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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dass wir ihm auflauern würden. Er spielt mit uns. Zeigt uns, dass er alles im Griff hat. Dass er klüger ist als wir.« Und das hat er ja gerade eindrucksvoll bewiesen.
    Sie beendete das Gespräch und blieb noch einen Moment lang sitzen, während sie die Energie aufzubringen versuchte, aus dem Wagen zu steigen und sich den nächsten Aufgaben zuzuwenden. Dem nächsten Mordfall, den es aufzuklären galt. Und all den Fragen, denen sie sich wegen ihrer Entscheidungen in dieser Nacht mit Sicherheit würde stellen müssen. Sie dachte daran, wie verbissen sie alles auf die Hoffnung gesetzt hatte, der Täter würde weiter nach demselben Muster handeln. Stattdessen hatte er just dieses Muster benutzt, um sie zu verhöhnen. Um das Fiasko in die Wege zu leiten, mit dem sie sich nun konfrontiert sah.
    Mehrere der Cops, die in der Nähe der Absperrung standen, drehten sich um und sahen in ihre Richtung – ein Zeichen, dass sie sich nicht sehr viel länger in ihrem Wagen verkriechen konnte, so müde sie auch war. Korsaks Thermoskanne fiel ihr ein. Der Kaffee war gewiss grauenhaft, aber ein Schuss Koffein war genau das, was sie jetzt brauchte. Sie griff hinter sich, um die Thermoskanne vom Rücksitz zu fischen, und hielt plötzlich inne.
    Ihr Blick fiel auf die Beamten, die in der Nähe der Einsatzwagen standen. Sie sah Gabriel Dean; schlank und geschmeidig wie ein schwarzer Kater schlich er um das Absperrband herum. Sie sah Polizisten, die den Boden absuchten, sah die Lichtkegel ihrer Taschenlampen hin und her tanzen. Aber Korsak sah sie nicht.
    Sofort stieg sie aus und ging auf Officer Doud zu, der im Observierungsteam gewesen war. »Haben Sie Detective Korsak gesehen?«, fragte sie.
    »Nein, Ma’am.«
    »War er nicht hier, als Sie kamen? Stand er nicht bei der Leiche?«
    »Ich habe ihn hier noch gar nicht gesehen.«
    Sie blickte zu der Baumgruppe, wo sie auf Gabriel Dean gestoßen war. Korsak ist direkt hinter mir gelaufen. Aber er hat mich nicht eingeholt. Und er ist nicht hierher zurückgekehrt …
    Sie begann auf die Bäume zuzugehen, entlang der Strecke, die sie zuvor gelaufen war. So sehr hatte sie sich auf die Verfolgung konzentriert, dass sie kaum auf Korsak geachtet hatte, der hinter ihr hergeeilt war. Sie erinnerte sich an ihre eigene Angst, ihr pochendes Herz, an die kühle Nachtluft, die ihr ins Gesicht geweht hatte. Sie erinnerte sich an seinen schweren Atem, ein Zeichen, dass er Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. Dann war er zurückgefallen, und sie hatte ihn aus den Augen verloren.
    Sie rannte jetzt schneller, leuchtete mit ihrer Taschenlampe nach links und nach rechts. War das wirklich die Strecke, die sie gelaufen war? Nein, nein, das war eine andere Grabreihe gewesen. Jetzt tauchte zur Linken ein hoher Obelisk auf, den sie wiedererkannte.
    Sie änderte ihren Kurs, steuerte das Grabmal an und wäre fast über Korsaks Beine gestolpert.
    Er lag zusammengesunken neben einem Grabstein. Die Umrisse seines massigen Körpers verschwammen mit denen der Granitplatte. Augenblicklich war sie auf den Knien und rief um Hilfe, während sie ihn hastig auf den Rücken rollte. Ein Blick in sein aufgedunsenes, dunkelrot angelaufenes Gesicht verriet ihr, was mit ihm passiert war: Herzstillstand.
    Sie legte zwei Finger an seinen Hals und hätte fast das rasende Pochen in ihren eigenen Fingern für seinen Herzschlag gehalten, so sehr hoffte sie, einen Puls zu finden. Doch er hatte keinen.
    Sie ließ die geballte Faust auf seinen Brustkorb niedersausen. Doch auch dieser heftige Schlag konnte sein Herz nicht wieder in Gang bringen.
    Jetzt legte sie ihm den Kopf in den Nacken und hob seinen schlaffen Unterkiefer an, um die Atemwege frei zu machen. So vieles an Korsak hatte sie zuvor abgestoßen: seine Schweiß- und Zigarettengerüche, sein lautes Geschniefe, sein teigig-feuchter Händedruck. Nichts von alldem registrierte sie jetzt, als sie ihre Lippen fest auf die seinen drückte und Luft in seine Lungen blies. Sie spürte, wie sein Brustkorb sich weitete, und hörte das pfeifende Geräusch, als die Luft wieder aus den Lungen entwich. Sie legte die Hände flach übereinander auf seinen Brustkorb und begann mit der Herz-Lungen-Druckmassage. Damit übernahm sie die Arbeit, die Korsaks Herz nicht mehr verrichten wollte. Auch als die anderen Cops eintrafen und ihr helfen wollten, massierte sie unermüdlich weiter, obwohl ihre Arme schon zu zittern begannen und Schweiß ihre kugelsichere Weste tränkte. Und während sie so um sein

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