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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sich ein nettes kleines Souvenir mitgenommen, einen BH oder ein süßes kleines Spitzenhöschen?«
    »O Mann.« Joey starrte den Lippenstift an, den er gerade hatte fallen lassen. Er sah aus, als müsste er sich jeden Moment übergeben.
    »Wissen Sie, die meisten Voyeure geben sich irgendwann nicht mehr mit dem bloßen Spannen zufrieden«, fuhr Korsak unerbittlich fort. »Und was danach kommt, ist oft sehr viel schlimmer.«
    Joey ging zum Kassettenrekorder und schaltete ihn aus. In der plötzlichen Stille blieb er mit dem Rücken zu den Detectives stehen und blickte zum Fenster hinaus über die Straße zum Friedhof. »Sie wollen mein Leben ruinieren«, sagte er.
    »Nein, Joey. Wir wollen uns nur ganz offen mit Ihnen unterhalten.«
    »Mr. Whitney weiß von nichts.«
    »Und er muss auch nichts erfahren.«
    »Es sei denn …?«
    »Wo waren Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag?«
    »Zu Hause.«
    »Allein?«
    Joey seufzte. »Hören Sie, ich kann mir denken, worauf Sie hinauswollen. Ich weiß genau, was Sie vorhaben. Aber ich sagte Ihnen bereits, dass ich Mrs. Yeager kaum gekannt habe. Ich habe mich lediglich um ihre Mutter gekümmert. Und ich habe gute Arbeit geleistet, falls es Sie interessiert. Das haben mir hinterher alle gesagt – wie lebendig sie ausgesehen hat.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir mal einen Blick in Ihr Auto werfen?«
    »Warum?«
    »Reine Routine.«
    »Ja, ich hätte etwas dagegen. Aber Sie werden es trotzdem tun, habe ich Recht?«
    »Nur mit Ihrer Erlaubnis.« Korsak machte eine Kunstpause. »Wissen Sie, Kooperation ist keine Einbahnstraße.«
    Joey starrte weiter aus dem Fenster. »Da drüben findet gerade eine Trauerfeier statt«, sagte er leise. »Sehen Sie die ganzen Limousinen dort? Schon als Kind habe ich immer gerne den Trauerzügen zugeschaut. Das ist so ein schöner Anblick. So würdevoll. Es ist das Einzige, was die Menschen noch richtig machen. Das Einzige, was sie noch nicht ruiniert haben. Im Gegensatz zu Hochzeiten, wo sie heutzutage so alberne Mätzchen machen wie mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug springen oder sich im Fernsehen das Jawort geben. Nur bei Beerdigungen scheinen wir noch zu wissen, was sich gehört.«
    »Ihr Auto, Joey.«
    Endlich drehte Joe sich um und ging auf einen der Schränke zu. Er öffnete eine Schublade und nahm einen Schlüsselbund heraus, den er Korsak reichte. »Es ist der braune Honda.«
     
    Rizzoli und Korsak standen auf dem Parkplatz und starrten auf die graubraune Verkleidung des Kofferraums von Joey Valentines Wagen herab.
    »Mist!« Mit einem lauten Knall schlug Korsak den Kofferraumdeckel zu. »Ich bin noch nicht fertig mit dem Kerl.«
    »Sie können ihm nichts nachweisen.«
    »Haben Sie seine Schuhe gesehen? Sah mir ganz nach Größe zweiundvierzig aus. Und der Leichenwagen hat eine dunkelblaue Kofferraumverkleidung.«
    »Wie tausend andere Fahrzeuge auch. Das heißt noch nicht, dass er unser Mann ist.«
    »Na, der alte Whitney ist es mit Sicherheit nicht gewesen.« Leon Whitney, Joeys Chef, war Sechsundsechzig Jahre alt. »Wir haben doch inzwischen die DNA des Täters«, sagte Korsak. »Jetzt brauchen wir bloß noch die von Joey.«
    »Meinen Sie, er wird freiwillig in einen Plastikbecher spucken?«
    »Wenn er seinen Job behalten will, schon. Ich glaube, er wird vor mir Männchen machen und sabbern wie ein Hund.«
    Ihr Blick ging über die vor Hitze flimmernde Straße hinweg zum Friedhof, wo die Trauergemeinde sich jetzt gemessenen Schritts auf den Ausgang zubewegte. Wenn die Toten erst einmal begraben sind, geht das Leben weiter, dachte sie. Nach jeder Tragödie, und sei sie auch noch so furchtbar, muss das Leben weitergehen. Und auch ich darf nicht stehen bleiben.
    »Ich kann es mir nicht leisten, noch mehr Zeit in diesen Fall zu investieren«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich habe selbst einen Haufen Arbeit auf dem Schreibtisch. Und im Übrigen glaube ich nicht, dass der Fall Yeager irgendetwas mit Warren Hoyt zu tun hat.«
    »Vor drei Tagen waren Sie aber noch anderer Meinung.«
    »Nun, dann habe ich mich eben geirrt.« Sie ging zu ihrem Wagen, öffnete die Tür und ließ die Fenster herunter. Aus dem Innenraum schlug ihr eine Backofenhitze entgegen.
    »Sind Sie sauer auf mich oder was?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Und wieso machen Sie dann einen Rückzieher?«
    Sie setzte sich hinter das Steuer. Der Sitz war glühend heiß. »Ich versuche jetzt seit einem Jahr, über die Sache mit dem Chirurgen hinwegzukommen«, sagte sie. »Ich muss ihn

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