Der Mensch vom Mars. Roman.
zwölf.«
»Und wenn es keine gewöhnliche lineare Strahlung ist, muß man dann das ganze Meerschweinchen von allen Seiten mit der Abschirmung umhüllen?« fragte der Doktor.
»Meinen Sie, daß auf dem Mars andere physikalische Gesetze gelten?« sagte Frazer spöttisch.
»Und Sie glauben, Sie kennen schon alle?« unterstützte der Professor den Doktor. »Als ich in Ihrem Alter war, bildete ich mir auch ein, alles zu wissen. Ich glaube, daß der Doktor recht hat. Fertigen Sie bitte eine Abschirmung in Walzenform an und geben Sie Atmungsfilter dazu – oder nein, es ist besser, alles hermetisch abzuschließen und in einen Sauerstoffbehälter zu geben. Bitte führen Sie das gleich durch und legen Sie es in die Kammer zum Marsmenschen hinein.«
Alle erhoben sich, und der Professor ergriff Frazer an der Hand, zog ihn zum Fenster und fing an, ihm etwas zu erklären, wobei er mit dem Finger etwas auf die Fensterscheibe malte.
Der Doktor trat an mich heran.
»Wie gefällt Ihnen unser Professor?« sprach er mich an und rieb sich die lange, schmale Nase. »Ein Nörgler, was? Aber ich sage Ihnen, was für ein Kopf!«
Und er klopfte sich mit dem Finger an die Stirn.
»Doch wissen Sie was? Ich werde Ingenieur Fink überreden, uns alles zu zeigen, was dem Geschoß entnommen wurde ... es ist ein interessantes Ding – obwohl ich es schon einmal gesehen habe. Sie müssen wissen, daß der Professor alles unter Verschluß hält.« Der Doktor sprach noch einmal mit dem Ingenieur, einem graumelierten Brünetten mit hellblauen Augen und braunem Gesicht, und wir traten auf den Korridor hinaus.
»Verzeihen Sie, meine Herren, aber Ihre Arbeit hat, soviel ich sehe, nichts Ungewöhnliches an sich. Wozu also diese Geheimnistuerei? Und diese sonderbaren Losungsworte, die Art der Verständigung. Konnte Ingenieur Lindsay nicht direkt hierherkommen? Ich bin zwar kein Teilnehmer an diesen äußerst interessanten Forschungen, aber ...«
»Weil Ihre Kollegen uns nicht in Ruhe lassen«, unterbrach mich der impulsive Doktor. »Weil der Park von Stacheldraht und Hunden umgeben sein muß. Weil sie schon etwas erschnüffelt haben, ich weiß bloß nicht, wie? Daß Professor Widdletton etwas mit dem abgestürzten Meteoriten zu tun habe ... Glücklicherweise sind sie noch mit Japan beschäftigt ... aber wenn sie sehen, hier sitzt der berühmte Kopf der modernen Astrophysik, und wir haben einen Konstrukteur wie Mr. Fink und einen Elektrotechniker wie Lindsay – wir haben ihn erst vor drei Tagen angeheuert, müssen Sie wissen – ich versichere Ihnen, daß alle Mauern und Wassergräben und Hunde nichts nützen würden.«
Ins Gespräch vertieft, erreichten wir das Laboratorium. Es war ein großer Raum mit einer teilweise verglasten Decke, modernst eingerichtet. Die Propeller großer Ventilatoren summten, überall glänzte das Glas der in Reihen aufgestellten Apparaturen, an den Wänden leuchteten in allen Farben des Regenbogens chemische Reagenzien in Flaschen. Hier und da zischte ein Bunsenbrenner und heizte irgendwelche Apparate. In einem anderen Teil des Saales standen Tische mit optischen Geräten und komplizierten Uhrwerken ähnlichen Mechanismen, deren Bestimmung mir unbekannt war. Wir durchquerten den Saal, und im nächsten Waschraum sah ich Farbphotos, die die Gegend um die Absturzstelle des Meteoriten zeigten, an den Wänden.
Ich gebe reumütig zu, daß ich sie sehr flüchtig angesehen habe. Auch die Photos von dem Geschoß selbst, einer Zigarre mit stumpfem Ende, erweckten meine Neugierde nicht allzusehr. Das entging meinen Begleitern nicht.
»Ich sehe, Sie wollen das sehen, was das wichtigste ist«, stellte der Doktor fest. »Gehen wir hinunter.«
Wir fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoß, dann gingen wir über die Treppe zu dem mir schon bekannten unterirdischen Korridor. Wie groß war mein Erstaunen, als ich mich nach ein paar Schritten in dem Stahlraum befand, in dem ich in Gesellschaft des mürrischen Fahrers das Abendessen genossen hatte.
»Sie kennen diese gute Stube, nicht wahr?« wandte sich der joviale Doktor an mich. Ich lächelte. Der Ingenieur stellte die Buchstabenkombinationen der einzelnen Safes ein, und nach einer Weile verkündete uns ein Knattern, daß die Türen offen waren.
Der Ingenieur holte einige Gegenstände aus der dunklen Tiefe und legte sie auf den Tisch.
»Was ist das?« fragte ich und zeigte auf eine Walze aus Palladium, die auf der Seite so etwas wie einen Knopf oder eine Taste aufwies.
»Das ist, so
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