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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Untersuchung am frischen Präparat angeregt hatte. Er hatte gewusst, was alle anderen noch nicht ahnen konnten – dass sie dabei frisches Sperma finden würden. Weil er schon einmal mit dem Dominator zu tun hatte.
    Aber was Dean nicht vorausgesehen hatte, war, dass der Dominator sich mit einem Partner zusammentun würde. Das war der Moment, als Dean in meiner Wohnung aufkreuzte. Das war das erste Mal, dass er so etwas wie Interesse für mich zeigte. Weil ich etwas hatte, was er wollte, etwas, was er unbedingt brauchte. Ich war sein Schlüssel zu Warren Hoyts Gehirn.
    Neben ihr schnaufte Frost geräuschvoll. Sie schielte zu ihm hinüber und sah, dass er mit offenem Mund schlief – die Arglosigkeit in Person. In all den Jahren, die sie nun schon Seite an Seite arbeiteten, hatte Rizzoli noch nie eine dunkle Seite an ihm entdecken können. Aber Deans Täuschungsmanöver hatte sie so tief getroffen, dass sie nun nicht einmal mehr Frost ansehen konnte, ohne sich zu fragen, was er wohl vor ihr verbarg – welche Abscheulichkeiten selbst ein Mann wie er hinter einer freundlichen Fassade verstecken mochte.
    Es war schon fast neun, als sie endlich ihre Wohnung betrat. Wie immer nahm sie sich die Zeit, sämtliche Schlösser und Riegel an ihrer Tür sorgfältig zu schließen, aber diesmal war es weniger die Angst, die sie trieb, als sie die Kette vorlegte und den Schlüssel umdrehte, als vielmehr eine unbändige Wut. Mit einem scharfen Klacken ließ sie den letzten Riegel einrasten, bevor sie geradewegs ins Schlafzimmer marschierte, ohne sich mit ihrem üblichen rituellen Kontrollgang durch die ganze Wohnung aufzuhalten. Deans Vertrauensbruch hatte Warren Hoyt vorübergehend vollkommen aus ihren Gedanken verdrängt. Sie schnallte ihr Halfter ab, legte die Waffe in die Nachttischschublade und knallte die Schublade zu. Dann drehte sie sich um und musterte sich kritisch im Spiegel über der Frisierkommode. Was sie dort sah, widerte sie an. Das Medusenhaupt aus widerspenstigen Strähnen. Der verletzte Blick. Das Gesicht einer Frau, die sich von einem attraktiven Mann so hatte blenden lassen, dass sie das Offensichtliche nicht gesehen hatte.
    Das Klingeln des Telefons ließ sie zusammenfahren. Sie starrte auf die Anzeige der Anruferkennung: Washington D.C.
    Es läutete ein zweites, ein drittes Mal, während sie noch damit kämpfte, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Als sie schließlich abhob, klang ihre Stimme kühl und distanziert: »Rizzoli.«
    »Wie ich höre, haben Sie versucht, mich zu erreichen«, sagte Dean.
    Sie schloss die Augen. »Sie sind in Washington«, sagte sie, und obwohl sie bemüht war, die Feindseligkeit, die sie empfand, aus ihrer Stimme herauszuhalten, klangen ihre Worte wie ein Vorwurf.
    »Ich wurde gestern Abend zurückbeordert. Tut mir Leid, dass wir vor meiner Abreise keine Gelegenheit mehr hatten, uns zu unterhalten.«
    »Was hätten Sie mir denn sagen wollen? Vielleicht zur Abwechslung mal die Wahrheit?«
    »Sie müssen verstehen, dass es sich hier um einen Fall handelt, der absolute Vertraulichkeit erfordert.«
    »Und deshalb haben Sie mir nie von Maria Jean Waite erzählt?«
    »Das war nicht von unmittelbar entscheidender Bedeutung für Ihren Bereich der Ermittlungen.«
    »Wer sind Sie denn, dass Sie das einfach so entscheiden können? Ach ja, fast hätte ich es vergessen – Sie sind ja das über jede Kritik erhabene FBI .«
    »Jane«, sagte er mit ruhiger Stimme, »ich möchte, dass Sie nach Washington kommen.«
    Die abrupte Wendung des Gesprächs verblüffte sie so, dass es ihr fast die Sprache verschlug. »Wieso?«, fragte sie schließlich.
    »Weil wir diese Sache nicht am Telefon besprechen können.«
    »Sie erwarten von mir, dass ich mich einfach so in ein Flugzeug setze, ohne zuwissen, worum es geht?«
    »Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn ich nicht der Überzeugung wäre, dass es notwendig ist. Es ist alles mit Lieutenant Marquette besprochen und vom Präsidium abgesegnet. Wegen der Einzelheiten wird Sie noch jemand anrufen.«
    »Moment. Ich verstehe nicht…«
    »Sie werden verstehen. Wenn Sie einmal hier sind.« Im nächsten Moment war die Leitung tot.
    Langsam legte sie den Hörer auf die Gabel. Dann stand sie noch eine ganze Weile da und starrte das Telefon an. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Als es erneut klingelte, hob sie sofort ab.
    »Detective Jane Rizzoli?«, fragte eine weibliche Stimme.
    »Am Apparat.«
    »Ich rufe Sie an, um die

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