Der Menschenjäger
günstig für uns. Die Finsternis wird das Licht für immer verschlingen.«
Voller Verachtung spricht abermals Derequium:
»Gorgan gehört schon so gut wie uns. Doch vergeßt nicht die unrühmliche Niederlage jener, die in Vanga einzufallen sich anschickten. Sie gelangten in die Hermexe und blieben darin gefangen, bis sie sie hier in der Schattenzone wieder ausspie, zusammen mit ihm, dem Sohn des Kometen.«
Schadenfreude über das Mißgeschick der Unfähigen brandet auf und noch stärker der Haß auf jene, die mit den Dämonen in den Brodem gelangten und immer noch leben.
»Sie werden nun alles daransetzen, ihn zu töten – ihn und die Tochter des Kometen. Doch sollten sie sich davor hüten, den Zorn des Darkon heraufzubeschwören, denn er hat andere Pläne. Mythor und Fronja gehören ihm. Bascion, der an die Stelle des getöteten Asculuum trat, hat Yoter, den Menschenjäger ausgeschickt, um Mythor den Garaus zu machen. Auch dies wird der Darkon nicht mit Wohlwollen sehen.«
Die unheimliche Unterhaltung erstirbt. Die Dämonen stehen starr an ihren angestammten Plätzen und beobachten weiter, wie die Hülle des Cherzoon für die Reise vorbereitet wird. Magische Feuer umtanzen den verlassenen Körper. Beschwörungsformeln hallen wider aus dem Nichts.
Hoch über dem Chaos ist Stille, ist das Schweigen vor dem alles hinwegfegenden Sturm, wenn der Herr der Finsternis erscheint und seinen Zorn entläßt auf jene, die sich nun anschicken, ihm das zu nehmen, was er begehrt…
1.
»Die Richtung stimmt«, erklärte Robbin, der Pfader. »Das ist alles, was ich euch jetzt sagen kann.«
Mythor stand hochaufgerichtet an einer der viereckigen Öffnungen im Leib der Phanus und starrte hinaus in das Leuchten und Blitzen der unbekannten Gefilde. Mit einer Hand hielt er die Holzklappe hoch. Staubmassen wurden gegen das Hausboot gewirbelt. Ab und an tauchten größere Gesteinsbrocken auf, und die Amazonen an den Steuerfächern hatten ihre liebe Not damit, das zerbrechliche Boot auf sicherem Kurs zu halten. Dann wieder geriet die Phanus in Blasen giftiger Lüfte oder mußte sich durch Luft, die so dick war wie ein zäher Brei, schieben. Die Erschütterung nahm der Gorganer kaum noch wahr. Er hatte sich an sie ebenso gewöhnt wie an den Gedanken, daß in jedem Augenblick neue, fürchterliche Angreifer aus dem Mahlstrom der Schattenzone ausgespien werden konnten.
Mythors Augenmerk war auf andere Dinge gerichtet.
Er ließ die Klappe herab und verschloß das Fenster. Fronja stand neben Robbin und blickte ihn herausfordernd an. In einer Ecke des nur durch ein Öllicht schwach erleuchteten Raumes klammerte sich Gerrek krampfhaft an den hölzernen Leisten fest und gab jedesmal ein Stöhnen von sich, wenn die Phanus in einem Luftloch nach unten sackte oder von tückischen Strömungen jäh in die Höhe gerissen wurde.
»Du wirst es nicht tun!« sagte Fronja hart. In ihrem betörend schönen Gesicht war eine nie gekannte Strenge. »Ich werde nicht zulassen, daß du blindlings in dein sicheres Verderben läufst!«
Mythor winkte verärgert ab. Er ging in die Hocke. Vor ihm auf dem Boden lagen Caerylls Weltkarte und die beiden Bausteine des DRAGOMAE, des Zauberbuches der Weißen Magie. Die beiden Kristalle übten eine Anziehung auf ihn aus, der er sich kaum noch zu entziehen vermochte. Er griff nach ihnen und hob sie vor sein Gesicht.
»Ich warne dich zum letztenmal!« rief Fronja. »Du bist nicht magisch geschult genug, um die Kräfte der Steine für dich nutzbar machen zu können, ohne daß sie dich zerstören! Selbst ich mußte erleben, wie leicht sie dem Willen entgleiten, als ich sie im Haryien-Stock benutzte!«
Sie erinnerte ihn damit an etwas, das er lieber schnell wieder vergessen wollte. Die Haryien des Nesfar-Stockes hatten ihn nur geködert, um ihn zum neuen Haryion zu machen. Entgegen allen Warnungen der Freunde war er ihnen in ihren Stock gefolgt. Er hatte den Thron bestiegen und war in die Gewalt der in ihm lebenden Geister früherer Haryione geraten. Erst Fronjas Eingreifen hatte ihn schließlich gerettet.
Vorher jedoch war ihm durch einen der Haryion-Geister jenes Wissen zuteil geworden, das ihn nun trieb und nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Er glaubte zu wissen, wo er Caerylls fliegende Stadt fand – Carlumen .
» Carlumen ist an der untersten Sprosse der Dämonenleiter gestrandet«, sagte er heftig. »An einem Ort, der Yhr genannt wird. Du bist dir nicht völlig sicher, daß wir uns der Dämonenleiter und Yhr
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