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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht.“
    Er feixte. „Du sagst es. Jetzt
bist du dran — mit Schrottleben.“
    Sie überlegte. „Falls er noch —
wie du eben behauptet hast — im Präsidium ist, kann ich nicht von hier aus
anrufen. Denn dann hat er ‘ne Fangschaltung und wir würden auffliegen. Die
Frage ist: Hat er auch zu Hause so eine hinterhältige Falle?“
    „Wahrscheinlich nicht. Trotzdem
habe ich gehofft, dass du dich für Vorsicht entscheidest. Bis zur Telefonzelle
an der Ecke, Helga, sind’s nur 50 Meter.“
    Sie lachte. „Aber es ist kalt
und es regnet und hier ist es so gemütlich.“
    „Im Knast ist es überhaupt
nicht gemütlich.“
    „Klar doch. Ich überwinde mich
ja. Ich ziehe den Mantel an und nehme den Schirm. Du bleibst sicherlich hier.
Das sehe ich dir an.“
    „Ich mache inzwischen die
nächste Flasche auf.“
    Helga war nach zehn Minuten
zurück. In der Diele schüttelte sie den Schirm aus und stellte ihn aufgespannt
zum Trocknen.
    „Ich habe ihn zu Hause
erreicht. Und mich vorgestellt als Assistentin des Meisterdiebs. Erst dachte
er, ich will ihn verkohlen. Aber dann habe ich zitiert, worüber die Rede war
beim Drogenboss Kulse in der Villa. Wie er nicht geschnallt hat, dass ich dort
im Gästeklo versteckt war — und dass ich die Mini Gun geklaut habe. Jean, der
war vielleicht von der Rolle. Der hat nach Luft geschnappt. Tja, und dann habe
ich ihn in deinem Namen erpresst. Dass wir 100 000 Euro wollen. Sonst sei es
aus mit ihm. Und ebenso mit Kulse. Ich habe behauptet, ich hätte alles mit
meinem kleinen Tonbandgerät aufgenommen. Ich weiß nicht, ob er das glaubt. Aber
ich meine, ihm reicht es schon, wenn er beschuldigt wird — im Zusammenhang mit
Kulse.“
    „Wie steht er zu der
Forderung?“
    „Er sagt, er hätte das Geld
nicht. Worauf ich ihm geraten habe, sich bei Kulse zu verschulden. Außerdem
müsse der doch kräftig beisteuern. Denn schließlich geht’s ja auch um seinen
Hintern.“
    „Und?“
    „Wir sollen ihm bis morgen Zeit
lassen. Und uns wieder melden.“
    Wenk nickte. „Ich möchte nicht
in seiner Haut stecken, wenn er Kulse um Geld angeht. Uns kann egal sein, woher
es kommt.“
    „Hauptsache, es kommt“, lachte
Helga.

14. Ohne Handy auf dem Friedhof
     
    Das Wetter war scheußlich, aber
Tims Windbreaker war einigermaßen wasserdicht. Außerdem härtet sich der
TKKG-Häuptling bei jeder Gelegenheit ab und ist so gut wie nie erkältet.
    Das Crosscountry-( Querfeldein -)Rennen
mit dem Rad lag hinter ihm. Er war nass und schmutzig, aber absolut sicher,
dass ihn kein eventueller Beschatter bemerkt hatte.
    Jetzt kauerte Tim unter einem
dichten Zierstrauch, der nicht Blätter, sondern Nadeln trug. Die hielten den
Regen ab. Tims Position befand sich etwa 20 Meter vom Gredewitz-Grab entfernt.
Auf dem Friedhof war es finster wie in einem Abflussrohr. Lediglich die ferne
Lichtglocke über der Altstadt — der schwache Widerschein der Lampen und
Laternen — ließ erahnen, dass es nicht nur diese Schwärze gab. Der Himmel
bestand aus Wolken, dunkel und regenschwer. Das Laternenlicht von der
Friedhofsstraße war so fern wie gar nicht vorhanden.
    Tim war an einer Stelle über
die Mauer geklettert, wo es keine Laterne gab, wohin man auch nicht einsehen
konnte vom Haupteingang. Kein Wagen stand auf dem Parkplatz. Überhaupt: Tim
hatte nirgendwo ein parkendes Fahrzeug gesehen. Aber das musste nichts
bedeuten. Es gab ja Straßen in der Nähe. Vielleicht wartete der Geldabholer
dort in seinem Kfz.
    Hier ist er jedenfalls nicht,
dachte der TKKG-Häuptling.
    Lautlos wie ein Schatten hatte
er die Umgebung des toten Briefkastens abgesucht.
    Keine Menschenseele weit und
breit.
    Es tropfte durch das Nadeldach
über ihm. Ein eiskalter Tropfen traf sein Genick und rann unter den Pullover.
    Tim wechselte seine Haltung etwas,
damit ihm die Beine nicht einschliefen. Mit allen Sinnen nahm er die Umgebung
auf, die Geräusche des Regens, den wabernden Nebel, den Geruch des Bodens.

    Tim dachte an Gaby und war
froh, sie zu Hause zu wissen in ihrem behaglichen Mädchenzimmer.
    Er überlegte, ob er anrufen und
ihr Gute Nacht wünschen sollte. Aber er verwarf den Gedanken. Denn vielleicht
war der Geldholer — oder deren zwei — bereits in der Nähe und würde ihn hören.
    Immerhin bewirkte der Gedanke,
dass Tim eine Feststellung machte: Er hatte sein Handy vergessen.
    Oder verloren? Nein. Er entsann
sich: Als er losdüste, lag es brezelbreit auf dem Tisch.
    Blöd! Kommunikationsmäßig ( verbindungs-/verständigungs-)

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