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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Geschriebene, und nun stand da: ". .. mit M. A. Berlioz, der bald danach verstarb . . ." Aber auch das befriedigte ihn nicht. Er mußte eine dritte Redaktion vornehmen, und die erwies sich als noch schlechter: "... mit Berlioz, der unter die Straßenbahn geriet. ..", doch hier drängte sich ihm der niemandem bekannte Komponist gleichen Namens hinein, und er mußte hinzufügen: "nicht dem Komponisten ..." Nachdem sich Iwan mit den beiden Berlioz' weidlich geplagt hatte, strich er alles durch und beschloß, mit etwas sehr Wirkungsvollem zu beginnen, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln. Er beschrieb, wie der Kater die Straßenbahn bestieg, und brachte erst dann die Episode mit dem abgetrennten Kopf.
    Der Kopf und die Vorhersage des Konsultanten führten ihn zu Pontius Pilatus, und zwecks größerer Überzeugungskraft beschloß er, die ganze Erzählung über den Prokurator wiederzugeben, angefangen damit, wie dieser, angetan mit einem blutrot gefütterten weißen Umhang, im überdachten Säulengang des Herodes-Palastes erschien.
    Iwan arbeitete eifrig, strich aus, setzte neue Wörter ein und versuchte sogar, Pontius Pilatus zu zeichnen und auch den Kater, wie er auf den Hinterpfoten läuft. Aber die Zeichnungen halfen nicht, und die Erklärung des Lyrikers wurde je länger, desto wirrer und unverständlicher.
    Als aus der Ferne die furchteinflößende Wolke mit den qualmenden Rändern heranschwebte und den Wald zudeckte und als der Wind einsetzte, merkte Iwan, daß ihn die Kräfte verließen und er mit der Erklärung nicht zu Rande kam; da hob er die weggeflogenen Blätter nicht mehr auf, sondern weinte leise und bitterlich.
    Die gutmütige Arztgehilfin Praskowja Fjodorowna besuchte den kranken Poeten während des Gewitters, sorgte sich, als sie ihn weinen sah, schloß den Vorhang, damit die Blitze ihn nicht mehr erschreckten, hob die Blätter vom Fußboden und lief damit aus dem Zimmer, um den Arzt zu holen. Der Arzt kam, machte Iwan eine Injektion in den Arm und versicherte ihm, er werde jetzt nicht mehr weinen, alles werde vergehen, sich ändern, und er werde vergessen. Der Arzt sollte recht behalten. Bald sah der Wald jenseits des Flusses wieder wie vorher aus. Jeder einzelne Baum zeichnete sich deutlich ab, darüber breitete sich ein Himmel in blitzblankem Blau, und auch der Fluß hatte sich beruhigt. Sofort nach der Spritze verließ die Schwermut Iwan, er lag jetzt still und betrachtete den Regenbogen, der sich durch den Himmel schwang.
    So blieb es bis zum Abend, und Iwan bemerkte gar nicht, wie der Regenbogen zerfloß, ein trauriges fahles Licht den Himmel überzog und der Wald schwarz wurde.
    Nachdem er reichlich heiße Milch getrunken hatte, legte er sich wieder hin und staunte, wie seine Gedanken sich veränderten. Der verfluchte Teufelskater nahm in der Erinnerung freundli-.
    chere Züge an, der abgefahrene Kopf war nicht mehr so gräßlich, Iwan schob den Gedanken daran beiseite und überlegte, daß es doch eigentlich in der Klinik gar nicht schlecht, daß Strawinski ein kluger Kopf und eine Berühmtheit und daß es sehr angenehm sei, mit ihm Umgang zu pflegen. Überdies war die abendliche Luft nach dem Gewitter würzig und frisch. Das Haus des Leides entschlief. In den stillen Korridoren erloschen die mattweißen Birnen, und statt ihrer glimmten vorschriftsmäßig die schwachen blauen Nachtlämpchen auf. Immer seltener hörte man vor den Türen die vorsichtigen Schritte der Arztgehilfinnen auf dem Gummiläufer des Korridors. In süßer Mattigkeit lag Iwan jetzt da und schaute bald auf die Lampenglocke, die weiches Licht von der Decke rieseln ließ, bald auf den Mond, der hinter dem schwarzen Wald aufging. Dabei sprach er mit sich selbst "Warum hab ich mich eigentlich so aufgeregt, daß Berlioz unter die Straßenbahn gekommen ist?" meditierte er. "Weg mit Schaden! Wirklich, bin ich sein Gevatter oder sein Schwiegervater? Wenn man diese Frage gehörig ventiliert, stellt sich heraus, daß ich den Toten nicht mal richtig gekannt habe. In der Tat, was weiß ich von ihm? Nichts, außer daß er eine Glatze hatte und unglaublich redegewandt war. Weiter, Leute", setzte Iwan seine Ansprache an imaginäre Zuhörer fort, "untersuchen wir doch mal: Wieso bin ich über diesen geheimnisvollen Konsultanten, Magier und Professor mit dem leeren schwarzen Auge dermaßen in Wut geraten? Was sollte die dumme Verfolgungsjagd in Unterhosen und mit einer Kerze in der Hand, was sollte das Affentheater im

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