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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Parkplatz leer. Klößchen hörte seinen keuchenden Atem und das Singen
der dicken Bike-Reifen. Weit und breit kein Mensch. Auch Tims Rad war nicht in
Sicht.
    Klößchen hielt an dem breiten
Gittertor. Es war geschlossen.
    Er stieg ab und hielt sich die
Hände trichterförmig an den Mund.
    „Tiiiiiim! — Heh, Tiiiiiim! —
Ich bin’s. Kannst herkommen. Die Sache ist gelaufen.“
    Er lehnte das Gesicht ans
Gittertor und stierte durch die Streben in die Finsternis.

    Nur eine halbe Minute verging.
Dann knirschte Kies in der Nähe und wie aus dem Nichts stand Tim plötzlich vor
ihm — auf der anderen Seite des Tors.
    „Wenn du so brüllst, ist wohl
mit niemandem mehr zu rechnen. Wie siehst du denn aus? Un- oder Überfall?“
    „Überfall, Häuptling. Auf
unserer Allee. Der Geldholer ist noch durchtriebener als wir — und hätte die
Nase vorn, wenn ich nicht auf geniale Weise vorgesorgt hätte. Mit meinem
Nachtglas.“
    Während Tim übers Tor
kletterte, begann Klößchen mit seinem Bericht.
    „CB 333“, meinte Tim und
klopfte seinem dicken Freund anerkennend auf die Schulter. „Bist du sicher,
dass du das gelesen hast?“
    „Absolut. Es hat zwar Strippen
geregnet, aber die Sicht war klarer als unter Wasser. Und mein Nachtglas hellt
das Bild so stark auf, weil es sogar ohne Restlicht auskommt. Also ohne Mond-
oder Sternenlicht. Es enthält nämlich ein Infrarot-Leuchtstrahler-System.
Allerdings habe ich keine Ahnung, wie das funktioniert.“
    „Nachher im Adlernest erkläre
ich’s dir“, meinte Tim. „Jetzt hole ich erst mal mein Bike.“
    Klößchen wartete. Als Tim
zurückkam, machten sie sich auf den Heimweg. Denn hier gab es nichts mehr zu
tun.
    Das Geld war weg, befand sich
in den falschen Händen. Aber das kratzt meine Sitzfläche nicht, dachte Tim.
Entscheidend ist Klößchens Entdeckung. Morgen setzen wir die um in Aktion.
Indem wir den Fahrzeughalter ermitteln und ihn unter die Lupe nehmen. Die
werden wir auch brauchen. Denn wenn ich mit dem Typ fertig bin, ist er mit
bloßem Auge nicht mehr zu erkennen.

17. Gabys nächtlicher Horrortrip
     
    In der Lemröder-Straße — und
das ist schon ziemlich weit außerhalb — bereute Gaby ihren Entschluss. Denn
wenn der Satan Sand ins Getriebe streut, dann macht er das gründlich — und für
TKKG lief heute Abend alles schief.
    Vom Regen begossen, vom Wind
angefaucht radelte Tims Freundin tapfer in Richtung Fürstenhofer Friedhof,
hatte klitschnasse Ponyfransen und kalte Hände. Dann — in der Lemröder — kam
sie an einer Kneipe vorbei. Sie sah nicht genau, wie die hieß. ,Pauls
Biereimer‘ oder so. Jedenfalls parkten ein paar schwere Maschinen davor, die
Tür stand offen, und im ,Biereimer‘ dröhnte Marschmusik — hehre Klänge, nach
denen vor Jahrzehnten Soldaten marschiert waren: ins Unheil und um Unheil zu
bringen. Gaby vermutete, dass hier einschlägige Typen ihr Krawall-Treffen
abzogen: Mit Parolen und der Gesinnung aus einer Zeit, über der man den
Sargdeckel festnageln sollte.
    Drei Typen kamen heraus.
    Vierschrötig, in Lederjacken,
Schnürstiefel an den Plattfüßen. Der Regen pitschte auf kahl rasierte Schädel.
    „Guckt euch die an!“, brüllte
der eine — und zeigte auf Gaby, als sähe er ein Gespenst. „Blond und noch nicht
im Bett.“
    „Die kenne ich“, brüllte der
Zweite.
    Gaby sauste vorbei. Aber der
Dritte schnellte über die Straße und hätte sie um ein Haar an der Kapuze
erwischt. Gaby spürte die Berührung.
    „Halt an!“, brüllte der Erste.
„Du sollst ein Bier mit uns trinken.“
    „Verdammtes Sumpfhuhn!“ Das war
der Zweite. „Dich kriegen wir.“
    Hinter Gaby, die reichlich
Vorsprung hatte, wurden die Maschinen gestartet, donnernd — die
Erkennungsmelodie für Randale und Zoff. Drei angetrunkene Typen wollten ihr
Mütchen kühlen.
    Gabys Herz sank in die Jeans.
Hektisch trat sie in die Pedale. Sie fegte um eine Kurve, bog in die nächste
Straße ein und hörte ihre Verfolger. Vor ihr lag die Straße zum Friedhof — noch
etwa zwei Kilometer betrug die Entfernung. Niemand war zu sehen. Nur
vereinzelte Häuser und parkende Wagen. Links war ein dunkler Weg zwischen zwei
alten Gebäuden.
    Ohne zu überlegen, jagte Gaby
in den Weg hinein, rumpelte über geschotterten Boden und versuchte etwas zu
sehen. Hier gab’s keine Laternen. Der Weg schien nirgendwohin zu führen, endete
plötzlich an einem Bretterzaun. Dahinter vermeinte Gaby ein Gelände zu erkennen,
das vielleicht mal ein Lagerplatz gewesen war, aber

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