Der Meisterdieb und seine Feinde
Schrottleben bot einen Drink an, 30-jährigen Whisky, den
Breschke auch nahm. Der Kommissar trank nichts.
Als Breschke fertig war mit
seinem Bericht, streckte er das Glas hin.
„Noch einen! Und dich ersuche
ich: Bring diesen Kerl zur Strecke, bevor deine Kollegen ihn fassen. Mach ihn
mundtot — wie auch immer. Wenn der Mistkerl auspackt, kann ich mir die Kugel
geben.“
„Nicht nur du, Arthur. Ob du’s
glaubst oder nicht: Du bist der Fünfte, der sich mit genau diesem Anliegen an
mich wendet. Vier — sagen wir mal: — hoch gestellte Persönlichkeiten wurden von
dieser Type, genannt Meisterdieb, beehrt. Er hat Preziosen ( Kostbarkeiten )
gestohlen. Aber nicht nur die. Unterlagen — heißer als die Hölle — sind ihm in
die Finger geraten: Beweise für heimliche Liebschaften, Steuerhinterziehungen
in Millionenhöhe, politische Machenschaften, verbotene Absprachen unter
Wirtschaftsgiganten — der Erdboden würde zittern, käme das alles ans Licht. Für
Stillschweigen und/oder Rückgabe fordert der Kerl gigantische Summen. Etliche
Male hat man ihm das Maul gestopft — trotzdem bleibt er eine Gefahr.“
„Wieso kommst du da ins Spiel?“
„Weil alle diese hoch
gestellten Persönlichkeiten in Wahrheit der letzte Dreck sind. Pack! Mit viel
Geld und viel Macht. Aber eben Schweinepack. Sonst gäbe es ja auch gar keine
Möglichkeit für Erpressung. Tja, und durch meine weitreichenden Verbindungen
habe ich immer jede Möglichkeit genutzt, um zu solchen Größen in unserer
Gesellschaft Kontakt aufzunehmen. Anfangs musste ich gegen Misstrauen
ankämpfen. Aber wenn man erst mal drin ist — in dem Zirkel — wird man weit er
empfohlen. Natürlich muss man sich bewähren. Sogar wir beide, Arthur, haben uns
auf diese Weise kennen gelernt. Du hast das nur nicht gewusst — damals. Aber um
wieder auf den Punkt zu kommen: Ich kann über ein Preisgeld von einer
Viertelmillion Euro verfügen — zahlbar dem, der den Meisterdieb liquidiert ( beseitigt). Nun könnte ich dich fragen, ob du in den Jackpot ( Geldtopf) noch was
einzahlen willst. Aber eigentlich reicht die Summe.“
„Willst du sie dir verdienen?“
Schrottleben schüttelte den
Kopf. „Dafür bin ich nicht der Richtige. Nicht, dass ich Skrupel hätte. Aber
mir fehlt die Kaltblütigkeit. Und im Falle eines Falles habe ich zu viel zu
verlieren. Nein, das ist der Job für einen Profi. Ich bin auf der Suche nach
dem.“
„Dann mach ein bisschen Dampf,
Wilhelm. Ich möchte meinen Posten in der Firma behalten — und meine Münzen.“
„Ich mache Dampf. Da kannst du
sicher sein. Ich bin nämlich selber betroffen.“
„Wie bitte? Du auch? Der
Meisterdieb erpresst dich?“
„Das ist eine lange Geschichte,
Arthur. Ich erzähl sie dir ein anderes Mal. Jetzt muss ich los. Und vorher noch
pieseln.“
„Okay.“ Breschke leerte sein
Glas und stand auf.
*
Klößchen fühlte sich großartig.
Obwohl er in eine Falle getappt und beraubt worden war, obwohl er verdreckt war
und sein Knie höllisch schmerzte — Klößchen hatte Oberwasser. Denn aufgrund
seiner Beobachtung würden TKKG den Erpresser, den Geldholer der
Schutzgeld-Gangster, identifizieren. Dann ging es dem Gelichter an den Kragen.
„...CB 333... CB 333“, murmelte
er. „Ist ja zum Glück leicht zu merken.“
Er radelte so rasch er konnte.
Sein Mountainbike war heil geblieben bei dem Anprall. Klößchen fuhr zum
Fürstenhofer Friedhof, um Tim über das Glück im Unglück zu informieren. Gern
hätte sich der Schoko-Vertilger den Weg erspart und ins Handy gesülzt. Aber aus
bekanntem Grunde ging das leider nicht.
Es war Freitagabend, aber
Klößchen sah nur wenige Fußgänger in den Straßen, dafür zahlreiche Kfz —
parkend oder in voller Fahrt. Außerdem schienen sämtliche Taxis der
Millionenstadt unterwegs zu sein.
Klößchen vermutete, dass es
sich bei den Fahrgästen größtenteils um Leute handelte, die alkoholischen
Getränken zugetan waren, in Kneipen oder Nobelrestaurants einen draufmachen
wollten mit Schnaps oder Champagner — aber mit Recht um ihren Führerschein
fürchteten, falls sie selbst fuhren. Statt benebelt und in Schlangenlinien an
einer Polizeistreife vorbeizurollen, war es allemal besser, sich ein Taxi zu
nehmen.
In den beleuchteten Straßen
fiel nicht auf, dass Klößchen ohne Licht fuhr. Als die Gegend einsamer wurde
und nur noch spärlich erhellt war, vertraute er auf seinen guten Stern.
Dann erreichte er den Friedhof.
Hier war die Stille vollkommen
und der
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