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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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liefen gerade den Pfad lang, als der Hund in westlicher Richtung ausbrach, in den Wald hineinlief und nicht mehr zurückkam. Vandersloot ist ihm nachgelaufen. Und ist praktisch über die Leiche gestolpert.« Doud warf einen Blick auf den Jogger, der immer noch zusammengesunken auf dem Stein saß. »Hat gleich die 911 angerufen.«
    »Hat er ein Handy benutzt?«
    »Nein, Ma’am. Er hat aus einer Telefonzelle unten im Thompson Center angerufen. Ich bin gegen zwei Uhr zwanzig hier eingetroffen. Ich habe darauf geachtet, dass ich nichts anfasse. Bin nur so weit in den Wald reingegangen, bis ich mich vergewissert hatte, dass es wirklich eine Leiche war. Nach knapp fünfzig Metern konnte ich sie schon riechen. Und nach weiteren fünfzig Metern habe ich sie dann gesehen. Da bin ich schnurstracks umgekehrt und habe die Stelle gesichert. Ich habe den Weg an beiden Enden gesperrt.«
    »Und wann sind die anderen hier eingetroffen?«
    »Detective Crowe und Detective Sleeper waren so gegen drei hier. Die Gerichtsmedizinerin kam etwa eine halbe Stunde später.« Er machte eine Pause. »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch kommen würden.«
    »Dr. Isles hat mich informiert. Ich nehme an, wir sollen alle vorläufig auf dem Golfplatz parken?«
    »Das hat Detective Sleeper so angeordnet. Er will nicht, dass irgendwelche Fahrzeuge vom Enneking Parkway aus zu sehen sind. Nur kein Aufsehen erregen.«
    »Ist die Presse schon aufgetaucht?«
    »Nein, Ma’am. Ich habe die Meldung wohlweislich nicht über Funk durchgegeben und stattdessen von der Telefonzelle unten an der Straße aus angerufen.«
    »Gut. Vielleicht haben wir ja Glück und bleiben ganz von der Meute verschont.«
    »O je«, meinte Doud. »Könnte es sein, dass da schon der erste Schakal kommt?«
    Ein dunkelblauer Mercury Marquis kam über das Gras des Golfplatzes herangerollt und hielt neben dem Van der Gerichtsmedizinerin. Eine bekannte, übergewichtige Gestalt wuchtete sich aus dem Wagen und strich sich die spärlichen Haare glatt.
    »Das ist kein Reporter«, sagte Rizzoli. »Auf den da habe ich schon gewartet.«
    Korsak kam schwerfällig auf sie zugestapft. »Glauben Sie wirklich, dass sie es ist?«
    »Dr. Isles sagt, es ist ziemlich wahrscheinlich. Wenn es stimmt, dann hat Ihr Mordfall gerade die Stadtgrenze von Boston überschritten.« Sie wandte sich an Doud. »Wie kommen wir am besten hin, ohne Spuren zu verwischen?«
    »Wenn Sie sich von Osten her nähern, können Sie unbesorgt sein. Sleeper und Crowe haben den Fundort schon abgefilmt. Die Fußabdrücke und die Schleifspuren kommen alle aus der anderen Richtung; sie fangen am Enneking Parkway an. Gehen Sie ganz einfach dem Geruch nach.«
    Rizzoli und Korsak schlüpften unter dem Absperrband durch und gingen auf den Waldrand zu. Diese Wiederaufforstungsfläche war ebenso dicht wie ein ursprüngliches Waldgebiet. Sie mussten Ästen und spitzen Zweigen ausweichen, um sich nicht das Gesicht zu zerkratzen, und blieben mit den Hosenbeinen an Dornensträuchern hängen. Nach einer Weile erreichten sie den Joggingpfad, wo sie ein Stück Absperrband an einem Baum flattern sahen.
    »Der Jogger ist hier entlanggelaufen, als sein Hund ihm durchbrannte«, sagte sie. »Sieht aus, als hätte Sleeper eine Fährte aus Absperrband für uns gelegt.«
    Sie überquerten den Weg und tauchten wieder in den Wald ein.
    »O Mann. Ich glaube, ich kann sie schon riechen«, sagte Korsak.
    Noch bevor sie die Leiche erblickten, hörten sie das ominöse Summen der Fliegen. Trockene Zweige knackten unter ihren Füßen; das Geräusch ließ sie zusammenfahren wie ein Pistolenschuss. Zwischen den Bäumen erblickten sie Sleeper und Crowe, die mit angewiderter Miene die Fliegen wegwedelten. Dr. Isles kauerte am Boden. Ein paar Sonnenstrahlen spielten in ihrem schwarzen Haar, funkelnd wie Diamanten. Als sie näher traten, sahen sie, womit Isles gerade beschäftigt war.
    Korsak stöhnte angeekelt auf. »Ach du Scheiße. Das hätte ich jetzt nicht unbedingt sehen müssen.«
    »Ich will die Kaliumkonzentration in der Glaskörperflüssigkeit bestimmen«, sagte Isles mit ihrer rauchigen Stimme. »Sie wird uns einen weiteren Hinweis auf die seit dem Tod verstrichene Zeit liefern.«
    Der Todeszeitpunkt würde nicht leicht zu bestimmen sein, dachte Rizzoli, als sie auf die nackte Leiche hinabblickte. Isles hatte sie auf eine Plane gewälzt, und sie lag nun auf dem Rücken. Die Augen traten stark hervor, eine Folge der Ausdehnung des Schädelinhalts durch die Hitze.

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