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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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daß sie sich mitschuldig fühlte am Schicksal der Verlorenen. »Was sind Bizarre?«
    Mythor antwortete für den Pfader. Er hob einen Arm und deutete auf die Gestalten, die sich nun mit ruckartigen, unwirklich erscheinenden Bewegungen näherten.
    »Kristallmenschen«, sagte er finster. »Wesen aus Kristall, vom Sturm gesät. Dies sind unsere wirklichen Gegner im Sud!«
    Und als hätte er ihnen durch seine Worte ein Signal gegeben, griffen sie an.
*
    Sie hatten keine Gesichter, kein einziges Merkmal, das an einen Menschen erinnert hätte, und doch wirkten sie auf unheimliche Weise wie Kämpfer aus einem sehr aus der Art geschlagenen Stamm des Menschengeschlechtes. Sie wuchsen aus dem Boden heraus, blitzend und funkelnd. Wenn sie eine Größe von sechs, sieben Fuß erreicht hatten und alle Gliedmaßen ausgebildet waren, lösten sie sich von ihrem Platz. Doch sie kamen nicht mit fließenden Bewegungen. Eher sah es so aus, als entstünden die Füße, die sie vor den anderen setzten, wie hingezaubert neu. Das gleiche galt für die kristallenen, eckigen Arme, die in Fäusten mit spitzen Fingern endeten, in denen Kristallspeere steckten.
    Mythor bedeutete den anderen mit weit ausgestrecktem Arm, am Rand der Ebene zu bleiben und dort, wo ihr Rücken frei war, auf den Ansturm zu warten. Es mochten an die dreißig Kristallene sein, die auf sie zustaksten, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Und ohne Vorwarnung schleuderte sie ihre Speere. Mythor, ihre Bewegungen erahnend, rief eine Warnung und duckte sich tief. Die Kristallanze, die für ihn bestimmt war, bohrte sich ins Wurzelwerk. Er sah seinen Gegner, schnellte sich auf ihn zu und durchschlug den starren Körper in der Mitte. Ein feines Klingen wie von lauter kleinen Glöckchen erfüllte die Luft, als der Oberkörper des Bizarren abknickte und fiel. Doch schon bildete er sich neu auf dem Rumpf, der sicher auf den beiden spiegelden Beinen stand.
    Es dauert eine Weile! erkannte Mythor.
    »Wartet, bis sie ihre Lanzen verschleudert haben!« rief er den Gefährten zu. »Dann greift sie schnell an! Sie sind langsamer als wir, auch wenn sie nachwachsen!«
    Er wartete nicht darauf, daß man ihm antwortete. Noch immer trugen einige der Bizarren ihre Lanzen und erkannten den Gorganer nun als ihren gefährlichsten Widersacher. Wieder mußte er springen und ausweichen, wieder stieß er vor und zerschlug zwei, drei der Gestalten. Nun waren die Amazonen neben ihm. Ihr ganzer Zorn über den Tod der Gefährten machte sich Luft. Bald war über die Hälfte der Bizarren gefällt, und wo sie nachwuchsen, standen die Amazonen bereit, sie gar nicht erst wieder in ihrer vollen Größe entstehen zu lassen.
    Mythor kämpfte weiter, mit Fronja an seiner Seite. Er kannte keine Rücksichten, denn er wußte, daß er kein wirkliches Leben auslöschte. Dies war Zauberei, toter Kristall, dem von den Dämonen ein Scheinleben eingehaucht worden war, um die verhaßten Gegner am weiteren Vordringen zu hindern.
    Fronja schlug sich wie nie. Nichts an ihr erinnerte mehr an die Erste Frau von Vanga, mächtig, doch eingeschlossen im Gefängnis ihrer Träume. Sie verstand es, sich ihrer Haut zu wehren, und doch waren alle ihre Bewegungen von einer schier überweltlichen Reinheit. Sie mochte nicht für das Schwert geboren sein, doch waren es nicht die Kinder des Lichtes, die diese Welt mit Zwietracht und Haß überzogen.
    »Achtung!« schrie Siebentag, als Mythor schon glaubte, auch diese Gefahr gebannt zu haben. »Dort!«
    Und wie Pilze, die ihre Hüte über Nacht entfalteten, wuchsen weitere Bizarre am gegenüberliegenden Rand der Ebene in die Höhe, viel schneller nun als die ersten. Es waren an die hundert!
    Siebentag stellte sich der Übermacht allein entgegen. Wieder öffnete er seinen Umhang über der Brust, um die Bizarren mit seinen Körperbildern zu bannen, doch wie schon auf Phryl-Dhone, war ihm der Erfolg versagt. Schlimmer noch – die Kristallenen warfen seine sinnesbetäubenden Zeichnungen wie Zerrspiegel hundertfach auf ihn zurück. Einige Amazonen gerieten in die Zone der Spiegelung und griffen sich schreiend an die Schläfen. Ihre Waffen entfielen den Händen. Sie taumelten genau in die Arme der funkelnden Gestalten, aus deren Händen nun gezackte Schwerter wuchsen.
    Mit dem Grimm der Verzweiflung warfen sich Mythor, Fronja und die nicht betroffenen Kriegerrinnen den vorrückenden Gegnern entgegen. Das Singen und Klirren wollte die Ohren betäuben. Mythor sah nur noch Kristallene um sich und

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