben Sie mir, die töten einem jeden Nerv! Da kommt so einer an, und entweder spioniert er wie der letzte Strolch, oder er macht einen mit seinen Launen fertig: dies paßt ihm nicht, das paßt ihm nicht! Und was Ihre Hausgemeinschaft betrifft, Nikanor Iwanowitsch, so wird sie größten Vorteil und ganz eindeutig Profit davon haben. Aufs Geld schaut er nicht." Korowjew sah sich um, dann tuschelte er dem Vorsitzenden ins Ohr: "Er ist Millionär!" Der Vorschlag des Dolmetschers barg einen klaren praktischen Sinn, es war ein sehr reeller Vorschlag, aber sehr unreell waren die Sprechweise des Dolmetschers, seine Kleidung und dieser schauderhafte, völlig nutzlose Zwicker. Demzufolge saß ein nicht recht faßbarer Stachel in der Seele des Vorsitzenden; dennoch entschloß er sich, den Vorschlag anzunehmen. Es war nämlich so, daß die Hausgemeinschaft ein Riesendefizit zu beklagen hatte. Im Herbst mußte Öl für die Dampfheizung gekauft werden, doch wovon, wußte keiner. Mit dem Touristengeld konnte man sich vielleicht sanieren. Der geschäftstüchtige und vorsichtige Nikanor Iwanowitsch erklärte jedoch, er müsse die Frage zuerst mit dem Ausländerbüro abstimmen.
    "Ich verstehe!" rief Korowjew. "Wie sollte es ohne Abstimmung gehen! Tun Sie das unbedingt! Da ist das Telefon, Nikanor Iwanowitsch, rufen Sie sofort an! Und wegen des Geldes seien Sie

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