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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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meine Schwestern. Die Wege des Lichtes kreuzen sich immer und immer wieder, und es ist nicht einmal gesagt, daß von den zwölfen ich die richtige Spur gefunden habe. Sie führte mich hierher, in den dunklen Ring um diese Welt, wo auch mir Grenzen auferlegt sind. Ich konnte dich vor den Bizarren retten, indem ich diese Lichtinsel schuf, doch rechne nicht wieder mit meiner Hilfe. Vielleicht war es die Neugier, die mich bewog, dir bereits mehr zu offenbaren, als mir gestattet ist. Vielleicht wollte ich nur jenen sehen, der die Hoffnungen der Freien in sich vereint. Ich muß meine ganze Kraft nun darauf verwenden, mich der Finsternis zu erwehren, bis…«
    Ihre Lippen schlossen sich. Gebannt sah Mythor in dieses überweltlich schöne Gesicht, und plötzlich ertappte er sich dabei, diese Geheimnisvolle mit Fronja zu vergleichen.
    Es war ihm, als entfernte sich Shaya, obwohl sie noch vor ihm saß. Der Saum ihres Gewandes ging in den weißen Nebel über. Ihre vollen Brüste hoben und senkten sich unter dem schneeweißen Stoff. Sie atmete und war doch so kalt wie der Tod. Sie war betörend schön, und doch war ihre Schönheit eine völlig andere als die von Fronja. Mythor erkannte, daß er sie nie würde begehren können.
    Alles das verwirrte ihn nur noch mehr.
    »Gib mir einen Hinweis!« bat er sie. »Einen einzigen nur!«
    Sie aber schüttelte nur den Kopf. Ihr Lächeln schien ihm Mut machen zu wollen, den einmal eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Doch sie selbst schien innerlich gebrochen.
    »Wir werden uns wieder begegnen, Mythor«, flüsterte sie. »Dann, wenn die Wege des Lichtes zusammenfinden und die Voraussetzungen erfüllt sind. Vieles liegt an dir selbst. Verliere niemals die Hoffnung und deinen Glauben. Dann werden auch alle Fragen eine Antwort finden, die dich nun quälen, eines nahen oder noch fernen Tages. Es bedarf vieler Schritte dazu. Carlumen zu finden, ist der erste.«
    Er griff nach ihr, als sie sich vor seinen Augen aufzulösen begann. Seine Hände fuhren ins Leere, durch sie hindurch.
    »Bleib noch!« rief er. »Sage mir nur, woher du mich kennst und von Carlumen weißt!«
    Schon war sie nicht mehr als eine nebelhafte Gestalt. Eine durchsichtig werdende Hand winkte ihm ein letztes Mal zu. Dann war er allein.
    Die Lichtglocke über ihm riß an mehreren Stellen gleichzeitig auf. Dünne Linien aus Schwärze durchzogen sie wie die verästelten, feinen Finger eines Blitzes. Sie verbreiterten sich und waren für einige Herzschläge wie Fenster in eine andere Welt.
    Doch es war seine Welt, die, aus der er durch Shaya herausgerissen worden war, als die Kristallschwerter der Bizarren ihn zu durchbohren drohten.
    Er sah die Wurzelstränge über sich, stand auf dem durchwobenen Geflecht und hörte, wie Fronja schrie.
    Er fuhr herum und erblickte die Gefährten am Rand der Ebene – und bei ihnen die Dämonen.
*
    Fronja war bei ihm, als er das Gläserne Schwert nahm und sich wieder erhob. Er sah die stumme Frage in ihren Augen, doch seine Aufmerksamkeit galt den zehn Fuß hohen Riesen mit dem einen Auge auf der Stirn, dem Horn darüber und den aufgerissenen Rachen. Er sah die Muskelpakete unter der schwarzen, leicht glänzenden Haut.
    Die Amazonen, Nadomir und Robbin wichen vor ihnen zurück. Nur Siebentag blieb stehen und hatte die Hände schon wieder am Saum seines Umhangs. Nadomir rief ihm eine Warnung zu, und auch Mythor konnte nach den beiden vorangegangenen Fehlschlägen nicht mehr an einen Erfolg des Kannibalen glauben.
    Er war noch zu verwirrt über das soeben Erlebte, zögerte, sich mit dem Schwert den Dämonen entgegenzustellen – falls es wirklich solche waren.
    Sie schienen noch unschlüssig, machten einmal Bewegungen, als wollten sie sich auf Siebentag stürzen, um dann offenbar doch wieder davor zurückzuschrecken. Ihre Gier war unverkennbar, die Mordlust brannte in ihren Augen. Doch etwas schien sie noch zurückzuhalten, fast so, als fürchteten sie, einem anderen, Mächtigeren, seine Opfer wegzunehmen.
    Siebentag riß seinen Umhang auf. Die Dämonen stießen ein schauriges Gebrüll aus, und wahrhaftig wichen sie vor den Körperbildern des Kannibalen zurück.
    Mythor drückte Fronja fest an sich und kniff die Augen zusammen. Plötzlich kamen ihm Zweifel darüber, daß die Riesen allein vor der Körperbemalung Siebentags zurückschreckten. Ihr Geheul nun jagte ihm einen kalten Schauder nach dem anderen über den Rücken. Die Amazonen standen wie erstarrt und verfolgten das ungleiche

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