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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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was ich abgesahnt habe.“
    Er zog sie an sich. „Jetzt
lernst du dazu. In einer guten Beziehung entwickeln sich beide. So sollte es
sein. Und wir werden ein leuchtendes Beispiel.“
    „Aber leider“, lachte sie,
„können wir’s niemandem erzählen.“

15. Überfall auf Klößchen
     
    Unbemerkt von Erziehern und
Mitschülern war Klößchen zum Fahrradschuppen gelangt, hatte sein Bike geholt
und im Laufschritt zum Tor geschoben, wo rechts und links die großen
Bogenlampen mit gelblichem Licht den düsteren Abend erhellten. Es regnete. Kalt
war’s. Klößchen lutschte noch an der Schoko, die er sich in die Backen gestopft
hatte. Eilig stieg er in den Sattel und strampelte los.
    Die Zubringerstraße vor ihm lag
zwischen den Bäumen wie ein finsterer Schlauch. Sehr weit entfernt flackerte
eine der Lichtpeitschen, die meisten anderen waren wieder mal kaputt. Zu spät
merkte Klößchen, dass er nicht sein stadttaugliches Tourenrad genommen hatte,
sondern das Mountainbike. Das benutzt er eigentlich nur bei Tageslicht und für
,Ritte-durch-die-Pampa’ — wie er’s nennt, denn das Mountainbike besaß keine
Lampe.
    Macht nichts!, dachte Klößchen.
Ich kenn ja die Straße.
    Also Tempo! Das Geld in seinem
Rucksack würde trocken bleiben. Das Nachtfernglas unter seiner Windjacke
drückte allerdings auf seinen angefüllten Magen.
    Klößchens Augen hatten sich
noch nicht an die Finsternis gewöhnt. Er nahm zwar die Bäume wahr zu beiden
Seiten, aber vor ihm war nur Finsternis ohne Kontur. In die fuhr er hinein —
was wie ein Kopfsprung in unbekanntes Gewässer war.
    Trotzdem bemerkte er das
Hindernis — leider erst in letzter Sekunde.
    Der Wagen stand quer auf der
Straße, schwarz und unbeleuchtet.
    Der Anprall war heftig, obwohl
Klößchen bremste.
    Er flog vom Sattel, aber nicht
über den Lenker, sondern stürzte seitlich zu Boden und schrie auf. Ein
stechender Schmerz fuhr durchs Knie. Das Rad schepperte auf dem Boden.
    Das darf doch nicht..., dachte
Klößchen empört, kam aber nicht weiter.
    Eine Gestalt war über ihm. Er
lag bäuchlings. Der Rucksack war seitlich verrutscht. Ein schwerer Fuß wurde
Klößchen in den Rücken gestemmt. Der Junge fühlte sich wie festgenagelt auf dem
schmutzigen Asphalt.
    „Wo hast du das Geld?“, fragte
der Mann über ihm. Seine Stimme klang rau.

    Klößchen ächzte. Ein nasses
welkes Ahornblatt geriet ihm zwischen die Zähne. Es schmeckte nach Fäulnis.
Klößchen spuckte.
    Der Erpresser — denn natürlich
war der’s — verlegte sein 100-Kilo-Gewicht auf den einen Fuß. Klößchen meinte,
er werde zerquetscht.
    „Wo du das Geld hast, habe ich
gefragt, Mops!“
    „Im... im Rucksack.“
    Brass und Zoff!, dachte
Klößchen. Läuft ja kotzmäßig. Tims schönen Plan können wir vergessen. Unser
Häuptling schiebt Wache am toten Briefkasten. Aber die Knete holt sich dieser
Verbrecher bei mir ab. Und zwar hier.
    Er spürte, wie an seinem
Rucksack gefummelt wurde. Der Gangster nahm sich den Inhalt. Doch der schwere
Fuß wich nicht von Klößchens Rückgrat. Über ihm blinzelte eine Taschenlampe
auf.
    „So ist es brav! Scheint ja
alles zu sein. Und ihr Misthaufen-Gringos kümmert euch jetzt um euren eigenen
Kram! Verstanden?! Wenn ihr mir nochmal in die Quere kommt, hacke ich euch die
Finger ab.“
    Klößchen erwiderte nichts. Sein
Kommentar war ohnehin nicht gefragt.
    „Du läufst jetzt weit aufs
Feld! Mindestens 150 Meter! Dann rufst du. Damit ich höre, dass du weit genug
weg bist. Du wartest drei Minuten. Dann kannst du deinen dicken Hintern sonst
wohin bewegen. Hast du mich verstanden?“
    „Habe verstanden“, sagte
Klößchen in die Pfütze, die sich unmittelbar vor seinem Gesicht befand.
    Der Fuß wurde von seinem Rücken
genommen. Freies Atmen war wieder möglich. Er durfte aufstehen. Die
Spotlight-Lampe war längst erloschen. In der Dunkelheit gewahrte Klößchen eine
wuchtige Gestalt. Ja, wuchtig war der Kerl, und groß. Trug offenbar Mütze und
Mantel.
    „Dort nach links!“
    Klößchen lief los. Beinahe
hätte er den Graben vergessen, obwohl es inzwischen fast egal war, wie und wo
er sich verdreckte. Klößchen sprang also über den Graben, der keine Fingerlänge
hätte breiter sein dürfen, und stolperte dann über einen abgeernteten
Kartoffelacker mit schwarzer feuchter Erde.
    Konnte der Verbrecher ihn
sehen? Vermutlich nicht. Deshalb sollte er ja rufen. Warum die Entfernung? Weil
er zwar ohne Licht parken kann, dachte Klößchen. Aber zum Fahren muss er

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