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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ich nicht mal mit einem Mädel mithalten konnte.«
    »Und danach?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das ist alles. Das ist das Letzte, woran ich mich erinnern kann. Bis mir dann die Schwestern diesen gottverdammten Schlauch in den Hals…« Er brach ab. »Da war ich aber hellwach, das können Sie mir glauben. Und das hab ich die auch wissen lassen.«
    Es war eine Weile still, während Korsak mit zusammengebissenen Zähnen den EKG-Bildschirm anstarrte. Dann stieß er angewidert hervor: »Ich glaube, ich habe den Zugriff vermasselt.«
    Sie war vollkommen verblüfft. »Korsak …«
    »Schauen Sie mich doch an.« Er wedelte mit der Hand über seinen prallen Wanst. »Als ob ich einen Basketball verschluckt hätte. So sieht das doch aus. Oder als ob ich im fünfzehnten Monat schwanger wäre. Kann nicht mal mehr mit einem Mädel mithalten. Früher war ich ganz schön schnell, ob Sie’s glauben oder nicht. Hatte mal ’ne Figur wie ein Rennpferd. Ganz anders als jetzt. Sie müssten mich mal sehen, wie ich damals ausgeschaut habe. Da würden Sie mich gar nicht wiedererkennen. Sicher glauben Sie mir von all dem kein Wort, wie? Weil Sie mich nur so sehen, wie ich jetzt bin. Ein Wrack, zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich rauche zu viel, esse zu viel …«
    Trinke zu viel, ergänzte sie im Stillen.
    »… bloß ein hässlicher alter Fettsack.« Er klatschte sich verärgert auf den Bauch.
    »Korsak, hören Sie mich an. Ich bin diejenige, die es vermasselt hat, nicht Sie.«
    Er sah sie ehrlich verwirrt an.
    »Auf dem Friedhof. Wir sind beide gerannt. Wir waren hinter dem Täter her – wie wir glaubten. Sie waren direkt hinter mir. Ich habe Sie schnaufen hören, Sie hatten Mühe, mir zu folgen.«
    »Sie müssen ja nicht auch noch darauf rumreiten.«
    »Und dann waren Sie plötzlich nicht mehr da. Sie waren einfach weg. Aber ich bin immer weitergelaufen, und dabei war es die reinste Zeitverschwendung. Es war nämlich nicht der Täter, sondern Agent Dean, der das Gelände erkundete. Der Täter war längst über alle Berge. Wir sind hinter einem Phantom hergejagt, Korsak. Einem Schatten in der Dunkelheit. Das war alles.«
    Er schwieg. Wartete auf das Ende der Geschichte.
    Sie zwang sich, fortzufahren. »In diesem Moment hätte ich unbedingt nach Ihnen suchen müssen. Ich hätte merken müssen, dass Sie zurückgeblieben waren. Aber es ging plötzlich alles drunter und drüber. Und ich habe nicht nachgedacht. Ich habe mir einfach nicht die Zeit genommen, mal zu überlegen, wo Sie eigentlich abgeblieben waren …« Sie seufzte. »Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis es mir endlich eingefallen ist. Vielleicht waren es nur ein paar Minuten. Aber ich denke – ich fürchte –, es hat viel länger gedauert. Und die ganze Zeit haben Sie dort hinter einem der Grabsteine gelegen. Ich habe so lange gebraucht, bis ich mich endlich auf die Suche nach Ihnen gemacht habe. Ich hatte Sie schlichtweg vergessen.«
    Wieder schwiegen sie beide. Sie fragte sich, ob er überhaupt registriert hatte, was sie gesagt hatte, denn nun begann er mit seinem Tropf herumzuhantieren, die verschlungenen Schlauche zu entwirren. Es war, als ob er es um jeden Preis vermeiden wollte, sie anzusehen, und sich deshalb krampfhaft auf etwas anderes konzentrierte.
    »Korsak?«
    »Ja.«
    »Haben Sie denn nichts dazu zu sagen?«
    »Doch. Vergessen Sie’s. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
    »Ich komme mir so beschissen vor.«
    »Wieso? Weil Sie Ihren Job gemacht haben?«
    »Weil ich besser auf meinen Partner hätte Acht geben sollen.«
    » Ich und Ihr Partner?«
    »In dieser Nacht waren Sie mein Partner.«
    Er lachte. »In dieser Nacht war ich ein verdammtes Sicherheitsrisiko und eine Belastung. Ein Zweitonnengewicht an Ihrem Bein. Da machen Sie sich weiß Gott was für Vorwürfe, weil Sie nicht auf mich aufgepasst haben. Und ich habe die ganze Zeit nur hier gelegen und mich schwarz geärgert, weil ich im Dienst versagt habe. Na ja, eigentlich war es mein Herz, das versagt hat, aber … Und nun liege ich hier rum und denke über die ganzen plumpen Lügen nach, die ich mir selbst andauernd auftische. Sehen Sie diese Wampe?«
    Wieder schlug er sich mit der flachen Hand auf den Bauch.
    »Die sollte einfach so verschwinden. Ja, das habe ich wirklich geglaubt. Dass ich eines schönen Tages eine Diät machen und mich von diesem Rettungsring befreien würde. Aber stattdessen habe ich mir einfach immer weitere Hosen gekauft. Und mir eingeredet, dass die Hersteller wohl

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