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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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nicht zimperlich", setzte er flüsternd hinzu, indes er den Vorsitzenden in die Diele zum Telefon zog, "von wem sollte man es nehmen, wenn nicht von ihm! Sie müßten mal seine Villa in Nizza sehen! Wenn Sie nächsten Sommer ins Ausland fahren, sollten Sie unbedingt vorbeikommen und sie anschauen, Sie werden Augen machen!"
    Die telefonische Absprache mit dem Ausländerbüro ging mit einer Fixigkeit vonstatten, die den Vorsitzenden erstaunte. Es stellte sich heraus, daß man dort über die Absicht des Herrn Vo-land, in einem Privatquartier zu wohnen, bereits unterrichtet war und nicht das geringste dagegen einzuwenden hatte. "Na großartig!" grölte Korowjew.
    Ein wenig betäubt von dessen lautem Geschwafel, erklärte der Vorsitzende, die Hausgemeinschaft sei bereit, dem Artisten, Herrn Voland, die Wohnung Nr. 50 für eine Woche abzutreten, zu einem Preis von ... Nikanor Iwanowitsch druckste und sagte dann:
    "Von fünfhundert Rubel per Tag."
    Nun geschah es, daß Korowjew den Vorsitzenden vollends verblüffte. Er zwinkerte diebisch in Richtung Schlafzimmer, von wo die weichen Sprünge des schweren Katers zu hören waren, und zischte:
    "Das wären für eine Woche also dreieinhalb tausend?" Nikanor Iwanowitsch erwartete, jener würde hinzufügen: Sie haben keinen schlechten Appetit, Nikanor Iwanowitsch!, doch Korowjew sagte etwas ganz anderes:
    "Ist das etwa ein Betrag? Verlangen Sie fünftausend, er zahlt." Nikanor Iwanowitsch schmunzelte verlegen und bemerkte gar nicht, daß er schon am Schreibtisch des Toten stand, wo Korowjew enorm schnell und geschickt einen Vertrag in zwei Exemplaren ausfertigte. Damit sauste er ins Schlafzimmer, und als er zurückkam, waren beide Exemplare mit dem schwungvollen Namenszug des Ausländers versehen. Auch der Vorsitzende unterschrieb den Vertrag. Dann bat Korowjew um eine Quittung über fünftausend Rubel.
    "In Schönschrift, in Schönschrift, Nikanor Iwanowitsch!" Mit einer Albernheit, die gar nicht zu dem ernsten Geschäft paßte, zählte er, "ejn, zwej, drej!" und legte dem Vorsitzenden fünf nagelneue Banknotenpäckchen hin.
    Nun folgte das Nachzählen, welches Korowjew mit allerlei Spä-ßen und Scherzen würzte wie "Geld will gezählt sein", "selber zählen macht fett" und was dergleichen Redensarten mehr sind. Nachdem der Vorsitzende fertig gezählt hatte, erhielt er von Korowjew den Paß des Ausländers für die zeitweilige Anmeldung. Er verwahrte ihn nebst Vertrag und Geld in der Aktentasche, doch dann konnte er es sich nicht verkneifen, verschämt um eine Freikarte zu bitten.
    "Aber das ist doch gar kein Problem!" dröhnte Korowjew. "Wieviel Karten brauchen Sie, Nikanor Iwanowitsch, zwölf, fünfzehn?"
    Der Vorsitzende erklärte etwas benommen, er brauche nur zwei, für sich und seine Frau Pelageja Antonowna. Korowjew zückte sofort sein Notizbuch und schrieb Nikanor Iwanowitsch eine Anweisung auf zwei Freikarten für die erste Reihe aus. Diese Anweisung steckte er Nikanor Iwanowitsch geschickt mit der Linken zu, mit der Rechten aber schob er ihm ein dickes knisterndes Päckchen in die Hand. Nikanor Iwanowitsch warf einen Blick darauf, lief dunkelrot an und versuchte, das Päckchen zurückzuschieben. "Das darf doch nicht sein", murmelte er.
    "Ich will das nicht hören", flüsterte ihm Korowjew ins Ohr, "bei uns darf das nicht sein, aber bei den Ausländern darf es sein. Sie würden ihn kränken, Nikanor Iwanowitsch, das wäre unschicklich. Sie haben sich doch bemüht. .."
    "Es wird streng bestraft", flüsterte der Vorsitzende ganz leise und blickte sich um.
    "Wo sind denn die Zeugen?" raunte ihm Korowjew ins andere Ohr. "Wo sind sie, frage ich? Was fürchten Sie?" Und jetzt geschah, wie der Vorsitzende später behauptete, ein Wunder: Das Päckchen schlüpfte ganz von selbst in seine Aktentasche. Dann fand sich der Vorsitzende, irgendwie geschwächt und zerschlagen, im Treppenhaus wieder. Ein Wirbel von Gedanken durchtobte seinen Kopf. Da rotierten die Villa in Nizza, der dressierte Kater, der Gedanke, daß es tatsächlich keine Zeugen gab und wie seine Frau sich über die Freikarten freuen würde. Es waren zusammenhanglose Gedanken, doch eigentlich recht angenehme. Nichtsdestoweniger stak in der Seele des Vorsitzenden die Nadel der Unruhe. Außerdem traf ihn hier auf der Treppe wie ein Schlag die Frage: Wie ist der Dolmetscher eigentlich in das Zimmer gekommen, wo doch die Tür versiegelt war? Und wieso hatte er, Nikanor Iwanowitsch, gar nicht danach gefragt? Einige Zeit

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