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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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zwölftausend Stundenkilometern geflogen sein! Das gibt es nicht, mithin ist Stjopa nicht in Jalta! "
    Was bleibt? Hypnose? Eine Hypnose, die einen Menschen tausend Kilometer weit schleudert, gibt es auch nicht! Also bildet er sich ein, in Jalta zu sein? Das ist vielleicht möglich, aber sollte die Jaltaer Kriminalmiliz es sich auch einbilden? Nein, nein, Entschuldigung, ausgeschlossen! Aber sie hatten doch von dort telegrafiert?
    Das Gesicht des Finanzdirektors war schrecklich anzusehen. Am Türdrücker wurde von außen gedreht und gerüttelt, und man hörte die Botin vor der Tür verzweifelt schreien: "Das geht nicht! Nur über meine Leiche! Er hat Sitzung!" Rimski beherrschte sich, so gut es ging, nahm den Hörer ab und sagte:
    "Geben Sie mir ein Blitzgespräch nach Jalta."
    Sehr vernünftig! rief Warenucha in Gedanken aus.
    Aber das Gespräch mit Jalta kam nicht zustande. Rimski legte auf und sagte:
    ,Ausgerechnet jetzt ist die Verbindung unterbrochen." Es war zu sehen, daß die unterbrochene Verbindung ihn ganz besonders irritierte und zum Nachdenken zwang. Nach einigem Überlegen nahm er mit einer Hand den Hörer ab, und seine andere schrieb mit, was er hineinsprach:
    "Ein Blitztelegramm. Variete. Ja. Jalta Kriminalmiliz. Ja. ,Heute gegen halb zwölf telefonierte Lichodejew in Moskau mit mir kam nicht zum Dienst telefonisch nicht auffindbar bestätige die Handschrift ergreife Maßnahmen zur Beobachtung Volands. Finanzdirektor Rimski.'".
    Sehr vernünftig! dachte Warenucha, doch dabei summten in seinem Kopf die Worte: Mumpitz! Er kann nicht in Jalta sein!
    Rimski tat unterdes folgendes: packte die Telegramme aus Jalta und die Mitschrift des seinigen säÜberlich zu einem Päckchen, schob dieses in einen Umschlag, klebte ihn zu, schrieb ein paar Worte darauf und überreichte ihn Warenucha.
    "Bring das sofort persönlich weg, Iwan Saweljewitsch. Sollen sie dort daraus schlau werden."
    Wirklich vernünftig! dachte Warenucha und schob den Umschlag in seine Aktentasche. Dann wählte er für alle Fälle noch einmal Stjopas Nummer, horchte und schnitt freudige und geheimnisvolle Zwinkergrimassen. Rimski reckte den Hals. "Kann ich den Artisten Voland sprechen?" fragte Warenucha süßlich.
    "Der Herr sind beschäftigt", antwortete der Hörer mit klirrendem Tenor, "wer spricht denn dort?" "Varieteadministrator Warenucha."
    "Iwan Saweljewitsch?" schrie der Telefonhörer freudig. "Ich bin ja schrecklich froh, Ihre Stimme zu hören! Wie geht es Ihnen?" "Merci", antwortete Warenucha verdutzt, "mit wem spreche ich?"
    "Ich bin sein Assistent, sein Assistent und Dolmetscher Korow-jew!" knatterte der Hörer. "Ich stehe ganz zu Ihren Diensten, mein liebwerter Iwan Saweljewitsch! Verfügen Sie über mich nach Ihrem Belieben! Also?"
    "Entschuldigen Sie, ist Stepan Bogdanowitsch Lichodejew nicht zu Hause?"
    "Bedaure! Nicht da!" schrie der Hörer. "Er ist weggefahren!" "Wohin denn?"
    "Mit dem Wagen nach außerhalb, spazieren." "W-was? Spa-spazieren? Wann kommt er denn zurück?" "Er hat gesagt, er will ein bißchen frische Luft schnappen und dann zurückkommen."
    "So", sagte Warenucha hilflos, "merci... Seien Sie so nett und bestellen Sie Monsieur Voland, sein Auftritt ist heute als dritte Abteilung dran."
    "Zu Befehl. Selbstverständlich. Gewiß doch. Sofort. Unbedingt.
    Werd's ausrichten", hämmerte der Hörer.
    ,Alles Gute", sagte Warenucha verwundert.
    "Nehmen Sie", sagte der Hörer, "meine allerbesten, allerherz- lichsten Grüße und Wünsche entgegen! Glück! Erfolg! Viel Schönes! Alles Gute!"
    "Na natürlich! Ich hab's ja gesagt!" schrie der Administrator entrüstet. "Nichts ist mit Jalta, er ist ins Grüne gefahren!"
    "Na, wenn's so ist", sagte der Finanzdirektor wutbleich, "dann ist das eine unbeschreibliche Sauerei!"
    Da sprang der Administrator plötzlich hoch und brüllte so laut, daß Rimski zusammenfahr:
    "Ich hab's! Ich hab's! In Puschkino ist eine Pastetenbude Jalta' eröffnet worden! Jetzt ist mir alles klar! Da ist er hingefahren, hat sich vollaufen lassen und schickt von dort Telegramme!" "Na, das geht schon über die Hutschnur", antwortete Rimski, seine Wange zuckte, und in seinen Augen funkelte eine Riesenwut. "Na warte, diese Spazierfahrt wird dir teuer zu stehen kommen!" Plötzlich stutzte er und fügte unschlüssig hinzu: "Aber die Kriminalmiliz ..."
    "Quatsch! Das sind alles seine Späße", unterbrach ihn der Administrator unbeherrscht und fragte: "Soll ich den Umschlag wegbringen?"
    "Unbedingt", antwortete

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