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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dieselben Blumen, die jetzt vertrocknet waren, weil niemand sie gegossen hatte. Eine Stimme war zu hören, die Pardee etwas zurief, worauf der Bildschirm für ein paar Sekunden dunkel wurde.
    »Die Haustür war nicht verschlossen«, erklärte Gorman. »Die Haushälterin fand das nicht ungewöhnlich. Die Leute hier in der Gegend lassen ihre Türen oft unverschlossen. Sie nahm an, dass jemand zu Hause sei, weil Maria Jean so gut wie nie ausging. Sie klopfte an, aber es kam keine Antwort.«
    Plötzlich tauchte ein neues Bild auf dem Schirm auf. Die Kamera filmte durch die offene Wohnzimmertür. Das war der Anblick, den die Haushälterin vorgefunden haben musste, als sie das Haus betrat. Als der Gestank ihr entgegenschlug und das Entsetzen sie überwältigte.
    »Sie machte vielleicht einen Schritt ins Haus hinein«, sagte Gorman. »Sie sah Kenny an der Wand gegenüber lehnen. Und das ganze Blut. An viel mehr kann sie sich nicht erinnern. Sie wollte nur raus aus diesem Haus. Ist in ihr Auto gesprungen und aufs Gas gestiegen, dass die Reifen im Kies fast durchgedreht haben.«
    Die Kamera rückte ins Zimmer vor, schwenkte über die Möbel und erfasste schließlich die Hauptperson: Kenneth Waite III., nur mit Boxershorts bekleidet, das Kinn auf die Brust gesunken. Der Leichnam war durch die einsetzende Verwesung stark aufgedunsen. Der mit Gas angefüllte Bauch spannte sich wie ein Ballon, und das Gesicht war so angeschwollen, dass es kaum noch etwas Menschliches an sich hatte. Aber es war nicht das Gesicht, auf das Rizzoli sich konzentrierte, es war der Gegenstand auf dem Schoß des Opfers, ein zierliches, zerbrechliches Objekt, das überhaupt nicht zum restlichen Bild zu passen schien.
    »Für das da hatten wir keine Erklärung«, sagte Gorman.
    »Es schien mir eine Art symbolischer Gegenstand zu sein. So habe ich es jedenfalls eingestuft. Eine Art, sich über das Opfer lustig zu machen. ›Seht mich an, wie ich hier liege, an Händen und Füßen gefesselt und mit einer albernen Teetasse auf dem Schoß.‹ Genau das, was eine Frau mit ihrem Mann machen würde, um zu demonstrieren, wie sehr sie ihn verachtet.« Er seufzte. »In diesem Moment dachte ich jedenfalls, Maria Jean hätte es getan.«
    Die Kamera schwenkte von dem Opfer weg und tastete den Flur entlang. Sie folgte den Spuren des Mörders in das Zimmer, in dem Kenny und Maria Jean geschlafen hatten. Das Bild wackelte, es erinnerte an den Schwindel erregenden Blick aus dem Bullauge eines Schiffs bei hoher See. An jeder Tür hielt der Kameramann an und machte einen kurzen Schwenk in das jeweilige Zimmer. Zuerst kam ein Bad, dann ein Gästeschlafzimmer. Mit jedem Schritt den Flur entlang beschleunigte sich Rizzolis Puls. Ohne es zu merken, war sie näher an den Fernseher herangetreten, als ob sie selbst an Pardees Stelle durch den langen Korridor ginge.
    Plötzlich tauchte das Bild des Schlafzimmers auf dem Schirm auf. Fenster mit grünen Damastvorhängen. Eine Kommode und ein Kleiderschrank, beide weiß gestrichen, und die Tür des Wandschranks. Ein Himmelbett mit weit zurückgeschlagenen, fast heruntergerissenen Decken.
    »Sie wurden im Schlaf überrascht«, sagte Gorman. »Kennys Magen war fast leer. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung hatte er seit mindestens acht Stunden nichts mehr zu sich genommen.«
    Rizzoli rückte noch näher an den Fernseher heran, ließ den Blick rasch über das Bild wandern. Jetzt schwenkte Pardee die Kamera wieder zum Flur.
    »Spulen Sie zurück«, sagte sie zu Gorman.
    »Wieso?«
    »Gehen Sie einfach ein Stück zurück. Zu der ersten Einstellung des Schlafzimmers.«
    Gorman hielt ihr die Fernbedienung hin. »Bitte sehr.«
    Sie drückte auf Rewind, und das Band sirrte zurück. Sie waren wieder im Flur und steuerten mit Pardees Kamera das Schlafzimmer an. Wieder der Schwenk nach rechts, die langsame Kamerafahrt über die Kommode, den Kleiderschrank, die Tür des Wandschranks, dann das Bett. Frost stand jetzt neben ihr; er suchte dasselbe wie sie.
    Sie drückte auf Pause. »Es ist nicht da.«
    »Was ist nicht da?«, fragte Gorman.
    »Das zusammengefaltete Nachthemd.« Sie drehte sich zu ihm um. »Haben Sie keins gefunden?«
    »Ich wusste nicht, dass ich danach suchen sollte.«
    »Es gehört zu den Erkennungsmerkmalen des Dominators. Er faltet das Nachthemd der Frau zusammen. Platziert es gut sichtbar im Schlafzimmer, als Zeichen dafür, dass er alles unter Kontrolle hat.«
    »Wenn er es war, dann hat er hier darauf verzichtet.«
    »Alles andere

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