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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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an diesem Fall deutet auf ihn hin. Das Klebeband, die Teetasse auf seinem Schoß. Die Position des männlichen Opfers.«
    »Was Sie hier sehen, ist der Tatort, wie wir ihn vorgefunden haben.«
    »Sind Sie sicher, dass vor der Aufnahme nichts entfernt wurde?«
    Die Frage war nicht sehr taktvoll, und Gorman schien pikiert. »Nun, ich denke, es ist nicht ausgeschlossen, dass der erste Polizist, der am Tatort eintraf, ins Schlafzimmer marschiert ist und Sachen verlegt hat, nur um es für uns ein bisschen interessanter zu machen.«
    Frost musste mal wieder sein diplomatisches Geschick unter Beweis stellen, um die Wogen zu glätten, die Rizzoli aufgewühlt hatte. »Es ist ja kaum anzunehmen, dass der Täter nach einer Checkliste vorgeht. Anscheinend ist er hier ein wenig vom Schema abgewichen.«
    »Wenn es derselbe Typ ist«, meinte Gorman.
    Rizzolis Blick ging vom Fernseher zu der Stelle an der Wand, wo Kenny gestorben und sein Leichnam in der Hitze langsam aufgequollen war. Sie dachte an die Yeagers und die Ghents, an Klebeband und schlafende Opfer, an das dichte Netz von Details, das diese verschiedenen Fälle so eng miteinander verknüpfte.
    Aber hier in diesem Haus hat der Dominator einen Schritt ausgelassen. Er hat das Nachthemd nicht zusammengefaltet. Weil er und Hoyt damals noch kein Team waren.
    Sie dachte an den Nachmittag zurück, als sie im Haus der Yeagers gestanden und Gail Yeagers Nachthemd angestarrt hatte, an das Frösteln, das sie überkommen hatte, als ihr die Parallele aufgegangen war.
    Erst mit dem Yeager-Mord haben der Chirurg und der Dominator ihre Zusammenarbeit begonnen. Das war der Tag, an dem sie mich in ihr Spiel einbezogen – mit einem zusammengefalteten Nachthemd als Köder. Sogar vom Gefängnis aus hat der Chirurg es fertiggebracht, mir seine Visitenkarte zukommen zu lassen.
    Sie blickte zu Gorman, der es sich auf einem der abgedeckten Sessel bequem gemacht hatte und sich erneut den Schweiß vom Gesicht wischte. Schon jetzt hatte der Lokaltermin ihn völlig ausgelaugt, und er schien zusehends blasser zu werden.
    »Haben Sie keine Verdächtigen identifizieren können?«, fragte sie.
    »Keinen, dem wir etwas anhängen konnten. Und das nach vier- oder fünfhundert Vernehmungen.«
    »Und die Waites kannten Ihres Wissens weder die Yeagers noch die Ghents?«
    »Diese Namen sind nie aufgetaucht. Hören Sie, Sie werden in ein oder zwei Tagen Kopien von allen unseren Akten bekommen. Dann können Sie unser ganzes Material noch einmal mit Ihren Unterlagen abgleichen.« Gorman faltete sein Taschentuch zusammen und steckte es wieder ein.
    »Vielleicht fragen Sie auch mal beim FBI nach«, fügte er hinzu. »Kann sein, dass die noch was Interessantes für Sie haben.«
    Rizzoli sah ihn fragend an. »Das FBI?«
    »Wir hatten einen VICAP-Bericht eingereicht; ist schon eine ganze Weile her. Daraufhin ist ein Agent von ihrer Abteilung für Verhaltensforschung bei uns aufgetaucht. Hat unsere Ermittlungen ein paar Wochen lang beobachtet und ist dann wieder nach Washington zurückgeflogen. Seitdem habe ich nie mehr irgendetwas von ihm gehört.«
    Rizzoli und Frost tauschten viel sagende Blicke. Sie sah ihre eigene Verblüffung in seinen Augen gespiegelt.
    Gorman erhob sich schwerfällig aus dem Sessel und zog den Schlüsselbund aus der Tasche; für ihn war der Termin offenbar beendet. Er war schon auf dem Weg zur Tür, als Rizzoli endlich ihre Stimme wiederfand. Und so stellte sie ihm die nahe liegende Frage – auch wenn sie die Antwort nicht wirklich hören wollte.
    »Dieser FBI-Agent, der bei Ihnen aufgetaucht ist«, sagte sie. »Erinnern Sie sich noch an seinen Namen?«
    Gorman blieb in der Tür stehen, eine hagere Gestalt in einem zu weiten Anzug. »Ja. Sein Name war Gabriel Dean.«

21
    Sie fuhr den ganzen Nachmittag hindurch und bis in die Nacht hinein, die Augen starr auf den Highway gerichtet, während ihre Gedanken um Gabriel Dean kreisten. Frost war neben ihr eingenickt, und so war sie allein mit ihren Grübeleien, mit ihrer Wut. Was hatte Dean ihr sonst noch vorenthalten?, fragte sie sich. Auf welchen Informationen hatte er noch gesessen, während er seelenruhig zugesehen hatte, wie sie vergeblich nach Antworten gesucht hatte? Von Anfang an war er ihr immer einige Schritte voraus gewesen. Er war als Erster bei der Leiche des Wachmanns auf dem Friedhof gewesen. Er war es, der Karenna Ghents Leiche auf Anthony Rizzolis Grab entdeckt hatte. Und er war es auch gewesen, der bei Gail Yeagers Autopsie die

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