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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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war er also abgeschnitten von seinen Freunden und dem Rest der Welt.
    Wie sind wir eigentlich früher
klargekommen?, überlegte er. Als es noch kein Handy gab, als man zum
Festanschluss musste.
    Er versuchte, die Leuchtziffern
seiner Armbanduhr zu erkennen. Aber die waren jetzt so dunkel wie der Grabstein
vor ihm.
    Hoffentlich tanzt Klößchen bald
an, dachte Tim mit ungutem Gefühl. Dann kommt wenigstens ein bisschen Leben auf
den Friedhof. Jedenfalls könnte es heiß zugehen, meine ich.
    In der Nähe knackte ein Zweig.
     
    *
     
    „Jetzt sorge ich noch dafür“,
sagte Jean-René Wenk, der Meisterdieb, „dass Breschke heute Nacht schlecht
schläft. Dann, Helga, haben wir unser Tagessoll erfüllt. Dann ist alles in die
Wege geleitet — wir müssen nur noch kassieren.“
    Helga reichte ihm das Telefon,
das sonst auf einem Tischchen neben der Couch stand.
    „Immerhin hat Breschke sein
Ziel erreicht. Dieser Meurich kommt für den begehrten Posten nicht mehr
infrage.“
    „Die Intriganten reiben sich
die Hände“, grinste Wenk. „Noch wissen sie nicht, dass der Meisterdieb da war.“
Arthur Breschke meldete sich nach dem dritten Läuten. Seine breiige Stimme
klang aufgekratzt. Vielleicht feierte er mit seinem Bruder. Über diesen, der
Hugo hieß, hatte Wenk nachgedacht. Zum Gittl-Konzern gehörte Hugo ganz sicher
nicht. Denn Meurich hatte ihn offensichtlich nicht gekannt — durfte ihn nicht
kennen — bei der verschwörerischen Übergabe im Parkhaus.
    „Breääääschke“, meldete sich
Arthur.
    „Feiern Sie?“, fragte Wenk.
    „Wie bitte?“
    „Ob Sie feiern?“
    „Wer spricht dort?“
    „Grund zum Feiern hätten Sie
ja. Aufgrund Ihrer Intrige, Breschke, ist Meurich jetzt mega-out. Nicht nur,
dass er beim Gittl-Konzern rausfliegt — der Mann wird auch woanders keine
vergleichbare Stellung finden. Außerdem ist zu erwarten, dass er vor Gericht
wegen schwerer Körperverletzung eins drauf kriegt.“
    „Wer spricht dort?“
    „Wie Sie sich denken können,
werde ich Ihnen meinen Namen nicht nennen.“
    „Ich rede mit niemanden, den
ich nicht kenne.“
    „Mit mir werden Sie reden
müssen, Breschke. Denn ich bin der Einzige — außer Bruder Hugo natürlich — der
von Ihrer Intrige weiß. Eigentlich ein plumpes Ding — zumal ja nichts stimmt.
Es gibt überhaupt keinen Einbruch bei Professor Werch und mit Niermeier ist
alles in Ordnung.“
    Breschke schwieg.
Wahrscheinlich fingerte er nervös nach seinen Blutdruck-Tabletten — von denen
man nur hoffen konnte, dass sie helfen würden und niemand an den Nebenwirkungen
starb.
    „Sind Sie noch da?“, fragte
Wenk.
    Helga, neben ihm sitzend,
lachte lautlos.
    „Was... wollen Sie?“
    Breschkes Stimme klang wie ein
Mund voller Stampfkartoffeln.
    „Interessiert Sie denn gar
nicht, woher ich das alles
    weiß?“
    „Woher wissen Sie das alles?“
    „Ich war in Ihrem Haus,
Breschke. Als sich das alles abspielte, stand ich oben auf der Galerie.
Eigentlich wollte ich ja Ihren Safe knacken und die Münzsammlung mitnehmen.
Aber Sie und Hugo kamen unerwartet nach Hause. Schon mal von dem Meisterdieb
gehört? So haben mich die Medien getauft. Tja, und natürlich habe ich immer
meine perfekte Hightech-Ausrüstung dabei. Eine richtige Spionage-Ausrüstung für
Lauschangriffe und unbemerktes Ablichten. Ich war dann im Parkhaus und habe
schöne Fotos gemacht — von Ihrem Bruder und Meurich. Ihren Bruder kann man
identifizieren. Ich will damit sagen: Die Intrige kann ich Ihnen nachweisen.
Und selbst dabei im Dunkeln bleiben. Aber Ihnen, Breschke, gehen die
Hinterbacken auf Grundeis — wenn die Sache aufkommt.“
    Breschke schluckte. Dann: „Wie
viel?“
    „Erstens die Münzsammlung. Und
zwar die ganze. Ich weiß genau, was sie enthält. Und zusätzlich 50 000 Euro.“
    „Sind Sie... wahnsinnig?! Meine
Münzen sind über eine Million wert.“
    „Unter Sammlern. Ich kriege
höchstens ein Drittel, weil ich’s über Hehler veräußern muss.“
    „Veräußern? Sagt man in
Ihrem... Milieu veräußern?“
    „Denken Sie etwa, ich wäre aus
der Gosse? — Haben Sie 50 000 in bar?“
    „Natürlich nicht.“
    „Aber morgen können Sie das
Geld beschaffen?“
    „Ja. Kann ich. Weil die Banken
geschlossen haben, werde ich’s mir borgen bei Freunden.“
    „Gegen Mittag rufe ich wieder
an. Dann erfahren Sie, wo wir uns treffen.“
    Wenk legte auf.
    Helga küsste ihn auf die Wange.
„Phantastisch! Diese Beträge! Diese Summen! Ich komme mir richtig kläglich vor
mit dem,

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