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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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etliche Bilder aus Blackwells Nachlass erstanden. Genau genommen jedes Einzelne, das auf dem Markt angeboten wurde. Josh …” Offenbar überwältigt von diesem Ansturm an Informationen, blickte sie ihn aufgewühlt an. “Was, wenn ich Ihnen helfe und die beiden dahinterkommen? Mein Onkel? Oder Harrison? Das könnte das Fass zum Überlaufen bringen … Wenn ich davon ausgehe, dass wir so lange wiederkehren, bis wir endlich alles Böse wiedergutgemacht haben – was, wenn er dazu nicht bereit ist? Müsste ich ihn da nicht jetzt verlassen? Ihn nie mehr wiedersehen? Mich selber schützen?”
    “Sollten Sie vielleicht wirklich.”
    “Ja, aber kann ich das auch? Ihm einfach Knall auf Fall den Laufpass geben? Auf Nimmerwiedersehen? Wohin mag das alles führen? Kann ich den möglichen Folgen überhaupt ausweichen? Was wird aus mir, falls ich mit Harrison Schluss mache? Meinem Onkel den Rücken kehre? Oder Ihnen?”
    “Ich bin kein Hellseher. Ich suche nach Antworten, genauso wie Sie. Ich kann Ihnen nur die Theorie bieten.”
    “Besser als gar nichts. Legen Sie los.”
    “An Reinkarnation zu glauben bedeutet, das Schicksal anzunehmen. Versuchen Sie also, davor davonzulaufen wie Ödipus das getan hat, entkommen Sie möglicherweise einer vermeintlichen Notlage, nur um dann am Ende der Reise der wirklichen Gefahr ins Auge blicken zu müssen.”
    Sie senkte den Blick, als sie über einen umgestürzten, bemoosten Baumstamm stieg. “Nein, bedaure. Das kann ich nicht. Mich geradewegs in ein potenzielles Minenfeld zu begeben, so dumm bin ich nicht.”
    “Nehme ich Ihnen nicht übel. Die Lösung meiner Probleme ist nicht Ihre Sache.”
    Schweigend schlenderten sie noch ein paar Hundert Meter weiter, inzwischen in westliche Richtung, auf einen Parkausgang zu. Hier machte der Pfad eine Biegung, um sich dann einen Abhang hinunterzusenken. Unten an der Sohle angekommen, ging Josh auf, dass er die Stelle kannte: Sie befanden sich genau unter dem Reitpfad. Er ließ sich ein paar Schritte zurückfallen, denn er wollte nicht derjenige sein, der die Richtung vorgab, jedenfalls jetzt nicht. Rachel hatte die Route ausgesucht. Er hatte vermutet, der von ihr eingeschlagene Weg werde irgendwie beliebig sein, da sie nach seinem Eindruck viel zu aufgewühlt war, um ganz bewusst eine Strecke vorzugeben. Zu einem bestimmten Zeitpunkt aber musste sie wohl geahnt haben, wohin es ging, denn Zufälle gab es ja nicht, und sie waren mittlerweile an der Bogenbrücke Riftstone Arch angekommen.
    “Glauben
Sie
an Schicksal?”, wollte sie wissen.
    Er stand im Schatten der Brücke und betrachtete den Bogen. “Ich weiß nicht, was ich glaube.”
    Rachel folgte seinem Blick und musterte ebenfalls die rustikale Steinbrücke. Fast wie in Trance ging sie darauf zu und berührte die Steine mit den Fingerspitzen. “Josh”, fragte sie plötzlich, indem sie sich wieder zu ihm umdrehte. “Haben Sie etwa auch Erinnerungssprünge?”
    “Seit anderthalb Jahren.”
    “Was war bei Ihnen der Auslöser?”
    “Ein Anschlag, in den ich verwickelt wurde.”
    “Ist Ihnen etwas passiert?”
    “Ja. Ich wäre um ein Haar draufgegangen.”
    “Und wohin führen ihre Rückblenden Sie?”
    “Ins alte Rom.”
    Sie guckte ihn zweifelnd an. “Aber nicht nur dorthin, oder?”
    “Nein, nicht nur dorthin.”
    Nach wie vor fixierte sie ihn, als versuche sie, durch ihn hindurchzublicken. “Das Summen …”, murmelte sie, um dann verwirrt die Augen zu schließen und sofort wieder zu öffnen. “Esme hatte einen Bruder. Hatte ich Ihnen das schon erzählt?” Taumelnd, als wäre ihr schwindlig, musste sie sich gegen die tragenden Felsen der Brücke stützen. “Ich glaube, er hat hier gespielt. Sie hat sich Sorgen um ihn gemacht, als sie in Rom war. Sie meinte, er könnte erkrankt sein, weil er ihr nicht mehr schrieb … Habe ich Ihnen das unter Hypnose gesagt? Das mit meinem Bruder?”
    “Nein. Wissen Sie, wie er hieß?” Er wartete. Dass er vor Spannung den Atem anhielt, war ihm gar nicht bewusst.
    “Percy.”
    Ihre Stimme klang extrem laut; fast schien es, als werde das “Percy” wie ein hallendes Echo von den Brückensteinen zurückgeworfen. Der Duft von Jasmin und Sandelholz überkam ihn. Es war eigentlich nicht der geeignete Augenblick dafür, doch da er den Flashback bereits erahnte, sehnte er ihn förmlich herbei wie ein Süchtiger seine Droge. Die Luft ringsum geriet ins Schwingen. Ein gespanntes Frösteln überlief seine Arme und Beine, bis schließlich sein

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