Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman
nächste Los heraus.
»Arne Bay, auch Kelten-Arne genannt. Früher Mitglied bei White Pride, jetzt Dansk Front. Der Sohn des Archivars Frederik Winkler. Läuft mit Doc Martens Stiefeln rum und hat über den ganzen Rücken ein keltisches Kreuz tätowiert. Er gehört hier in Århus zu den Schauspielern auf der Bühne für rechtsextreme Wahnsinnige.«
Wieder eine Niete. Sie konnte es in seinen Augen lesen, die fröhlich zu leuchten begannen.
»Worum geht es hier eigentlich? Du lässt nach. Das alles wissen wir schon längst. Was glaubst du, wofür wir unser Gehalt bekommen?«
Er zog seinen Stuhl zu sich und setzte sich.
»Kümmer du dich bitte einmal um die Journalistenarbeit, und überlass uns die Ermittlungen.«
Dicte spürte ihr Blut in den Schläfen pochen. Normalerweise war er wesentlich kooperativer. Was zum Teufel hatte ihn gestochen?
»Aber genau das tue ich doch«, protestierte sie. »Ich bin zu dir gekommen und gebe das weiter, was ich zufällig bei einem Interview aufgeschnappt habe, weil ich weiß, dass ihr einen Faden in der Stadionsache sucht.«
Jetzt lächelte er übers ganze Gesicht.
»Zufällig? Dicte Svendsen? Dann musst du mit dem Fahrstuhl weiter nach oben fahren!«
Sie lehnte sich zurück, erschöpft von so viel Widerstand. Vielleicht hatte er auch recht. Sie sollte sich um den Journalismus kümmern, Bo mit Leckereien verwöhnen und sein Vertrauen und sein Herz immer wieder aufs Neue zu gewinnen versuchen. Sie machte einen letzten Anlauf.
»Dann wisst ihr natürlich auch darüber Bescheid, dass in Europa ein identischer Mord geschehen ist, mit demselben Tatmuster. |99| Ausgestochene Augen, Knochen durch PVC-Rohre ersetzt.«
Ihr Gewissen hatte sie ins Polizeipräsidium getrieben und selbstverständlich auch die Hoffnung, durch eines ihrer häufigen Tauschgeschäfte neue Informationen zu erhalten. Sie verfluchte ihre Skrupel, sollte die Polizei doch alleine weitersegeln.
»Also, ich muss schon sagen!« Er sah tatsächlich ein bisschen beeindruckt aus, obwohl er das sofort mit einem Lächeln kaschierte. Aber sie erkannte, wie erschöpft er eigentlich war. Seine Augen lächelten nicht mit, das Lächeln reichte nicht einmal bis zu den Mundwinkeln.
»Du bist wie immer gut informiert. Die Götter mögen wissen, woher du es weißt, aber ja, danke, wir haben bereits die Unterlagen aus Polen erhalten.«
Er legte seine Hand auf eine dünne Mappe, die auf seinem Schreibtisch lag. »Wir haben zwar unter juristischen Einschränkungen in der Europäischen Union zu leiden, aber glücklicherweise sitzen noch dänische Ermittler an den verschiedensten Posten bei Europol.«
Dicte hatte den letzten Satz nur wie ein Brodeln aus einem Topf wahrgenommen.
»Polen? Wer spricht denn von Polen?«
Sie bemerkte, dass er etwas sagen wollte, sich aber zusammenriss. Das Adrenalin begann sich in ihrem Körper auszubreiten. Vielleicht war es doch keine Niete gewesen.
»Wovon hast du denn gesprochen?«
Er versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, aber sie konnte seine Neugierde genau spüren. Sie machte eine Kunstpause. Wahrscheinlich, weil sie so sehr dafür gekämpft hatte und jetzt mit ihren Ergebnissen prahlen wollte.
»Kosovo!«
Sie hörte das Triumphale in ihrer Stimme.
»Kosovo?«
Er beugte sich über den Tisch und schob dabei die Polenakte beiseite. Er sah besorgt aus, und plötzlich schämte sie sich dafür, |100| den Tod eines Menschen benutzt zu haben, um sich in einem idiotischen Wettkampf zu profilieren.
»Erzähl mir alles über den Kosovo-Fall«, sagte Wagner.
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Kapitel 15
»Du fährst wieder zu ihm, oder? Zu deinem Fußballfreund?«
»Er ist nicht mein Freund.«
Wenn ER sie doch nur in Frieden lassen könnte. Immer musste ER seine Nase in ihr Leben stecken. Immer konnte sie das Knarren des Rollstuhls in der Nähe hören. So wie jetzt, als er ins Schlafzimmer gerollt kam, während sie sich anzog.
Kiki Laursen streckte ihr rechtes Bein aus. Sie streckte den Fuß mehr, als notwendig gewesen wäre, aber Frauen mussten den Spann dehnen, wenn sie sich Strümpfe anzogen. Das wusste jeder.
»Er ist mein Liebhaber.«
Langsam rollte sie den dünnen Nylonstrumpf das Bein hinauf und befestigte ihn am Strumpfband, so dass ein Stück ihres Schoßes zu sehen war. Sie liebte es, sich für ein bevorstehendes Sexabenteuer anzukleiden.
»Er packt dich hart an. Was verwendet er dafür? Seine Hände? Eine Peitsche? Die Neunschwänzige?«
Sie mochte die roten Streifen auf ihren
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