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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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irgendwie an den Konfektionsgrößen rummanipuliert hätten. In ein, zwei Jahren muss ich vielleicht auf Clownshosen umsteigen. Zweimannzelte zum Anziehen. Und den ärztlichen Eignungstest würde ich auch mit einer Tonne Entwässerungspillen und Abführmittel nicht mehr bestehen.«
    »Haben Sie das wirklich getan? Pillen geschluckt, um den Eignungstest zu bestehen?«
    »Dazu sage ich jetzt gar nichts. Ich will Ihnen nur klar machen, dass diese Geschichte mit meinem Herz nicht von ungefähr kommt. Es ist nicht so, als hätte ich nicht gewusst, dass so was passieren könnte. Aber jetzt, wo es passiert ist, kotzt es mich einfach nur an.« Er stieß ein verärgertes Grunzen aus. Dann ging sein Blick wieder zum Monitor, der plötzlich einen beschleunigten Herzschlag anzeigte. »Jetzt hab ich es wieder mal geschafft, die Pumpe in Wallung zu bringen.«
    Sie betrachteten eine Weile schweigend das Dauer-EKG und warteten darauf, dass Korsaks Herzschlag sich wieder verlangsamte. Sie hatte dem unermüdlich pumpenden Muskel in ihrer eigenen Brust nie viel Beachtung geschenkt, doch während sie die pulsierende Linie beobachtete, die Korsaks Herzschlag aufzeichnete, nahm sie auch ihren eigenen Puls plötzlich ganz bewusst wahr. Sie hatte das Schlagen ihres Herzens immer als etwas Selbstverständliches betrachtet, und nun versuchte sie sich vorzustellen, was es für. ein Gefühl wäre, so gebannt auf jeden Schlag zu horchen, in ständiger Angst, dass der nächste ausbleiben könnte. Dass der Rhythmus des Lebens in ihrer Brust plötzlich verstummen könnte.
    Sie sah Korsak an, der immer noch regungslos dalag, den Blick auf den Bildschirm geheftet, und sie dachte: Er ist nicht nur wütend; er hat panische Angst.
    Plötzlich setzte er sich ruckartig auf. Seine Hand fuhr an die Brust, seine Augen weiteten sich vor Angst. »Rufen Sie die Schwester! Rufen Sie die Schwester!«
    »Was? Was haben Sie denn?«
    »Hören Sie denn nicht das Alarmsignal? Das ist mein Herz …«
    »Korsak, das ist bloß mein Beeper.«
    »Was?«
    Sie löste das Gerät von ihrem Gürtel und stellte den Piepston ab. Dann hielt sie ihm den Beeper so hin, dass er die angezeigte Telefonnummer sehen konnte. »Sehen Sie? Es ist nicht Ihr Herz.«
    Er sank auf das Kissen zurück. »Herrgott. Schaffen Sie mir das Ding hier raus. Ich hätte vor Schreck fast einen Herzinfarkt bekommen.«
    »Kann ich dieses Telefon hier benutzen?«
    Er lag da, die Hand immer noch vor die Brust geschlagen, ganz kraftlos nach dem überstandenen Schrecken. »Ja, ja. Von mir aus.«
    Sie nahm den Hörer ab und wählte.
    Eine wohlbekannte rauchige Stimme meldete sich. »Institut für Rechtsmedizin, Dr. Isles.«
    »Rizzoli.«
    »Detective Frost und ich sehen uns gerade einen Satz Röntgenaufnahmen von einem Gebiss auf meinem Computer an. Wir sind die Liste von vermissten Frauen aus der Region Neuengland durchgegangen, die das NCIC uns geschickt hat. Diese Datei hat mir die Staatspolizei von Maine gemailt.«
    »Um welchen Fall handelte es sich?«
    »Mord und Entführung, begangen am 2. Juni dieses Jahres. Das Mordopfer war ein gewisser Kenneth Waite, sechsunddreißig. Die Entführte war seine Frau Maria Jean, vierunddreißig. Was ich hier auf dem Bildschirm habe, sind Röntgenaufnahmen von Maria Jeans Kiefer.«
    »Wir haben die rachitische Frau identifiziert?«
    »Es passt alles zusammen«, antwortete Isles. »Ihr Mädchen hat jetzt einen Namen: Maria Jean White. Sie faxen uns gerade die Unterlagen zu.«
    »Moment mal. Sagten Sie, der Mord und die Entführung hätten sich in Maine ereignet?«
    »In einer Stadt namens Blue Hill. Frost sagt, er sei schon mal dort gewesen. Es ist eine Fahrt von etwa fünf Stunden.«
    »Unser Täter hat ein ausgedehnteres Jagdrevier, als wir dachten.«
    »Bleiben Sie dran, Frost möchte mit Ihnen sprechen.«
    Gleich darauf hörte sie Frosts muntere Stimme: »He, haben Sie schon mal ein Hummersandwich gegessen?«
    »Was?«
    »Wir könnten uns unterwegs ein Hummersandwich genehmigen. Ich kenne da eine ganz tolle Bude in Lincolnville Beach. Wenn wir morgen früh um acht losfahren, können wir rechtzeitig zum Lunch dort sein. Nehmen wir mein Auto oder Ihres?«
    »Wir können meins nehmen.« Sie zögerte, konnte sich jedoch nicht verkneifen hinzuzufügen: »Dean wird vermutlich mitfahren wollen.«
    Am anderen Ende war es zunächst still. »Okay«, sagte Frost schließlich. Er klang nicht begeistert. »Wenn Sie meinen.«
    »Ich rufe ihn an.«
    Als sie auflegte, spürte sie

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